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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Pecht, Friedrich: Die Münchener Ausstellungen von 1888, [1]: Einleitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0334

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III. Jahrgang. Heft 17

1. Juni 1888

»Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post lReichspostverzeichnis Nr. zgsg, bahr. Verzeichnis 4IS) s M. 60 Pf. für das Vierteljahr <6 Hefte) I das einzelne Heft
76 Pf. — Inserate <nur durch R. Masse) die viergespaltene Nonpareillezeile so Pf. 10,000 Beilagen 60 M., bei größerem Format oder Umfang PreiSaufschlag.

die Münchener Aufstellungen bon 1888

von Friedrich pecht

Einleitung




König Ludwig I. von Bagern. Marmorbüste von Anton Keß

Münchener Jubil.'Ausstellung
Vie Mnst für Me M

7?Hie deutsche Kunstgeschichte ist von Dürer und Hol-
^ dein bis aus Menzel reich an höchst auffallenden
Beispielen, daß die Entwickelung der künstlerischen
Eigenart wie die Bildung neuer Formen am leichtesten
in der Absonderung gedeihen. Daß diese Abschließung
aber jetzt unendlich schwerer ist als je zuvor, wer
wollte das läugnen? Niemand kann sich denn auch
darüber täuschen, daß unser gesamtes künstlerisches
Schaffen in Deutschland, das sich während zweier Jahr-
zehnte ziemlich unbeeinflußt erhalten hatte, nach Auf-
gebung dieser Isolierung seit einigen Jahren immer
entschiedener einem Wendepunkt zutreibt. Nach einer
Periode glänzenden nationalen Aufschwungs gewann
es so neuerdings den Anschein, als ob eine jener
Perioden der Ermattung eintreten wollte, wo die
Nation dem bei uns besonders stark vorhandenen
Nachahmungstrieb und der ihr eigenen Überschätzung
alles Fremden gehorchend, allemal anfängt, statt aus
sich heraus neue Formen zu erzeugen, die irgend
welcher Nachbarn zu kopieren. So haben wir seiner
Zeit die Gotik eingeführt, lange bevor wir die herr-
lichen romanischen Dome von Worms und Speyer,
Mainz und Limburg nur vollendet hatten. Nachdem
wir daun unter den van Eycks, Lochner, Martin
Schongauer, Adam Kraft, Peter Bischer, Dürer und
Holbein eine wunderbar selbständige Kunst kaum er-
zeugt hatten, die, unserm innersten Wesen entsprechend,
es sehr wohl mit der all' unsrer Nachbarn aufnehmen
konnte, warfen wir das alles in unseliger Verblendung
weg, um ein Jahrhundert lang die der italienischen
Meister nachzuahmen, ohne es je wieder zu irgend
einer gesunden Entwickelung zu bringen, weil wir uns
durchaus in der Rolle von lahmen und schwerfälligen
Kopisten gefielen. Denn wenn zu allen Zeiten die
Nationen fremde Kunstfyrmen adoptiert haben, so kam
 
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