Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
8. Heft
DOI Artikel:
Mörtzsch, Otto: Das wehrhafte Freiberg im Mittelalter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0244

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8. HEFT

OTTO MÖRTZSCH, DAS WEHRHAFTE FREIBERG IM MITTELALTER

223

eigenen Kappe oder Mantel hinweg, welches ich oft
gesehen habe, so gar rein und, gleißend mußte es sein.
Sonderlich war er den Handwerksleuten geneigt, die
er oftmals selbst in ihren Werkstätten besuchte, allein
mit dem Türknecht und dem Jungen, welcher ein Mohr
war, und einem englischen Hunde"23)....“
Das hier erwähnte Zeughaus ist das fürst-
liche auf dem Schlosse Freudenstein (1572 — 77
neuerbaut von dem „welschen florentmischen Grafen
Koch von Linar, Churfürstl. Sachs. Oberster Artolerey
Zeug und Bawmeister“), das in älteren Inventarien
nur einmal erwähnt wird mit der Bemerkung:
„do ist kein buxßenzeug“.
Wieviel wehrhafte Männer konnte nun Frei-
berg in jener Zeit wohl stellen? Einige Angaben
des Chronisten Andr. Möller sollen diese Frage
beantworten. In der Schlacht bei Aussig 1426
sind dreihundert Bürger ausgerückt, zweihundert
sollen gefallen sein; 1447 ziehen zweihundert Frei-
berger nach Thüringen, um etliche Vitzthumsche
Schlösser belagern zu helfen; 1504 eilen hundert
Mann nach Ellbogen in Böhmen, um dem Grafen
Niclas Schlick Hilfe zu leisten; 1542 am Palm-
sonntag verlangt Herzog Moritz dreihundert Be-
waffnete, darnach noch zweihundert („Fladenkrieg“,
weil Kurfürst Johann Friedrich das Amt Wurzen
besetzen liefs); am 29. September 1545 fordert der

Virginis, aus zwo Kotten drey Knechte und im Quartier
Jacobi aus drey Rotten zweene Knechte außgelesen;
das dritte 100 ist auff die Rotten in der Vorstadt
geleget worden, deren damals zweyhundert und unter
jeder Rotte zehen Mann gewesen, die haben aus zwo
Rotten einen Knecht erkieset, daß also 300 Mann
uuffgebracht worden, unter welchen etliche 12 Groschen,
etliche 18 Groschen, die meisten einen Gulden auff
die Hand bekommen. Das Gewehr hat theils der
Rath hergegeben, theils haben es die Rotten selbst
schaffen, auch die Zünfte und Handwercker absonder-
lichen etwas dabey tliun müssen.... die Freybergi-
schen Bürger sind umb Martini glücklich wieder zu
Hause kommen; von Gewehr aber ist wiederumb ein
guter theil und sonderlich etliche halbe Hocken und
viel lange Spieße zurücke blieben.“ Aus diesen Auf-
zeichnungen ersieht man, dafs das höchste Auf-
gebot fünfhundert Mann stark war, gewöhnlich
dreihundert.
Um die Kriegsleistungen an Mannschaft der
sächsischen Städte untereinander vergleichen zu
können, sei noch eine Zusammenstellung vom Jahre
1474, September 3, gegeben. Kurfürst Ernst und
Herzog Albrecht erliefsen ein Rundschreiben zur
Heeresfolge. Aus fünfzehn Städten kamen die
Antworten, welche zur besseren Übersicht tabel-
larisch wiedergegeben seien24):

Leipzig . .
Oschatz . .
Grofsenhain
Chemnitz. .
Dresden . .
Rochlitz . .
Mittweida
Döbeln. . .
Pegau . .
Delitzsch . .
Radeberg .
Lommatzsch
Groitzsch .
Senftenberg
Freiberg . .

350 Trabanten und Wagenknechte, 30 Wagen, 3 Steinbüchsen, „mit Reisigen da-
gegen pfleget die Stadt nicht zu dienen“.
4 Reisige, 120 Fufsknechte, 10 Rüst wagen, 1 Büchsenwagen, 1 Steinbüchse
80 Mann, 6 Wagen, 1 Speisewagen, 1 Büchse
4 Reisige, 3 Steinbuchsen, 10 Wagen und soviel Trabanten und Fufsknechte als
dazu gehören.
3 Reisige, 60 Fufsknechte, 2 Buchsen, 4 Wagen.
3 „ , 60 „ , x Steinbüchse und soviel Wagen als nötig.
3 „ , 60 „ ,5 Wagen, keine Büchse.
2 „ , 60 „ ,6 Speise- und Rüstwagen, 1 Steinbüchse.
50 Trabanten, 5 Wagen, 1 Büchse.
50 )> 5 5 57 j 1 75
22 Fufsknechte, 2 Wagen.
20 5) 7 2 51
hat einen „alten gesatzten Dienst, einen stete stehenden Rüstwagen mit 2 Pferden
und 2 Wagenknechten“, aufserdem 2 Fufsknechte.
keinen Anschlag, weil es dem Aufgebot des Amtmanns hat Folge leisten
müssen
verspricht die Hälfte des Stadtaufgebotes, entschuldigt sich aber wegen
Krankheit.

Herzog" wegen des Braunschweigischen Krieges
dreihundert „tügliche Männer“, dieselben sollten
innerhalb dreier Tagen nach Oschatz geschickt
werden. „Hierauff hat E. E. Rath laut des Auff-
gebotbuchs umbschlagen lassen und für sich 100Knechte
angenommen; das andere 100 haben die Rottmeister
in der Stadt, als im Quartier St. Petri, Nicotai und
2S) Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins Heft 42
S. 13 (vgl. Heft 4 S. 344).

Freiberg hätte, da es am 21. August 1471 auch
noch durch Feuer gelitten hatte, vielleicht etwas
mehr als Oschatz stellen können, also hundert-
fünfzig Mann.
Zur Erklärung vorstehender Tabelle mögen die
Angaben über die Grundstücke und Einwohner
dienen.
24) Neues Archiv für Sächsische Geschichte XI, S. 151 f.
Ermisch, Zur Statistik der sächsischen Städte.
 
Annotationen