10./11. HEFT B. RATHGEN, FEUER- UND FERNWAFFEN DES 14. JAHRHUNDERTS IN FLANDERN
285
R. Schneider hat sich hier in allen entscheidenden
Auslegungen geirrt. Lipsius hat nicht ein Modell
gesehen und beschrieben, er schildert auch keine
Spannvorrichtung ist fortgelassen.
Rekonstruktion, sondern ein im Zeughause zu
Brüssel noch aus alten Zeiten vorhanden gewesenes
Torsionsgeschütz. Die
Angaben des Lipsius
stehen im vollen Ein-
klänge mit den ein-
gangs für das Vor-
handensein und das
Fortleben der Esprin-
galen in Flandern im
13. und 14. Jahrhun-
dert beigebrachten
Beweise.
II.
Froissart als Quelle.
König Johann
derBlinde von Böh-
men tritt im Jahre 1340
auf französischer Seite
in den Krieg zwischen
England und Frank-
reich ein, einen Krieg,
der anioojahre dauern
sollte. Rose sagt 44b:
„Schon zu Beginn
dieses Kr ieges wird
nach dem einwand-
freien Zeugnis der
berühmten Chroniken des Froissart und der
anderen zeitgenössischen Historiker sowohl
auf Seiten der Engländer wie auch der Fran-
zosen der Gebrauch von Feuergeschützen
bei Belagerungen und auch zum ersten Male
in offener Feldschlacht nachgewiesen“. Das
verdient nachgeprüft zu werden.
Froissart führt uns mit seinen Chroniken
mitten hinein in das 14. Jahrhundert mit dessen
vornehmen Rittertum, dem eleganten höfischen
Leben des reichsten Prunkes, zeigt uns aber auch
die grausig blutige Art der Kriegsführung von
damals. Vieles bekundet er als Augenzeuge, das
Meiste hat er von den handelnden Personen der
beiden grofsen Kriegsmächte selber erfahren. Er
stützt sich auf die besten ihm zugänglichen Quellen,
vor allem auf die Chroniken des fast 50 Jahre
älteren Jean-le-Bel, der persönlich ebenfalls
regen Anteil an den kriegerischen Ereignissen
gehabt hat. Froissart hat dessen Angaben zum
grofsen Teil wörtlich übernommen, nur bereichert
durch seine eigenen Erlebnisse und die ihm durch
Zeugen genauer bekannt gewordenen Tatsachen.
Froissart hat seine Chroniken nach dem ersten
Abschlüsse derselben 1379 bis zum Jahre 1414
mehrfach fortgesetzt und wiederholt umgearbeitet.
Vom ersten Buch sind vier verschiedene Haupt-
niederschriften vorhanden, vom zweiten und dritten
Buch deren je zwei, während das vierte Buch nur
in einer Fassung vorliegt. Aus allen diesen, ver-
schiedenen Zeiten angehörenden, zum Teil unter
französischem, zum Teil unter englischem Ein-
flüsse stehenden Abfassungen hat Buchon eine
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R. Schneider hat sich hier in allen entscheidenden
Auslegungen geirrt. Lipsius hat nicht ein Modell
gesehen und beschrieben, er schildert auch keine
Spannvorrichtung ist fortgelassen.
Rekonstruktion, sondern ein im Zeughause zu
Brüssel noch aus alten Zeiten vorhanden gewesenes
Torsionsgeschütz. Die
Angaben des Lipsius
stehen im vollen Ein-
klänge mit den ein-
gangs für das Vor-
handensein und das
Fortleben der Esprin-
galen in Flandern im
13. und 14. Jahrhun-
dert beigebrachten
Beweise.
II.
Froissart als Quelle.
König Johann
derBlinde von Böh-
men tritt im Jahre 1340
auf französischer Seite
in den Krieg zwischen
England und Frank-
reich ein, einen Krieg,
der anioojahre dauern
sollte. Rose sagt 44b:
„Schon zu Beginn
dieses Kr ieges wird
nach dem einwand-
freien Zeugnis der
berühmten Chroniken des Froissart und der
anderen zeitgenössischen Historiker sowohl
auf Seiten der Engländer wie auch der Fran-
zosen der Gebrauch von Feuergeschützen
bei Belagerungen und auch zum ersten Male
in offener Feldschlacht nachgewiesen“. Das
verdient nachgeprüft zu werden.
Froissart führt uns mit seinen Chroniken
mitten hinein in das 14. Jahrhundert mit dessen
vornehmen Rittertum, dem eleganten höfischen
Leben des reichsten Prunkes, zeigt uns aber auch
die grausig blutige Art der Kriegsführung von
damals. Vieles bekundet er als Augenzeuge, das
Meiste hat er von den handelnden Personen der
beiden grofsen Kriegsmächte selber erfahren. Er
stützt sich auf die besten ihm zugänglichen Quellen,
vor allem auf die Chroniken des fast 50 Jahre
älteren Jean-le-Bel, der persönlich ebenfalls
regen Anteil an den kriegerischen Ereignissen
gehabt hat. Froissart hat dessen Angaben zum
grofsen Teil wörtlich übernommen, nur bereichert
durch seine eigenen Erlebnisse und die ihm durch
Zeugen genauer bekannt gewordenen Tatsachen.
Froissart hat seine Chroniken nach dem ersten
Abschlüsse derselben 1379 bis zum Jahre 1414
mehrfach fortgesetzt und wiederholt umgearbeitet.
Vom ersten Buch sind vier verschiedene Haupt-
niederschriften vorhanden, vom zweiten und dritten
Buch deren je zwei, während das vierte Buch nur
in einer Fassung vorliegt. Aus allen diesen, ver-
schiedenen Zeiten angehörenden, zum Teil unter
französischem, zum Teil unter englischem Ein-
flüsse stehenden Abfassungen hat Buchon eine