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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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10./11. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0343

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322

FACHNOTIZEN

VII. BAND

Die Mafse sind folgende:
Gesamtlänge 30 cm. Klingenläng'e mit der Angel
28,5 cm, ohne 19 cm.
Klingenbreite oben 1,5 cm, unten beim Vierkant
6 mm.
Länge des eingeschraubten Griffs 11,2 cm.
Durchmesser der runden Knaufplatte 2,8 cm,
Dm. der zweiten 3,5 cm.
Länge der Parierplatte 2,5 cm, Breite 1,2 cm.
Die Mafse der beigegebenen Instrumente sind:
Ahle, Gesamtlänge 8,8 cm, Klingenlänge 6,3 cm.
Feile, Gesamtlänge 8,5 cm, Klingenlänge 6 cm.
Gabel, Gesamtlänge 9 cm, Klingenlänge 6,8 cm.
Messerrest 4 cm. Ed. A. Gefsler.
Die Dolchstreitkolben eine Hussitenwaffe?
Im V. Jahrgang dieser Zeitschrift habe ich S. 79
—83 auf die „Frühgotischen Dolchstreitkolben“
aufmerksam gemacht, und zwar mehrere Origi-
nale und gleichzeitig einige alte Darstellungen
nachgewiesen, welche Waffen der erwähnten Art
zur Abbildung bringen. Es sind bronzene Flände,
die einen Dolch halten, die auf kurzen oder langen
Schaft montiert nach Art des Papageischnabels
als Waffe wirkten.
Dabei habe ich eines derartigen Stückes Er-
wähnung getan, das in einem Berliner Versteige-
rungskatalog als „Hussitenwaffe“ katalogisiert
worden war, freilich ohne Begründung für die
spezielle Zuschreibung an die Hussiten. Woher
stammt diese Zuweisung? Nachträglich ist mir


Abb. 1. Kolorierte Federzeichnung, Hufs wird 1415
in Konstanz zum Scheiterhaufen geführt.


Abb. 2. Vergröfserung der Darstellung
eines Dolchstreitkolbens auf Abb. 1.
klar geworden, auf welchem Wege diese Waffe
in den Ruf einer hussitischen gelangt ist: In
L. Stackes „Deutscher Geschichte“ (Bielefeld,
Velhagen & Klasing, 1880) I. Bd. finde ich bei
S. 674 die farbige Wiedergabe einer kolorierten
Federzeichnung aus der berühmten Handschrift
des Ulrich Richenthal eingeheftet, die das Konzil
zu Konstanz beschreibt und illustriert (Prager
Universitätsbibliothek) und auf der am angege-
benen Ort reproduzierten Bildseite den Gang
des Hufs zum Scheiterhaufen darstellt (Abb. 1).
Hufs trägt eine hohe Papiermütze mit aufge-
malten Teufeln und ist begleitet von Kriegs-
knechten zu Fufs und zu Pferd. Aus ihrer Mitte
ragen Lanzen und Fahnen, aufserdem aber auch eine
Waffe heraus, welche eben einen Dolc.hstreit-
kolben der oben besprochenen Art darstellt. Deut-
lich erkennt man den Kolben in Gestalt einer ge-
schlossenen Hand und aus ihr hervorragend oben
den rosettenartig dreigeteilten Dolchknauf, unten
die mit Parierstange versehene kurze, aber breite
Dolchklinge; gegen den Schaft zu setzt die Hand
mit stark vortretendem Reif ab. Im Gegensatz
zu den Helmen, Rüstungen und den vielen Lanzen,
deren Spitzen durch Blaubemalung als aus Eisen
bestehend charakterisiert wird, ist dieser Dolch-
streitkolben g'elb koloriert, d. h. als aus Bronze
bestehend gekennzeichnet. Aus Bronze bestehen
ja auch die von mir beschriebenen Dolchstreit-
kolben-Originale. Und dafs der Maler auch wirk-
lich mit der Gelbausmalung Bronze meinte, deutet
die gelbe Farbe an, mit welcher auch der Schwert-
knauf des vordersten Kriegsknechtes, die Schellen
am Gewände des Kriegsknechtes hinter Hufs
und die Rundscheiben an den Pferdehalftern be-
malt sind. Zweifelhaft bleibt, ob der Maler eine
Reiter- oder eine Fufsknecht waffe darstellen wollte,
denn die Waffe taucht unmittelbar vor zwei Reitern,
aber auch in der Mitte von Fufsknechten auf.
Es kann die Stangenwaffe eines Fufssoldaten oder
der vorgehaltene Streitkolben eines der Reiter
sein. In meinem Aufsatze habe ich ja auch schon
 
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