Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
8. Heft
DOI Artikel:
Fachnotizen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0260

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8. HEFT

FACHNOTIZEN

239

rechts: ^ ^ ^ theil. Unter der Zeichnung steht:
A. Lesmann fecit. Für die Kanone lautet die Bei-
schrift: Jegen Wertiger Ris presenttiret eine 2 tt
Canon ist 18 Caliber Lang und L theil. Wen Sie
in ihrer vollen große wird Sie 4 Fuß lang. Waß
sonst wird der Mastap weiter zeigen. Pirmont
den 6ten Februarij 1729. Der in der Zeichnung
nicht ganz genau eingeteilte Mafsstab hat die
Angaben ~ F Theil. Unten neben der Traube
steht gleichfalls A. Lesmann fecit.
Die Zeit der grofsen und prunkhaften Ka-
nonen aus Bronze (s. unsere Zeitschrift 111, 8),
wie solche noch Friedrich I. von Preufsen durch
Johann Jacobi hatte giefsen lassen, war vor-
über, auch würden die bescheidenen Mittel, über
die Fürst Karl zu Waldeck und Pyrmont (re-
gierte von 1728 bis 1763) verfügte, einen solchen
Luxus nicht gestattet haben. Aber diese beiden
Geschütze machen doch einen recht guten Ein-
druck, das Auge des Beschauers wird schon durch
die Umrifslinie angenehm berührt. Die Verzie-
rungen sind gefällig und sorgfältig ausgeführt.
Das grofse Wappen mit dem achtstrahligen Wal-
deckischen Sterne nimmt sich recht schmuck aus.
Albrecht Lesmann war nicht, wie man ja auch
meinen könnte, ein Geschützgiefser. Er kommt
einmal, 1742, als Schlofswachtmeister und Feuer-
werker zu Pyrmont in den Waldeckischen Akten vor.
Er war also ein regelrechter Artillerist, ein Mann,


Abb. i. Waldeckischer Mörser.


Abb. 2.
Waldeckische Kanone.

der damals wohl schon in reifem Alter stand, so
dafs er in der Jugend an manchem schönen Stücke
herumhantiert und sich von damals die Freude
an zierlichen Ausschmückungen — man beachte
die I raube der Kanone — bewahrt haben mochte.
Ob die beiden Zeichnungen nach schon vorhan-
denen Geschützen, die dann auf den Wällen des
trutzigen Wasserschlosses Pyrmont gestanden
haben müfsten, „gerissen“ worden sind, also
„Artillerie- Konstruktionszeichnungen“ darstellen
würden, wie Major Sterzei meint, erscheint mir
zweifelhaft, denn in der Beischrift zur Kanone
heifst es: Wen Sie in ihrer vollen große wird Sie
4 Fuß lang. Dieses „wird“ zeigt doch wohl, dafs
das Geschütz erst noch angefertigt werden soll.
Sind diese beiden Stücke nun aber später auch
wirklich für den Fürsten Karl gegossen worden?
Darüber fehlt jede Nachricht. Von der alten Ar-
tillerie der beiden Fürstentümer — ein Inventar,
Pyrmont den 15. Dezember 1727, erwähnt 22 Ka-
nonen und Doppelhaken als im Schlosse befind-
 
Annotationen