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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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9. Heft
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Maesser, Wilhelm: Suhl und Lüttich als Großerzeuger von Schußwaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0282

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9. HEFT W. MAESSER, SUHL UND LÜTTICH ALS GROSSERZEUGER VON SCHUSSWAFFEN

261

stahl aus den Kruppschen Stahlwerken zu ver-
wenden. Seitdem fand dieser allg-emeinen Ein-
gang.
Seit dem Jahre 1893 befindet sich in Suhl
eine Königliche Beschufsanstalt, in welcher auf
Grund des Laufprüfungsgesetzes vom 19. Mai
1891 alle Läufe und Verschlüsse von Handfeuer-
waffen auf ihre Haltbarkeit geprüft werden. Bis
zum Ausbruch des gegenwärtigen Krieges hatte
Suhl allein 49 Gewehrfabriken und Gewehrfabri-
kationsgeschäfte, 4 Gewehrlauffabriken, 2 Gewehr-
teilefabriken und 2 Geschofsfabriken, aufserdem
noch viele mittlere und kleinere Betriebe bzw.
AVerkstätten selbständiger Systemmacher, Rohr-
macher, Graveure, Schäfter usw.; drei Waffen-
fabriken stellten bei Bedarf nebenbei auch blanke
Waffen her. Rechnet man dazu die umfangreiche
Gewehrfabrikation der Umgegend, vor allem in
Heinrichs, Albrechts, Virnau, Benshausen und
Ebertshausen, so kann man ermessen, wie dieser
Industriezweig das ganze Leben Suhls und seiner
näheren und weiteren Umgebung beherrscht“.
Jedenfalls soll nochmals hier erwähnt werden,
dafs Suhls Industrie jetzt wie zu allen Kriegs-
zeiten im Dienste des Vaterlandes steht. Frei-
lich in der ausschliefslichen Fabrikation von Jagd-

und Scheibenbüchsen sowie Luxuswaffen hat Suhl
bis zum Kriege die Männer beschäftigen müssen,
die jetzt noch mehr in ihrem angeborenen Berufe
aufgehen und für die ihr Beruf und der Dienst
für das Vaterland eins geworden sind. Auch der
Industrie Belgiens, das sich wieder einmal an
einem Wendepunkt seiner Geschichte befindet,
werden neue Wege gewiesen werden. So wechsel-
voll auch die politische Geschichte eines ausge-
sprochenen Industrielandes ist, so harrt doch eine
bodenständige Industrie jahrhundertelang aus und
überdauert die politischen Wandlungen ihres
Standorts. Unter den vielen heute bestehenden
Waffenstädten Deutschlands und des Auslandes
läfst sich an Suhl wie Lüttich feststellen, wie ihre
Bedeutung in den verschiedenen Jahrhunderten
einem beständigen Wechsel unterlegen hat. In
den letzten Jahrzehnten streiten beide Orte mit
ihren Industrieerzeugnissen, die unter dem Schutz
staatlicher Prüfungsanstalten gestanden haben,
um den Weltmarkt. Beide Orte müssen durch
diesen Weltkrieg ihre früheren Absatzgebiete
des In- und Auslandes verlieren und doch gleich-
zeitig als willkommene Arbeitsstätten für den
staatlichen Bedarf Deutschlands von der ersten
Stunde des Krieges an bis heute angesehen werden.
 
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