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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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6./7. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0223

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202

FACHNOTIZEN

VII. BAND

wiederholende Schmiedemarken, die teilweise ur-
sprünglich durch das kupferne Schmuckband ver-
deckt gewesen sind; einige dieser Marken gleichen
den Schmiedemarken auf dem Helm der Samm-
lung Engel.
Helm II.
Dieser Helm stammt aus Perugia, wie ich
durch den Vor-Vorbesitzer, der ihn dort erwarb,
mit Sicherheit feststellen konnte. Der Helm ist
am Scheitel völlig durchgerostet. Er hat anschei-
nend sehr trivialen Zwecken dienen müssen, wo-
rauf ein an der einen Seite beweglich ang-enieteter,
ringförmiger Henkel deutet; dies macht es erklär-
lich, dafs der Helm an seiner tiefsten Stelle (als
Gefäfs gedacht) durchgerostet ist. Im übrigen war
der Helm aus schwerem Eisen gefertigt. Da der
Teil im Nacken schon etwas eingezogen ist, die
Haube sich schon mehr der Kugelform nähert,
und ein leichter Grat über dem Scheitel vorhan-
den ist, so ist der Helm wohl mehr als die früheste
Form des Schallern anzusprechen; er dürfte wohl
in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zu setzen
sein (ßöheim, Handbuch der Waffenkunde S. 38).
Am Rande war er durch einen Schlag schwer
beschädigt worden, man hat ihn deshalb, um ihn
gebrauchsfähig zu erhalten, dort in alter Zeit durch
zwei übereinander genietete Eisenbänder verstärk^
als unteres Blatt benutzte man das Blatt einer
Säge. Am unteren Rande des Helmes befinden
sich ungefähr 50 teilweise sich wiederholende
Schmiedemarken. Diese Marken waren von vorn-
herein eingeschlagen, denn die beiden an der ein-
geschlagenen Stelle in alter Zeit aufgenieteten
Eisenplatten bedecken an dieser Stelle die Marken.
Welchen Zweck mögen nun die auf diesen
beiden Helmen befindlichen zahlreichen „Sammel-
schmiedemarken“ haben? Dafs die Helme ur-
sprünglich aus einer gemeinsamen Werkstatt stam-
men, ist nicht sehr wahrscheinlich, wenn auch nicht
ausgeschlossen, trotzdem mit völliger Sicherheit
als Fundort des frühen Schallern (Helm II) Perugia
feststeht, da die politischen Beziehungen zwischen
Deutschland und Italien zu damaliger Zeit sehr
rege waren. B. Engel erklärt diese vielen ver-
schiedenen Marken auf seinem Helm damit, dafs
vielleicht sein Helm als Beutestück an eine
Schmiedezunft gekommen sei, die ihn nun zum
bleibenden Andenken an die Tat und zugleich als
dauernde Zeichenrolle mit den Marken der Ge-
nossen versah. Diese Erklärung klingt, weil zu
romantisch, etwas unwahrscheinlich namentlich
jetzt, wo das Vorkommen derartiger „Sammlungs-
marken“ auf mehreren Helmen feststeht. Ist es
möglich, dafs eine ganze Zunft eine gröfsere Lie-
ferung von Helmen übernommen hatte und zwar
als Allgemeinheit, und dafs infolgedessen jedes

Zunftmitglied, das durch Einzelarbeit sich an der
Lieferung beteiligt hatte, schliefslich an jedem
Stück, das die Innung zur Ablieferung brachte,
sein Werkstattzeichen anbrachte? Diese Frage
läfst sich vielleicht von einem Kenner spätmittel-
alterlichen Zunftwesens beantworten. — Wie wäre
es, wenn diese Schmiedemarken gar nicht als Werk-
stattmarken, sondern als kabbalistische Zeichen zu
deuten sind, die man auf den Helmen angebracht
hat, um den Träger zu schützen?
Dr. W. Wilbrand.
Ein deutscher Birnhelm in Japan. Auf S. 216
des VI. Bandes unserer Zeitschrift hat Fritz
Rohde auf eine in der Sammlung des königlichen
Zeughauses zu Berlin befindliche Sturmhaube des
16. Jahrhunderts aufmerksam gemacht, die Anfang




des 19. Jahrhunderts in einen dem französischen
Kürassierhelm ähnlichen Helm des Krokowschen
Freikorps umgewandelt wurde. — In meiner Samm-
lung befindet sich eine ähnliche Sturmhaube, die
in einen japanischen Helm verwandelt worden ist.
 
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