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OTTO MÖRTZSCH, DAS WEHRHAFTE FREIBERG IM MITTELALTER
VII. BAND
Den ältesten Waffenhandwerker in städtischen
Diensten lernen wir bereits 1382 kennen: „Anno
äomini 1382 feria tereia post Martini (18. November)
meyster Beyer der schuczemayster hat den bürgern
geantwortit 2 stegereyfarmbrüste von syme farczynse.“
Die gleichen Lieferungen finden wir 13 83, Oktober 27,
1389, November 2, 1390, November 8S). Die 1382
gelieferten Armbrüste führten zu einem Streite mit
dem regierenden Bürgermeister, der dem Schützen-
meister „bescheidene“ Vorhaltungen gemacht hatte.
Bürgermeister und Rat bekennen, „daz uns ivissen-
lich ist, daz Niclas Wighart burgermeister mit Beyer
schuczemeister bescheydinliclien rette umme armbrust,
dy her der stat gemacht hatte. Dez antwortte yn
Beyer schuczemeyster vnebillich mit snoden bozen
Worten gnme ivinlmze (=W einhaus) czu Wolf gange in
der bürgere gegenwartgkegt. Dez sprachen Beyer
brüste zu liefern hatte, „die gut seyn“. Einem
Streite wie mit Beyer wurde also vorgebeugt.
Die Reparaturen waren „ane gelt“ zu fertigen,
aufserdem bestand die Verpflichtung, mit in die
„herfart zeu zcylien“9).
In den Innungsartikeln der Zünfte begegnen
uns noch Handwerker für das Waffen wesen, als
„smyde, zarworchten, platener, messersmyde“. In
den Artikeln von 1380 (ungefähr) heilst es:
§ 1. „Dy smyde und zarworchten und platener
und alle, dy uz essen smgden, haben ouch eyne
ynnunge in der stat czu Fryberg, edzo daz ngmant
der hantwerke keynz tryben noch 'oben sal, iz insy
denne, daz her habe ire ynnunge gewunnen myt
sechz grosen pfennyngen, dy geburn den bürgern,
und myt cziveyn pfänden wachjiz (= Wachs), dy ge-
burn dem hantwerke.
Abb. 4. Waidbesteck, Herzog Heinrich dem Frommen zugeschrieben
Dresden, Kgl. Historisches Museum
„Ein Weidemesser mitt drey messenen eingekeiltenn Zeichen, das helft von rothem Sandelholz und einer Silbernen ver-
güldenen hahuben, die scheide hatt oben einen Silbernen reif, dornach zwen gegossene bund, auf dem obersten das
Sechsisch Wappen, mit dem Rauthenkranz geschmelzt, fünf beschlagene besteck und ein Silbern orthbandt alles verguldt.“
(Rüstkammer-Inventar 1567)
schuczinmeistere dg bürgere darumme an in irme
vollen rate . . .“ Im Wiederholungsfälle sollte Be-
strafung eintreten. — Der Vertrag zwischen Rat
und Schützenmeister lautete: „Meistir Beyer hat
den bürgern globit, daz er der stat armbrust mit
sulen (Säulen)., mit seneben (Sehnen): mit ynbynden
und mit edler ryngen erbeit und umbesust zcurychten
und fertigen sal. Was er abir e[n]dern culir decken
aclir sust mit andir grosir erbit machen solde, dez
sed man ym bescheidenlichen Ionen (1394).“ Der
Schützenmeister safs also steuerfrei in der Stadt,
für Reparaturen wurde er entlohnt. — In der
Matricula civium erfahren wir im Jahre 1407 von
einem neuen Schützenmeister. „Dy burger zeyn
eyn wurden (= sind einig geworden) myt meister
Niclause dem schuczemeyster“, dafs er alle Quatember
ein neu Schock Groschen erhalten sollte, wofür
er zu Michaelis den Bürgern zwei neue Arm-
s) Codex II, XL 18f. Stadtbuch I.
§ 3. Ouch sullen se mit keyme gesecze smgden
noch dg stat uberseczen mit irre erbegt. iz insg denne,
daz se iz tun mit der bürgere iville“10).
Die uns interessierenden Paragraphen der
älteren Innungsartikel der Messerschmiede (cul-
tellifabri) aus der Zeit um 1390 lauten:
§ 1. „Die messersmyde zeu Friberg haben ouch
besunden ire ynnunge, also das nymandes das hant-
werck sal trieben nach messer machen, er habe denne
syn hantiverck gelart von eyme ires hantwerges unde
gewinne czuvor syn burgerrecht unde dornoch syne
ynnunge mit eyner marg, das sient vier Schillinge
groschin, der geborn XVI gr. den bürgern, XVI
dem obirsten gerichte unde XVI den gewercken, unde
eyn pfund wachs zeu den kerczen ....
§ 3. Ouch sullen die gesworne meistere yres
hantwercks mit fHesse czuzehn(= Zusehen) und weren,
9) Codex II, XI. S. in.
10) Codex II, XIV S. 160.
