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R. FORRER, RÖMISCHE GESCHÜTZKUGELN AUS STRASSBURG IM ELSASS
VII. BAND
ringer Überarbeitung bedurften (so Nr. 13, 21 und
27), oder man hat die Kugelform nur g'anz flüch-
tig angedeutet, wie dies besonders bei Nr. 29 auf-
fällt (vgl. dazu die Abbildungen 1 und 2). Das mag
besonders in Zeiten geschehen sein, wo grofse
Eile geboten war, also wenn wieder einmal ein
ht. J".
Abb. 1. Römische Geschützkugeln aus Strafsburg, im Strafsburger
Museum Elsässischer Altertümer.
A—G. Querschnitte der verschiedenen Typen. — H. Rotsandstein-
kugel aus der Korduangasse. — I—M. Eine Grausandsteinkugel mit
eingehauenen Zeichen A und IV, aus der Kreuzgasse.
Germaneneinfall in Sicht stand. Unter diesem
Gesichtspunkte mag, weil jene Gefahren bei uns
erst zur Spätzeit einsetzten, schlechte Bear-
beitung ein Kennzeichen der Spätzeit sein.
Keinesfalls möchte ich daraus das Gesetz auf un-
bedingt nachrömisch — mittelalterlich ableiten.
Schon die spätrömische Zeit ist ja auch auf ande-
ren Gebieten durch minderes Können und flüch-
tigere Technik charakterisiert. Die Ungleich-
Abb. 2. Die antiken Stein- und Tonkugeln des Strafsburger Museums.
mäfsigkeit der Form und der Bearbeitung dürf-
ten aufserdem bei der relativ kurzen Flugbahn
die Treffsicherheit nicht zu sehr beeinflufst haben,
besonders, da die ungleichmäfsige Form hauptsäch-
lich den schwereren Kalibern eigen ist,und weil das
für das Geschofs benötigte Gewicht trotz Ungleich-
mäfsigkeit der Form eingehalten werden konnte.
Auch da wird individuelle Anschauung des be-
stellenden Kommandanten und Anpassung an die
vorhandenen Geschütze viel zu einer mehr oder
minder einheitlichen Bearbeitungsweise und For-
mengabe beigetragen haben.
Das eben Gesagte gilt auch für die an der
Mehrzahl dieser Steingeschosse, besonders an den
schweren, zu beobachtenden Abplattungen
für besseres Auflegen auf das Geschütz.
Einzelne dieser Abplattungen waren
schon durch die ursprüngliche Gestalt
des Steinblockes gegeben, andere sind
durch Behauen erzielt; eine ist durch
Abschleifen noch exakter gestaltet wor-
den; eine Kugel zeigt sorgfältige Ab-
plattung an beiden Polen (vgl. Nr. 8).
Sicher war da die Löffelgestalt des
Onagers, für den die Kugeln gearbeitet
wurden, von Einflufs; je nach seiner
Ausgestaltung empfahl sich diese
oder jene Form von Kugelabplattung.
Auch da wird im Laufe der Jahrhun-
derte manche Verbesserung versucht,
manche Veränderung eingeführt worden sein.
Das Material unserer Steinkugeln ist
ein auffallend verschiedenartiges. Da erscheinen
Kugeln aus dem typischen roten Vogesensand-
stein neben solchen aus dem den älteren Schich-
ten entstammenden gelben und hellgrauen Sand-
stein; Kugeln aus gelbweifsem Kalkstein und
auch solche aus grüngrauschwarzem Basalt vom
Kaiserstuhl. In ein paar Fällen hat man Steine
verwendet, die ersichtlich schon
von Natur aus Kugelgestalt hatten.
Der nahe Rhein bot da die Fund-
grube. Im Strafsburger Boden
selbst bot die Natur dergleichen
Steine nicht. Auch in anderen
Kastellen ist die Verwendung na-
türlicher Steinkugeln beobachtet
worden7).
Die Verschiedenheit der ver-
wendeten Materialien erklärt sich
aufserdem aus zwei Ursachen. Die
eine gipfelt in der Beobachtung,
die ich an den römischen Steindenk-
mälern Strafsburgs zu machen Ge-
legenheit hatte und zunächst natür-
lich nur auf Strafsburg Gültigkeit
hat, dafs im Laufe der Jahrhunderte die verwen-
deten Steinmaterialien gewechselt haben8). In der
älteren Kaiserzeit verwendet man in Strafsburg
zu Bauten und Grabdenkmälern nur Kalkstein
und weifsen Sandstein; später öffnet man Stein-
7) Vgl. Mitt. d. Altertumskommission f. Westfalen II,
Haltern, 1901, Ritterling S. 174.
8) Die gleiche Beobachtung habe ich inzwischen aber
auch bei der Bearbeitung des römischen Zabern machen
können.
