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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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9. Heft
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Fachnotizen / Vereinsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0290

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9. HEFT

FACHNOTIZEN

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jetzigen Standort befand und im Jahre 15n ab-
gebrochen wurde. Man fand damals die Leiche
nebst einem Zettel vor, auf dem Name und lodes-
tag des Herzogs Berthold verzeichnet waren.
Aufrecht an die Wand gestellt wurde die Statue
erst im Jahre 1667.
Die Inschrift lautet: „Bertholdus V. ultimus
Zaeringiae Dux XIV. Februarii MCCXIIX. sine
prole mascula obiit. Cuius ossa sub hac statua in
crypta lapide a requiescunt.“ (Berthold V., der letzte
Herzog von Zähringen, starb am 14. Februar 1218
ohne männliche Nachkommen. Seine Gebeine
ruhen in der steinernen Gruft unter dieser Statue.)
Wie wir aus der Abbildung sehen, ist der
Herzog in ritterlicher Waffenkleidung dargestellt.
Das Haupt deckt die konische Beckenhaube, von
deren Rande die in üblicher Weise befestigte und
mit Nasenband versehene Halsbrünne kragenartig
bis auf die Schultern herabfällt. Das Nasenband
ist heruntergeschlagen, so dafs das scharfgeschnit-
tene Gesicht frei ist. Der zur Befestigung des
Nasenschutzes an der Stirn der Haube dienende
Kloben ist deutlich sichtbar. Der Oberkörper der
Statue ist mit dem eng anliegenden ärmellosen
Lentner bekleidet, der bis zur Mitte der Ober-
schenkel herabreicht. Darunter trägt der Ritter,
wie an den Armen deutlich zu sehen, das Ketten-
hemd. Die Hände stecken in gefingerten Leder-
handschuhen mit Stulpen. An den Unterschenkeln
und Füfsen ist ebenfalls die Kettenpanzerung, die
an den Knien durch Kniebuckel verstärkt wird,
gut sichtbar. Anschnallsporen vervollständigen
die ritterliche Ausrüstung.
Eine dieser Darstellung ganz entsprechende
seitliche Ansicht des Unterbeinzeugs gibt übrigens
Wendelin Boeheim in seinem Handbuch der Waf-
fenkunde in Figur 120.
Weitere Schutzwaffen sind bei unserem Grab-
mal nicht vorhanden.
Von Trutzwaffen zeigt die Statue den Dolch
und das ritterliche Schwert mit stark entwickel-
tem Knauf. Beide sind an einem recht einfach
gehaltenen Ledergurt, dem Vorläufer des präch-
tigen Dupsings, angebracht und durch Ketten an
der Brust des Lentners befestigt.
Die ganze Tracht entspricht demnach in ihren
Einzelheiten durchaus der ritterlichen Kleidung
aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, wie sie uns
auch aus arideren Bildwerken und Grabmälern
bekannt ist. Herzog Berthold ist also nicht mit
den bei seinen Lebzeiten in Gebrauch befindlichen
Schutz- und Irutzwaffen, sondern mit denen des
folgenden Jahrhunderts dargestellt. Ich möchte
hierbei zum Vergleich auf eine sehr ähnliche Ab-
bildung in Altmeister Hefner’s Werk „Waffen“
hinweisen. lafel 24 dieses Werkes zeigt die Grab-

platte mit Statue des im Jahre 1369 gestorbenen
Ritters Ulrich Lantschaden in der Kirche zu
Neckarsteinach bei Heidelberg. Lantschadens
Lentner ist hier abweichend auf der Vorderseite
mit einer Reihe von Knöpfen versehen, während
der Lentner sonst gewöhnlich auf dem Rücken
geschlossen wurde. Ferner finden wir der Statue
Lantschadens den Wappenschild und Topfhelm
mit Helmzierat beigegeben. Bei dem Grabmal
Bertholds fehlen sie.
Elans Sterzei.
Ein spätmittelalterlicher Eisenhut mit Spitze.
Der Eisenhut, um den es sich hier handelt
(Abb. 1), wurde Vorjahren von mir in einem Orte
an der belgischen Grenze, wo er sich inmitten
eines im übrigen aus Chassepotgewehren gebil-


Abb. 1.

deten „Panoplie“ befand, erworben. Von den
Waffensammlern, welche den Helm bei mir sahen,
wurde er nach dem allgemein in Geltung befind-
lichen Rezept:
„Was man nicht deklinieren kann,
Sieht man für orientalisch an“,
fast durchweg für ein Erzeugnis des Orients er-
klärt.
Ich halte diesen Eisenhut, der wegen seiner
in eine Spitze ausgetriebenen Glocke an türkische
Sturmhauben erinnert (siehe W^endelin Boeheim,
Waffenkunde, Seite 52, Fig.44, die türkische Sturm-
haube des Grofsveziers Mehmed Sokolowitsch um
1560), für einen richtigen deutschen Eisenhut aus
der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts, und ich
glaube, diese Meinung belegen zu können. In
dem aus dem Buchhandel völlig verschwundenen
kleinen Buche von A. von Essenwein „Die Helme
aus der Zeit vom XII. bis zum Beginne des
XVI. Jahrhunderts im germanischen Museum,
Nürnberg 1892“ findet sich auf Seite 27 aus dem
Manuskript des trojanischen Krieges von Konrad
 
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