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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Hirsch, Anton: Die Kunst auf der Lütticher Weltausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0511

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DIE KUNST AUF DER LÜTTICHER WELTAUSSTELLUNG

Von Anton Hirsch (Luxemburg)

pvie Ausstellung, zu welcher die wallonische Haupt-
Stadt Belgiens dieses Jahr alle Kulturstaaten der
Welt eingeladen, um die fünfundsiebzigjährige Feier
der Selbständigkeit des Königreiches zu begehen,
kann, was Lage und Gesamtwirkung betrifft, zu den
reizendsten und gelungensten Schöpfungen dieser
Art gerechnet werden. An beiden Ufern der silber-
schimmernden Maas und der in flüchtigem Lauf
dahineilenden Ourthe gelegen, bietet die Ausstellung
mit ihren in hellen Farben leuchtenden Bauten, mit
ihren wehenden Wimpeln und Flaggen ein köst-
liches Bild landschaftlicher Schönheit, zu welchem
das saftige Grün der gärtnerischen Anlagen und
die sich in violetten Tinten verlierenden, sanft an-
steigenden Hügelketten des Lütticher Landes einen
prächtigen Rahmen liefern.

Wie dies ja schon zur Tradition geworden, war
denn auch die Lütticher Ausstellung über einen
Monat nach ihrer Eröffnung noch weit entfernt
von ihrer Vollendung und wer sich für die Er-
zeugnisse der Industrie und des Kunstgewerbes
interessiert, tat gut, seinen Besuch bis Ende Juni

aufzuschieben. Umso angenehmer berührt fühlte sich
daher der verfrühte Ausstellungsbummler, wenn er
sich aus dem beängstigenden Gewirr der Kisten
und Kasten der großen internationalen Halle auf
die grüne Maasinsel hinausflüchtete, wo die Kunst
ihren Tempel errichtet hat und wo er ein monumen-
tales Museumsgebäude mit vollständiger und bis
auf den letzten Nagel fix und fertiger Kunstaus-
stellung fand.

Die Wahl des Platzes muß als eine außerordent-
lich glückliche bezeichnet werden. Fernab vom Ge-
räusch der eigentlichen Ausstellung liegt diese stille
Insel, wie ein heiliger Hain, bespült von den Fluten
des vorüberbrandenden Stromes. Die Wipfel der
hochragenden Pappeln und Eschen sind besät mit
dunklen Flecken, die sich bei näherer Betrachtung
als unzählige Elstern- und Krähennester erweisen,
deren Bewohner mit ihrem lauten Geschrei die
Stille des Eilands unterbrechen, ohne aber einen
Mißklang in die, für den künstlerischen Genuß so
geeignete, idyllische Stimmung bringen zu können.

Beim Eintritt in den aus Granit und Sandstein,

ed uar do rubino

die flamme (brunnen)

VI. Internationale Kunstansstellung in Venedig

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