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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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12. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0370

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12. HEFT

FACHNOTIZEN

347

Recht bleiben; haben wir doch selbst die wich-
tigsten kaufmännischen Bücher, zumal im Bank-
fach, schon längst nach dem Zettelsystem einge-
richtet. Entweder stehen dort die grofsen Blätter
in Schiebkästen, oder sie sind durch besondere
Klemmvorrichtungen zu sogenannten Losen-Blatt-
Büchern oder Ringbüchern vereinigt.
Bleiben wir bei dem Beispiel des Kleinstädter
Gewehres, dann haben wir aufser der Urkunden-
karte, die alle Angaben über die Waffe enthält,
wohl noch einen Briefwechsel mit der betreffenden
Museumsverwaltung und wohl auch noch ein paar
Briefe, die mit irgend welchen Fachleuten ge-
wechselt wurden, um den Ursprung oder die Art
dieser Waffe aufzuklären. Auch haben wir ja noch
Abbildungen der Waffe. Alle Briefe, Brief kopien,
Sonderdrucke usw. über einen Gegenstand des
Urkundenbuches bezeichne ich als „Akten“. Diese
Akten werden mit vorrätigen gedruckten, laufen-
den Nummern beklebt und die betreffende Num-
mer wird auf der Urkundenkarte vermerkt, Ebenso
werden die Abbildungen laufend numeriert und auf
der Urkundenkarte verzeichnet. Meine Urkunden-
karten haben zu diesem Zweck mancherlei Vor-
drucke, z.B. Akten, Bilder, Berichterstatter, Datum
usw. Dieses überaus einfache System der Urkunden-
Kartothek arbeitet bei mir so automatisch, dafs ich
mirsogartelephonischdieKarten irgendeinesStich-
wortes im Handumdrehen vorlesen lassen kann, und
dafs ich mir häufig diese Karten samt den darauf ver-
merkten Akten und Photographien nach telephoni-
schem Anruf auf meine Studienreisen nachsenden
lasse. Ich bin jetzt während meiner Militärzeit
meinem Katalog monatelang fern gewesen und
konnte doch mühelos an seinem Ausbau weiter
arbeiten, indem ich alle Erscheinungen der Gegen-
wart verzettelte und alles sauber eingeordnet
fand, sobald ich in Urlaub kam.
Der einzige Platz, an dem sich eine solch
umfassende Arbeit wie das „Urkundenbuch der
Waffengeschichte“ durchführen läfst, ist Berlin.
Die Reichshauptstadt hat an 150 Bibliotheken,
sie hat den denkbar schnellsten und billigsten Aus-
tauschverkehr mit auswärtigen Bibliotheken, sie
hat die gewaltigen technischen Bibliotheken des
Kaiserlichen Patentamtes und der Technischen
Hochschule, sie hat den riesigen handschriftlichen
Gesamtkatalog aller Bücher, die bis zum heutigen
Tage in den übrigen grofsen preufsischen Biblio-
theken verstreut stehen.
Schon Rathgen wies darauf hin, dafs das
Berliner Zeughaus eine geeignete Stelle wäre, um
ein solches Urkundenbuch aufzustellen. Allerdings
glaube ich nicht, dafs eine Teilung zwischen dem
Berliner Zeughaus und dem Germanischen Museum
zweckmäfsig und durchführbar wäre.

Ich habe gefunden, dafs ich beim Ausziehen
von historischen Zeitschriften, von Museumskata-
logen usw. täglich rund 100 Karten fertig machen
kann. Wenn ich mir von Sonderdrucken oder
Katalogen drei Exemplare beschaffte und davon
ein Exemplar als Beleg in meine Bibliothek auf-
nahm, die beiden anderen aber vom Buchbinder
(nach Randbemerkungen mit Farbstift) zerschnei-
den und auf Karten kleben liefs, dann konnte ich
einen täglichen Zugang von mehreren hundert
Karten verzeichnen. Ich lasse mir in solchen Fällen
vom Buchdrucker mit der Zeilensetzmaschine die
notwendige Literaturangabe einzeilig giefsen, ver-
wende diese Gufszeile als Stempel und brauche
nur anhand des unzerschnittenen Bibliotheks-
exemplares die betreffende Seite einzutragen.
Die Kosten für ein solches Urkundenbuch
der Waffengeschichte sind nicht erheblich. Ich
schätze:
Jährlich 25000 Karten Mk. 250,—
Briefpapier usw. „ 120,—
Briefporto ,, 500,—
Gehalt „ 3600,—
Ständige Sekretärin „ 2400,—
Buchbinder „ 600,—
Schreibmaschinenbedarf,, 130,—
Mk. 7600,—
Nach meinen langjährigen Erfahrungen ist
die Industrie bereit, solche Kosten aufzubringen,
wenn die Ergebnisse schnell und systematisch im
allgemeinen Interesse gesammelt werden. Bei
der aufserordentlich günstigen finanziellen Lage
der deutsch-österreichischen Waffenindustrie unter-
liegt es keinem Zweifel, dafs die obige Summe
samt den Mitteln für die ersten Anschaffungen
(Zettelkästen, Schreibmaschine usw.) zunächst auf
fünf Jahre durch Umfrage bei einigen wenigen
Grofsfirmen gesichert wird.
Die einzige Bedingung, die die Schwerindu-
strie in einem derartigen Falle stellt, wo sie Stu-
diengelder gibt, ist die, dafs der Plan eine reale
Grundlage hat und ein kulturelles Ziel in einer
nüchternen, straffen Organisation erstrebt.
Sicherlich werden die Mitglieder des Vereins
für historische Waffenkunde ihrerseits wesentlich
am Zustandekommen des Urkundenbuches mit-
arbeiten, indem sie ihre eigenen literarischen Ar-
beiten, den Inhalt ihrer Sammlungen usw. ver-
zetteln. Die Einheitskarte würde ihnen dazu
natürlich kostenfrei geliefert.
In dieser Zeitschrift würde über den Gang
der Arbeiten regelmäfsig berichtet. Nach meinen
Erfahrungen liefsen sich die Stifter des Studien-
geldes dadurch auch ohne weiteres als Abonnen-
ten der Zeitschrift gewinnen. Würden die Berichte
in dieser Zeitschrift einen gröfseren Umfang an-
 
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