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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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8. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0258

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FACHNOTIZEN

237

Wie man im 13. Jahrhundert einen Feuerangriff
ausführte, wissen wir, soweit ich die Literatur über-
sehen kann, nicht. Als Brandfackel vermag ich
die Zeichnung nicht anzusehen. Ich möchte daher
mit aller Vorsicht die Frage aufwerfen, ob wir hier
vielleicht eine — wenn auch vom Zeichner nicht
genau verstandene •—- Darstellung eines Angriffs
mit Feuerrohren vor uns haben. Zunächst kann
man an Feuertöpfe denken, die mit Brandsätzen
aus Pech, Schwefel, Werg, Weihrauch und Kien-
spänen gefüllt sind. Das Mittelalter kannte sie
aus den Schriften von Aineias dem Taktiker (um
360 v. Chr.). Bei Cäsar werden Fässer mit Pech,
Talg und Holzspänen als Feuer-
waffen erwähnt.V egetius machte
ums Jahr 390 n. Chr. die erdöl-
haltigen Brandsätze bekannt.
Dann denke ich an das
Feuerrohr, das uns von Thuky-
dides in seinem peloponesischen
Krieg' (IV, 100) beschrieben
wird. Es ist ein grofses Rohr,
durch das man das Feuer mit
Hilfe von Blasebälgen an die
hölzerne Befestigung heran-
bringt. Apollodoros verbessert
dies Feuerrohr ums Jahr 107
dadurch, dafs er zur Feuerung
gepulverte Holzkohle verwen-
det. So will er die sehr lange
und hochgradig heifse Stich-
flamme auch gegen Stein-
mauern anwenden. Auch wie-
der unter Betonung gröfster
Vorsicht möchte ich auf die
Form der Feuerwaffe der links
hockenden Gestalt auf unserem
Bild hin weisen und fragen, ob
der fafsartige Ansatz der W'affe
etwa das Gebläse andeuten soll.
Endlich denke ich an die Darstellung eines
Angriffs mit byzantinischem Feuer. Aus dem
11. Jahrhundert kennen wir die von Schneider ver-
öffentlichte Feuerwaffe (Ztschr.f.hist.Waffenk.1909,
Bd.V, S. 83). In der Malerei des 11. Jahrhunderts
wird die Waffe wagerecht gehalten. Wenn wir
die Malerei des 13. Jahrhunderts zur Geschichte
des byzantinischen Feuers heranziehen wollen,
würde die senkrechte Haftung der Feuerrohre uns
nicht hindernd im Wege stehen. Zunächst könnte
die Haltung durch die gedrängte Darstellung dem
Zeichner geboten gewesen sein. Zweifellos kann
man aber auch mit einer byzantinischen Feuer-
waffe in der gezeichneten Stellung angreifen.
Die Form der von Schneider veröffentlichten
Waffe des 11. Jahrhunderts hat unten auch einen

gröfseren Durchmesser als oben. — Sicherlich ist
in anderen Eneid-Handschriften, d. h. in deutschen
Bearbeitungen der Aeneide, dieser Feuerangriff
noch zu finden. Es wäre wünschenswert, dafs aus
anderen Bibliotheken Vergleichsmaterial heran-
gebracht würde. Franz M. Feldhaus.
Ein Rüstkammerinventar vom Jahre 1607.
Das jetzt im Besitzendes Herrn Rudolf Plochmann
befindliche reizende Schlofs Hüttenbach liegt nahe
der Heerstrafse Nürnberg-Bayreuth. Früher war
es freiherrlich v. Seckendorfscher Besitz, seit 1538
safs dort das altfränkische Geschlecht der brei-

Ein Feuerangriff um 1290
herrn Lochner v. Hüttenbach, die zum fränkischen
Ritterschaftskanton „im Gebürg“ gehörten. Die
Abbildung S. 238 zeigt uns den allein übrig-
gebliebenen gotischen Teil des Schlosses, ent-
standen wohl um die Wende des 15. Jahrhunderts.
Heute schliefst sich an diesen gotischen Rest ein
sehr stattlicher, dreigeschossiger, würfelförmiger
Bau, der um 1766 entstanden ist, mit Mansarden-
dach und reichem Rokokoschmuck an Treppen,
Türen und Decken. Das reiche, ebenfalls im Be-
sitz des Herrn Plochmann befindliche Archiv des
Schlosses erzählt uns manches kulturgeschichtlich
Interessante über die Schicksale des Lochnerschen
Geschlechts im Wandel der Zeiten, über seinen
Besitz an Hausrat, Geschmeide, Kleidern und
W affen.
 
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