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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Pecht, Friedrich: Die Münchener Ausstellungen von 1888, [7]: Nord-Amerika
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0452

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III. Jahrgang, tzeft 23

1. September 1888


.Tie Kunst für Sille" erscheint in halbmonarlichen Heilen von 2 Bogen reich illusrrierlen Textes und 4 Bilderbeilagcn in Umschlag geh. Adonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post lReichspostverzeichnis Nr. S25S, bayr. Berzeichnis 415) » M. so Pi. für das Vierteljahr iS Hefteil das einzelne Hest
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Porträt. Von <8. Graes

Die Münchener Aufstellungen
von 1888

von Friedrich pecht

(Fortsetzung)

IV. Nord-Amerika

wenig eine Kunst es jemals zu einem be-
stimmten Charakter oder gar Stil zu bringen
vermag, wenn sie darauf verzichtet, der Spiegel des
nationalen Lebens zu sein, das zeigt mit erschrecken-
der Deutlichkeit die nordamerikanische, deren Bilder
zur einen Hälfte in München, zur andern in Paris
gemalt sind. Das macht das Ganze so unruhig
und Haltungslos, so zerfahren, daß man selbst das
wirklich vorhandene Gute nicht recht zu würdigen
vermag, weil man beständig von einem Extrem zum
andern gezogen wird. Da bringt z. B. Pearce
eine ganz dem Bastien-Lepage nachgeahmte fran-
zösische Schäferin in voller Lebensgröße und wahr-
haft trostlosem Grau, deren Lumpen mit einer Sorg-
falt ausgeführt sind, als ob es lauter Reliquien
und sie die Jungfrau von Orleans wäre. Dann
kommt der in Holland wohnende I. Melchers mit
einem Dutzend in einer Kirche durch die Predigt
sehr gelangweilter Holländerinnen, ebenfalls in
Lebensgröße und, wie das vorige, sehr talentvoll,
aber ohne alle innere Notwendigkeit und darum
kalt und nüchtern. Eine Dame bringt gar ein Wesen,
von dem ich heute noch nicht weiß, ob es lebend
oder nur sein eigener Schatten sein soll, der auf
dem Dach herum nachtwandelt. Solcher spiritistischer
Gespenster mit wenig Fleisch und sehr viel Gebein
treiben sich noch mehrere, bald als Orientalinnen,
bald als occidentalische Schönen herum. — Immer-
hin gesunder sind eine Anzahl in München ent-
standener Bilder, so Robert Köhlers „Strike",
wo der reiche Fabrikherr, offenbar ein echter zäher
Jankee, eben aus seiner Villa herauskommt, um mit

»s

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