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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
6./7. Heft
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Forrer, Robert: Schwertinschriften in romanischen Miniaturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0221

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200

R. FORRER, SCHWERTINSCHRIFTEN IN ROMANISCHEN MINIATUREN

VII. BAND

nahe. In erster Linie wird man annehmen müssen,
dafs der resp. die Künstler in der Tat Schwert-
inschriften darstellen wollten — weniger um durch
die Inschrift dem Beschauer etwas zu verkünden,
als vielmehr um das Bild möglichst detailliert und
naturgetreu auszugestalten, nicht mit der Absicht,
eine Schwertinschrift Buchstabe für Buchstabe
zu kopieren, aber doch sie als wesentlichen Be-
standteil des romanischen Schwertes anzudeuten,
etwa so, wie gelegentlich auf Decken und Ge-
wändern das Textilmuster, auf Schilden ein
Wappenzeichen usw. zur weiteren Ausmalung des
Bildwerkes angebracht worden ist.
Das Gesagte bestätigt auch der Inhalt
unserer aufgemalten Schwertinschriften, soweit
er lesbar ist. Die Buchstabenfolge HO NO auf
Fig. i könnte ja zur Not zu Honorius, Honestus
oder dergleichen ergänzt und dann als Name des
Malers gedeutet werden. Aber sie erinnert doch
lebhaft an die auf wirklichen Schwertern des
12. Jahrhunderts so oft wiederkehrenden Buch-
stabenfolgen ähnlichNONON(Wegeli S. 224 Fig.21)
und HOMODEI (Wegeli p. 219 Fig. 7). So bin
ich eher geneigt, in dem HONO eine an jene
Vorbilder anklingende und darauf zurückgehende,
aber verdorbene Wiedergabe des HOMODEI
oder des IN NOMINE DOM(INI) (Wegeli Fig. 22)
zu sehen. Es wäre eine unorthographische, mifs-
verstandene Wiedergabe, wie sie auch in dem
NONON (Wegeli Fig. 21) und in anderen von

Wegeli aufgezählten Buchstabenfolgen vorliegt.
Wahrscheinlich ist, dafs der Zeichner des HONO
speziell die Inschrift HOMODEI vor Augen hatte,
ohne freilich damit den Kindesmörder als kreuz-
fahrenden „Gottesstreiter“ bezeichnen zu wollen.
Aber er hat uns einen Krieger im Waffengewande
eines Kreuzfahrers dargestellt und dabei ge-
treulich auch die der Zeit entsprechende Schwert-
inschrift auf sein Bild übertragen.
Die drei Zeichen IIV von Fig. 2 sind viel-
leicht als auseinandergezerrtes IN zu lesen und
gehen dann möglicherweise (als Abkürzung) auf
Wegelis Fig. 7 INGELRII(D) zurück.
Das ON der Miniatur Fig. 3 darf vielleicht als
Ausschnitt aus dem schon oben erwähnten NONON
(Wegeli Fig. 21) gedeutet werden.
Ob das OPOC von Fig. 6 ebenfalls *die ver-
dorbene Wiedergabe eines der genannten Vor-
bilder darstellt oder ob es im Sinne von oppo-
situs eingesetzt, oder gar griechisch zu lesen ist
als 0P0C{10G) = Orosios, bleibt dahingestellt.
Vielleicht ist uns damit der Name eines kunst-
reichen Klingenschmiedes überliefert; keinesfalls
kann sich damit der Künstler gemeint haben,
denn als solcher ist bekannt Herrad von Lands-
berg, Äbtissin des Klosters Hohenburg auf Odi-
lienberg.
Mögen meine Beobachtungen und Bemer-
kungen zu weiteren Nachforschungen in dieser
Richtung anregen.
 
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