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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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12. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0362

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12. HEFT

FACHNOTIZEN

339

Hier (s. Abb. 2) dient das von oben in der Ver-
kürzung gesehene Brandgefäfs mit der nämlichen
unteren Fufsbildung lediglich zum Entzünden der
Burg, deren Tor bereits in hellen Flammen steht,
so dafs wir der Darstellung auf Abb. 1 nun voll-
ends keine andere Absicht unterlegen dürfen.
Eine etwas abweichende Form des ebenfalls
zylindrischen, hier aber deutlich aus Stäben zu-
sammengesetzten Gefäfses bietet das dritte Brand-
bild der Handschrift (s. Abb. 3), das uns zeigt, wie
Turnus die trojanischen Schiffe verbrennen läfst;

Zutat keinen wesentlichen Bestandteil des Brenn-
apparates ausmachen, sondern bedeutet wohl nur
eine rein äufserliche Verbesserung, insofern da-
durch das Gefäfs zum festeren und sichereren
Stehen gebracht werden konnte oder auch eine
bequemere wärmeisolierende Handhabe erhielt.
Dafs dieser Fufssockel, von dem übrigens die
Zeichnung keine eindeutig klare Vorstellung ver-
mittelt, durch eine besondere Vorrichtung ge-
eignet war, die Kraft der Flamme durch Luft-
zufuhr zu steigern, scheint schon deswegen aus-


Abb. 3

179,4 do gesach her schif stän
in der Tiber da nider.
vil dräte rander hine wider
mit zorenltchen dingen,
daz füre hiezer bringen
(der stat ne was da niht hoch):
her schuf daz man diu schif zöch
üz dem tuazzer an daz laut,
und worden schiere verbrant —

do Turnus der wigant
diu schif hete verbrant
der heit küne unde gemeit —
Dem flammenden Behälter fehlt hier freilich
der untere Ansatz, den wir auch an dem einen
der beiden Gefäfse des Trojabildes vermissen,
ohne doch in ihrem Gebrauch irgendwelchen
Unterschied zu entdecken. Daher kann diese

geschlossen, weil die Flammen hier dann steiler
und höher herausschlagen müfsten als aus dem
Nebengefäfs ohne Fufs.
Dienen nun also diese feuergefüllten Gefälse
sämtlich nur zum Brandstiften, so liegt natürlich
kein Grund vor, sie mit Explosivstoff gefüllt zu
denken. Dagegen spricht auch vor allem ihre
Handhabung, die bei einer pulverartigen Mischung
ganz unmöglich wäre. Veldeke berichtet in
anderem Zusammenhang (V. 188, 32) von einer aus
smalz, swebel unde bech zusammengesetzten Brand-
masse, mit der die Verteidiger einer Burg das
von den Anstürmenden herbeigeschleppte Reisig-
werk in Brand zu stecken suchen. Ein ähnlicher
Brandsatz mag auch dem Illustrator der hier dar-
gestellten Szenen vorgeschwebt haben.
Und schliefslich unsere Gefäfse nur wegen
ihres rohrförmigen Aussehens mit den Vorläufern
 
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