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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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8. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0251

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230

FACHNOTIZEN

VII. BAND

es Gold oder Silber. Ihrer ganzen Form nach
kann es auch nur Leder gewesen sein. Dieser
Schulterschutz erinnert etwas an Boeheim Fig. 115
u. 158; auch hier scheint ebenso wie bei dem Knie-
schutz der Fig. 158 Leder verwendet zu sein.
Der Rücken ist ungeschützt. Die Brust trägt
eine bis hoch unter die Arme reichende, versilbert
gewesene Panzerplatte ohne Grat. Der obere Rand
ist durch die Gugel verdeckt, unten finden sich
drei grofse Bauchreifen, welche jetzt mit goldenen
Rändern bemalt sind. Befestigt ist der Brust-
panzer an dem Körper durch einen roten Leib-



fi. ow
: V,.v

Abb. 5
riemen und zwei über die Schulter gehende, auf
dem Rücken sich kreuzende Riemen.
Oie Oberarme stecken in Röhren, welche den
Arm zu zwei Drittel umschliefsen und je zwei
Schnallriemen besitzen. Scharniere sind nicht vor-
handen, die Röhren waren also federnd. Jetzt sind
schwarze Querstriche wohl als Andeutung von Ge-
schüben aufgemalt, der Holzschnitzer hätte sie pla-
stisch gebildet. Die spitzen, gekehlten Ellbogen-
kacheln besafsen ehemals Muscheln, die jetzt abge-
brochen sind. Nach innen sind dieKacheln offen, sie
werden durch je einen Schnallriemen in der Arm-
beuge festgehalten. Eigentliche Unterarmröhren
sind nicht vorhanden; dafür trägt der Kriegsknecht
sehr lange, gefingerte Lederhandschuhe. Diese
sind — mit Ausnahme der Finger — auf der Aufsen-

seite durch ein Geschübe von vier
Platten gepanzert (Abb. 6).
Die eng- anliegenden Beinlinge
sind oben ung-epanzert. Die Unter-
schenkel haben nur auf der Vorder-
seite Beinschienen, welche oben
und unten durch Riemen befestigt
sind. Die unteren Riemen liegen
auf den halbhohen Stiefeln. Kniebuckel sind
nicht vorhanden, auf dem linken Knie ist der
Stoff zerrissen, so dafs das Fleisch sichtbar ist.
Das gleiche ist bei dem rechten Knie des zweiten
Kriegers der Fall, aufserdem sind die Stiefel
zerrissen, so dafs die blofsen Zehen hervorgucken
(Abb. 4). Im übrigen beschränkt sich der Bein-
schutz bei diesem Manne auf nur eine Beinschiene,
die den rechten Unterschenkel — wiederum nur
vorn — deckt, und nur einen nach oben und unten
je einmal geschobenen Kniebuckel am linken Bein.
Schiene und Buckel sind augenscheinlich später
mit goldenen Rändern und schwarzen Arabesken
bemalt. Die Brustpanzerplatte hat einen Grat und
erhabene Ränder und ist unter den Armen erheblich
tiefer ausgeschnitten als die des anderen Kriegers.
Die Befestigung geschieht wiederum durch zwei
sich auf dem Rücken kreuzende Riemen und einen
schwarzen Leibriemen, der mit goldenen quader-
förmigen Beschlägen besetzt ist. Auch der Brust-
panzer zeigt den Rändern entlang- laufende spätere
Bemalung: zwei rote Streifen und eine schwarze
schuppenförmige Wellenlinie.
Besonderesinteresse verdient der — versilbert
gewesene — Eisenhut (Abb. 5). Er ist wohl absicht-
lich etwas windschief gestaltet, um einen alten, zer-
beulten Helm darzustellen. Er ist etwas länger als
breit und besitzt acht vertikale K ehlungen, die vom
Scheitel über die weit herausgetriebene Glocke
und den abfallenden Rand verlaufend durch eben-
soviele Grate voneinander getrennt werden.
Ein ähnlicher Originalhelm ist mir nicht
bekannt. Am meisten entspricht ihm noch der
Eisenhut, welchen Bashford Dean in dem Ca-
talogue of European arms and armor des New
York Metropolitan Museums of art Taf. 50 G
abbildet und, wie folgt, beschreibt: „Iron hat
(early Salade). Flemish (?) About 1450. A remar-
kable example of the skill of the armorer. Its lines
are carefully designed and the decoration (en tor-


Abb. 6



Teppich
Handschrift
Karlsruhe

Abb. 7
 
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