R. FORRER, RÖMISCHE GESCHÜTZKUGELN AUS STRASSBURG IM ELSASS
VII. BAND
ringer Überarbeitung bedurften (so Nr. 13, 21 und
27), oder man hat die Kugelform nur g'anz flüch-
tig angedeutet, wie dies besonders bei Nr. 29 auf-
fällt (vgl. dazu die Abbildungen 1 und 2). Das mag
besonders in Zeiten geschehen sein, wo grofse
Eile geboten war, also wenn wieder einmal ein
ht. J".
Abb. 1. Römische Geschützkugeln aus Strafsburg, im Strafsburger
Museum Elsässischer Altertümer.
A—G. Querschnitte der verschiedenen Typen. — H. Rotsandstein-
kugel aus der Korduangasse. — I—M. Eine Grausandsteinkugel mit
eingehauenen Zeichen A und IV, aus der Kreuzgasse.
Germaneneinfall in Sicht stand. Unter diesem
Gesichtspunkte mag, weil jene Gefahren bei uns
erst zur Spätzeit einsetzten, schlechte Bear-
beitung ein Kennzeichen der Spätzeit sein.
Keinesfalls möchte ich daraus das Gesetz auf un-
bedingt nachrömisch — mittelalterlich ableiten.
Schon die spätrömische Zeit ist ja auch auf ande-
ren Gebieten durch minderes Können und flüch-
tigere Technik charakterisiert. Die Ungleich-
Abb. 2. Die antiken Stein- und Tonkugeln des Strafsburger Museums.
mäfsigkeit der Form und der Bearbeitung dürf-
ten aufserdem bei der relativ kurzen Flugbahn
die Treffsicherheit nicht zu sehr beeinflufst haben,
besonders, da die ungleichmäfsige Form hauptsäch-
lich den schwereren Kalibern eigen ist,und weil das
für das Geschofs benötigte Gewicht trotz Ungleich-
mäfsigkeit der Form eingehalten werden konnte.
Auch da wird individuelle Anschauung des be-
stellenden Kommandanten und Anpassung an die
vorhandenen Geschütze viel zu einer mehr oder
minder einheitlichen Bearbeitungsweise und For-
mengabe beigetragen haben.
Das eben Gesagte gilt auch für die an der
Mehrzahl dieser Steingeschosse, besonders an den
schweren, zu beobachtenden Abplattungen
für besseres Auflegen auf das Geschütz.
Einzelne dieser Abplattungen waren
schon durch die ursprüngliche Gestalt
des Steinblockes gegeben, andere sind
durch Behauen erzielt; eine ist durch
Abschleifen noch exakter gestaltet wor-
den; eine Kugel zeigt sorgfältige Ab-
plattung an beiden Polen (vgl. Nr. 8).
Sicher war da die Löffelgestalt des
Onagers, für den die Kugeln gearbeitet
wurden, von Einflufs; je nach seiner
Ausgestaltung empfahl sich diese
oder jene Form von Kugelabplattung.
Auch da wird im Laufe der Jahrhun-
derte manche Verbesserung versucht,
manche Veränderung eingeführt worden sein.
Das Material unserer Steinkugeln ist
ein auffallend verschiedenartiges. Da erscheinen
Kugeln aus dem typischen roten Vogesensand-
stein neben solchen aus dem den älteren Schich-
ten entstammenden gelben und hellgrauen Sand-
stein; Kugeln aus gelbweifsem Kalkstein und
auch solche aus grüngrauschwarzem Basalt vom
Kaiserstuhl. In ein paar Fällen hat man Steine
verwendet, die ersichtlich schon
von Natur aus Kugelgestalt hatten.
Der nahe Rhein bot da die Fund-
grube. Im Strafsburger Boden
selbst bot die Natur dergleichen
Steine nicht. Auch in anderen
Kastellen ist die Verwendung na-
türlicher Steinkugeln beobachtet
worden7).
Die Verschiedenheit der ver-
wendeten Materialien erklärt sich
aufserdem aus zwei Ursachen. Die
eine gipfelt in der Beobachtung,
die ich an den römischen Steindenk-
mälern Strafsburgs zu machen Ge-
legenheit hatte und zunächst natür-
lich nur auf Strafsburg Gültigkeit
hat, dafs im Laufe der Jahrhunderte die verwen-
deten Steinmaterialien gewechselt haben8). In der
älteren Kaiserzeit verwendet man in Strafsburg
zu Bauten und Grabdenkmälern nur Kalkstein
und weifsen Sandstein; später öffnet man Stein-
7) Vgl. Mitt. d. Altertumskommission f. Westfalen II,
Haltern, 1901, Ritterling S. 174.
8) Die gleiche Beobachtung habe ich inzwischen aber
auch bei der Bearbeitung des römischen Zabern machen
können.