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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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9. Heft
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Fachnotizen / Vereinsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0291

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270

FACHNOTIZEN

VII. BAND

von Würzburg, das 1441 fertiggestelt wurde, die
Abbildung eines Armbrustschützen (Abb. 2), der
einen Helm trägt, der meinem Eisenhut völlig
gleicht, bis auf die kleinen Sehschlitze; ich nehme
wenigstens an, dafs die beiden kleinen Häkchen
auf dem Rande des Helmes Sehschlitze darstellen
sollen. Neben dieser alten Zeichnung ist aber
auch eine ähnliche Helmglocke in natura erhalten.
Im Landesmuseum nassauischer Altertümer zu


Wiesbaden befindet sich nämlich, allerdings in
völlig verrostetem, verquollenem und zermürbtem
Zustande, ein Helm (Abb. 3), der dem oberen Teile
meines Eisenhutes gleicht, denn auch bei ihm ist
die Helmglocke zu einer Spitze ausgetrieben. In
dem Katalog des Museums ist Kreuznach als
Fundort des Helmes angegeben. Ob dieser aus-
gegrabene Helm einen Rand wie mein Eisenhut
besafs, läfst sich heute nicht mehr feststellen, da

Abb. 3.
der Rand, als der am meisten der Zerstörung
ausgesetzte Teil des Helmes, zuerst dem Ab-
bröckeln verfallen mufste. Die auf der Photo-
graphie ersichtliche Ausbiegung am unteren Rand
links ist kein Gesichtsausschnitt, sondern hier ist
der Helm in noch gröfserem Umfange abge-
bröckelt als an anderen Stellen. Die ganze Be-

schaffenheit des Randes, wie er sich heute dar-
stellt, scheint darauf zu deuten, dafs der Helm
nach unten zu sich noch stark verbreitert hat und
noch beträchtlich länger war; mit Bestimmtheit
läfst sich dies aber nicht behaupten.
Was die Einzelheiten meines Eisenhutes an-
langt, so ist sein Gewicht 3320 g, seine Flöhe
beträgt vom Rande bis zum Ende der Spitze 34 cm-
Der untere Rand ist umgebogen und läuft an
einer Stelle in eine stumpfe Spitze aus, die un-
gefähr 4 cm von dem übrigen Helmrand heraus-
ragt. Dieser Teil des Randes diente jedenfalls
zum Nackenschutz. Auch hierfür fand sich eine
Analogie in einem anderen Eisenhut. In der sehr
wertvollen und reichhaltigen Sammlung eines Mit-
gliedes unseres Vereins befindet sich ein Eisenhut,
den die Abb. 4 darstellt. Dieser Eisenhut, der


sonst nur in seinem Rande meinem Eisenhute
gleicht, besitzt zum Nackenschutz dieselbe stumpfe
Verlängerung des Helmrandes, nur ist bei meinem
Eisenhut diese Verlängerung stärker ausgezogen.
Die Bearbeitung des Randes meines Eisenhutes
und des Eisenhutes Abb.4 gleicht völlig der Arbeit
an dem Eisenhut Figur 28 Seite 26 der oben er-
wähnten Schrift Essen weins. Von diesem Eisen-
hut schreibt Essenwein wörtlich:
„Gleich den vorhin beschriebenen Stücken ist
er aus leichtem Metall gefertigt. Der Rand, ob-
wohl in scharfer Linie von der Glocke sich ab-
hebend, ist mit derselben aus einem Stück ge-
trieben und unten zu einem Wulst umgeschweifst.
Ein Grad ist nicht vorhanden. Die Einfachheit
des Stückes macht es sehr schwierig, eine Da-
tierung dafür zu geben. Wir möchten die Wende
des 14. und 15. Jahrhunderts dafür annehmen. Er
hat ein Gewicht von 1,46 kg. Das Museum hat
ihn mit derWolfschen Sammlung aus Altenburg
erhalten.“ — Mein Eisenhut hat ein Gewicht, der
das Doppelte des soeben beschriebenen Helmes
beträchtlich überschreitet und fast 1000 g gröfser
ist als das Gewicht des Eisenhutes Abb. 4,
 
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