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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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12. Heft
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Mörtzsch, Otto: Waffenkundliches von der Jerusalemfahrt des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen und des Herzogs Christoph von Bayern im Jahre 1493
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0355

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332

OTTO MÖRTZSCH, WAFFENKUNDLICHES

VII. BAND

Den Höhepunkt der Pilgerreise bildete natür-
lich der Ritterschlag am heiligen Grabe und die
Verehrung der heiligen Stätten. Deshalb seien
die Einträge des Rechenbuches aus den letzten
Tagen des Juni 1493 wörtlich wiedergegeben :
.... „4 fl hat m. g. h. ufs heilige grab geopffert,
als sich sein gnad zu ritter slahen lies. 2 doc.
für den von Wildenfels ( Anarg von W.) ufs heilig
grab geopffert, als er zu ritter geslagen ward.
9 doc. ins closter zu Jherusalem geben, darumb
sol man m. g. h. messe lesen. 4 doc. hat m. g. h.
zu Jherusalem ins closter geben, als sein gnad
darinnen as. 2 doc. ins closter zu Bethlahem geben.
1 doc. für Wachslicht. . . 494 doc. 1 gr dem patron
uf dem heiligen lande zu Jherusalem und Roma. . .
geantwort. 2 doc. denn gallioten geben, die m.
g. h. wider vom heil, lande wider in die galleen
furten. 50 doc. hat m. g. h. den monchen zu Jhe-
rusalem geben, als sein gnad wider vom heiligen
lande auf die gallen kam. 4 doc. Caspar Spethen
und Sebastian von Mistelbachs (Ritter) wegen uf
das heilig grab geopffert, als sie m. g. h. zu ritter
geslagen hat. Summa der ausgabe zu Jherusa-
lem, Bethlahem und uf dem heiligen lande, für
eine woche gerechent: 1112 doc. 1 gr“. Unterm
14. Juli steht noch ein interessanter Nachtrag:
,,6 doc. dem comito (der erste Offizier auf der
Galeen) vor meins gnedigsten herrn fanno am
heiligen landt aufzumachen“. Sonst befestigten
adlige Pilger gewöhnlich ihr Wappen in der hei-
ligen Grabeskirche. Hier ist wohl an das Auf-
hissen des kurfürstlichen Banners (fanno = Fahne)
bei der Abfahrt zu denken; in Jerusalem und in
Jaffa hätte es üble Folgen haben können. Die
Vorsicht gebot strengstes Incognito.
Dafs der fürstliche Pilger oft seine milde Hand
auf tun mufste, um Almosen zu spenden, ist in
einer grofsen Anzahl von Fällen bezeugt: ,,umb
gots wiln“ erhielten Gaben arme Frauen und
Männer, eine ,,morin“, Mönche (einer „wolt gen
jherusalem faren“, 2 doc. — einer „wolt unser
liebe frawe zu Alten Ottingen (Alt-Oetting) be-
suchen“, 30 kr, ein armer Edelmann 4 m, ein „aben-
teurer“ 30 kr, „Niclas, ein armer gefangener gal-
liote, sich damit in der Durckei zu erledigen“ und
30 kr hat m. g. h. den Landknechten, die sein gnad
begegneten (bei Sterzing), zerung geben lassen“.
Zu Eichstädt, in der Bischofstadt, gab man ,,1 fl

den hurn, die m. g. h., da sein grad einreth (ein-
ritt), under dem thore anlieffen“8).
Über die Geldverhältnisse sei mitgeteilt:
100 Docaten = 133 rheinische Goldgulden, gewöhn-
lich wurden aber 140, ja sogar 145 fl gerechnet.
1 Doc. = 12 Mark, 1 m = 12 Schillinge (sch). —
1 rhein, 0 = 8,70 Reichsmark, jetzt Kaufkraft be-
deutend höher. — 1 Tyroler Gulden = 5 Pfund Ber-
ner, 1 Berner = 12 Kreuzer, ikr=5Vierer=2oPfen-
nige.— 1 Floren = 20 Schillinge oder 36 Groschen,
1 gr == 7 — 3 ungarische Gulden = 4 fl 8 kr.
(Die Ungar, fl hatten höheren Feingehalt und wur-
den oft zu Schmuck verarbeitet.)
Diese Geldverhältnisse mögen durch einige
Lebensmittelpreise erläutert werden. In Machi-
etto, südlich Toblach, kosteten 100 Weifs- und
20 Schwarzbrote 16 m 7 sch, 1 Pfund Schaffleisch
2'2/ösch, 1 Pfund Speck 6 sch, 1 Henne 1 m, 1 Gans
1 x/2 m, 1 Pfund Schmalz 1/i m, 80 Eier 3 m, 1 Pfund
Lichte V2 m. Zu Innsbruck zahlte man für 1 Pfund
Rindfleisch 2 kr, 1 Pfund Schweinefleisch 2 x/2 kr,
1 Pfund Schaffleisch 1 kr, 1 Pfund Speck 2 kr 2
12 junge Hühner 35 kr, 1 Zentner Butter 4 fl,
100 Eier 21 kr, 1 Hut Zucker 1 fl, 1 Pfund Honig
4 kr, 1 Mafs Most 2 kr, 1 Mafs Essig 2 kr. Von
Nürnberger Preisen seien genannt: 1 Pfund Rind-
fleisch nicht ganz 2 1 Pfund Lammfleisch 3
1 Pfund Speck nicht ganz 6 1 Gans 21/2 gr,
1 jung-e Gans ‘2/„ gr, 1 Henne 2 gr 4 1 Rebhuhn
2 x/2 gr, 1 Pfund Butter 6 1/i Metze Salz 1 gr 1 Tj,
1 Mafs Frankenwein 1 gr, 1 Mafs Essig 6
Der Reisemarschall Hans Hundt hat „uf der
rais zum heiligen grab und sunst“ 14278 fl 19 gr
aus der Bank zu Venedig erhoben und insgesamt
vom 28. März bis zum 27. Oktober ausgegeben
11878 fl 4 gr 6 ^ 30 Berner 4 gr, „uberdrith (über-
schreitet) die einname die aussgabe 2400 fl 18 gr
6 — Die gewissenhafte Buchführung des Land-
vogts ermöglicht es, sich ein deutliches Bild von
den Reiseverhältnissen am Ausgange des 15. Jahr-
hunderts zu machen. Noch viele wertvolle An-
gaben über das Leben im Mittelalter sind in dem
Rechenbuch enthalten, und jeder wird beim Durch-
arbeiten der Einträge nach anderen Gesichtspunk-
ten seine Kenntnisse auf dem ihn besonders nahe-
liegenden Gebiete bereichern können.
3) Zu den Almosen auch noch Schmerzensgeld! „ 1 doc. einem
armen gallioten, den Hupolt Pflugs knechtlam hieb“. (7. Juli.
 
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