OTTO MÖRTZSCH, DAS WEHRHAFTE FREIBERG IM MITTELALTER
VII. BAND
Den ältesten Waffenhandwerker in städtischen
Diensten lernen wir bereits 1382 kennen: „Anno
äomini 1382 feria tereia post Martini (18. November)
meyster Beyer der schuczemayster hat den bürgern
geantwortit 2 stegereyfarmbrüste von syme farczynse.“
Die gleichen Lieferungen finden wir 13 83, Oktober 27,
1389, November 2, 1390, November 8S). Die 1382
gelieferten Armbrüste führten zu einem Streite mit
dem regierenden Bürgermeister, der dem Schützen-
meister „bescheidene“ Vorhaltungen gemacht hatte.
Bürgermeister und Rat bekennen, „daz uns ivissen-
lich ist, daz Niclas Wighart burgermeister mit Beyer
schuczemeister bescheydinliclien rette umme armbrust,
dy her der stat gemacht hatte. Dez antwortte yn
Beyer schuczemeyster vnebillich mit snoden bozen
Worten gnme ivinlmze (=W einhaus) czu Wolf gange in
der bürgere gegenwartgkegt. Dez sprachen Beyer
brüste zu liefern hatte, „die gut seyn“. Einem
Streite wie mit Beyer wurde also vorgebeugt.
Die Reparaturen waren „ane gelt“ zu fertigen,
aufserdem bestand die Verpflichtung, mit in die
„herfart zeu zcylien“9).
In den Innungsartikeln der Zünfte begegnen
uns noch Handwerker für das Waffen wesen, als
„smyde, zarworchten, platener, messersmyde“. In
den Artikeln von 1380 (ungefähr) heilst es:
§ 1. „Dy smyde und zarworchten und platener
und alle, dy uz essen smgden, haben ouch eyne
ynnunge in der stat czu Fryberg, edzo daz ngmant
der hantwerke keynz tryben noch 'oben sal, iz insy
denne, daz her habe ire ynnunge gewunnen myt
sechz grosen pfennyngen, dy geburn den bürgern,
und myt cziveyn pfänden wachjiz (= Wachs), dy ge-
burn dem hantwerke.
Abb. 4. Waidbesteck, Herzog Heinrich dem Frommen zugeschrieben
Dresden, Kgl. Historisches Museum
„Ein Weidemesser mitt drey messenen eingekeiltenn Zeichen, das helft von rothem Sandelholz und einer Silbernen ver-
güldenen hahuben, die scheide hatt oben einen Silbernen reif, dornach zwen gegossene bund, auf dem obersten das
Sechsisch Wappen, mit dem Rauthenkranz geschmelzt, fünf beschlagene besteck und ein Silbern orthbandt alles verguldt.“
(Rüstkammer-Inventar 1567)
schuczinmeistere dg bürgere darumme an in irme
vollen rate . . .“ Im Wiederholungsfälle sollte Be-
strafung eintreten. — Der Vertrag zwischen Rat
und Schützenmeister lautete: „Meistir Beyer hat
den bürgern globit, daz er der stat armbrust mit
sulen (Säulen)., mit seneben (Sehnen): mit ynbynden
und mit edler ryngen erbeit und umbesust zcurychten
und fertigen sal. Was er abir e[n]dern culir decken
aclir sust mit andir grosir erbit machen solde, dez
sed man ym bescheidenlichen Ionen (1394).“ Der
Schützenmeister safs also steuerfrei in der Stadt,
für Reparaturen wurde er entlohnt. — In der
Matricula civium erfahren wir im Jahre 1407 von
einem neuen Schützenmeister. „Dy burger zeyn
eyn wurden (= sind einig geworden) myt meister
Niclause dem schuczemeyster“, dafs er alle Quatember
ein neu Schock Groschen erhalten sollte, wofür
er zu Michaelis den Bürgern zwei neue Arm-
s) Codex II, XL 18f. Stadtbuch I.
§ 3. Ouch sullen se mit keyme gesecze smgden
noch dg stat uberseczen mit irre erbegt. iz insg denne,
daz se iz tun mit der bürgere iville“10).
Die uns interessierenden Paragraphen der
älteren Innungsartikel der Messerschmiede (cul-
tellifabri) aus der Zeit um 1390 lauten:
§ 1. „Die messersmyde zeu Friberg haben ouch
besunden ire ynnunge, also das nymandes das hant-
werck sal trieben nach messer machen, er habe denne
syn hantiverck gelart von eyme ires hantwerges unde
gewinne czuvor syn burgerrecht unde dornoch syne
ynnunge mit eyner marg, das sient vier Schillinge
groschin, der geborn XVI gr. den bürgern, XVI
dem obirsten gerichte unde XVI den gewercken, unde
eyn pfund wachs zeu den kerczen ....
§ 3. Ouch sullen die gesworne meistere yres
hantwercks mit fHesse czuzehn(= Zusehen) und weren,
9) Codex II, XI. S. in.
10) Codex II, XIV S. 160.