-b-4ö> die grosse kunstausstellung zu dusseldorf 1909 <^s^>
alfred sohn-bethel dürre
Aasstellung Düsseldorf 1909
treibt vielleicht hier und da das flächenhafte den jungen Talenten von hoher Begabung
Einsetzen der Farbe; die Raumwirkung aber gehört auch H. Angermeyer, der schnell den
und der Ausdruck sprühenden Lebens sind akademischen Schulsack abgeworfen hat und
bei ihm geradezu verblüffend. Seine „Dame in seinem eigenartig komponierten „Bettel-
am Kaffeetisch" und der prächtige, ganz hell mädchen" (Abb. S. 552) die Wege zu einem
gestimmte und doch überaus starkfarbige sehr persönlichen Kolorismus wandelt. Frisch
„Sommertag'' beherrschen einen ganzen Saal, wie immer und hellfarbig im Ton ist Max
Eine gewisse Verwandtschaft in der Farben- Stern. Seine scharfäugige Beobachtung von
anschauung, wenn auch nicht in der Technik, Natur und Leben hat ihm eine große Sicher-
findet man bei O. Boyer. Er geht über das heit in der Auffassung von flüchtig vorüber-
Düsseldorfer Normalmaß gleichfalls hinaus ziehenden Motiven gegeben. Auch er darf
und läßt sich hin und wieder sogar von einer als schätzenswerter Mithelfer gelten bei den
leichten Neigung zu phantastischen Effekten Bemühungen, ein künstlerisches Neu-Düssel-
beherrschen, wie in dem bunt glühenden dorf zu gründen. Karl Plückebaum erreicht
Farben- und Lichterspiel, wo eine alte Hexe mit seinen naiv romantischen Motiven —
drei Rokokodämchen einen geheimnisvollen Engeln unter Rosenbäumen, Geigenspielern,
Alraun vorführt (Abb. S. 553). Ein erfreu- Klosterleuten, Weisen aus dem Morgenlande—,
liches Fazit seines Könnens zieht D. Zacha- die alle etwas an Schwind anklingen, bis-
rias in dem großen Bilde „Im Korn" (Abb. weilen reizende Effekte. So namentlich in
S. 539). Unzweifelhaft macht sich darin Geb- dem entzückenden, kleinen Triptychon, das in
hardtscher Einfluß noch stark geltend; aber der Abteilung für christliche Kunst hängt,
es ist nicht die lähmende und jede persön- Neuerdings malt er auch ansprechende Kin-
HcheBegabungtötendeHerrschaftdesMeisters, derporträts in einem leicht archaisierenden
wie sie sonst oft zum Unsegen zutage tritt. Stil (Abb. S. 554). Von W. Christens sehen
Zacharias hat sich umgeschaut in Mitwelt wir einen technisch interessant behandelten
und Mitkunst; seine Malerei ist das Resultat weiblichen Akt. Der junge Schmitz-Pleis,
von Gelerntem und selbständig Gewolltem. Zu der vor kurzem in der Ausstellung der Gruppe
538
alfred sohn-bethel dürre
Aasstellung Düsseldorf 1909
treibt vielleicht hier und da das flächenhafte den jungen Talenten von hoher Begabung
Einsetzen der Farbe; die Raumwirkung aber gehört auch H. Angermeyer, der schnell den
und der Ausdruck sprühenden Lebens sind akademischen Schulsack abgeworfen hat und
bei ihm geradezu verblüffend. Seine „Dame in seinem eigenartig komponierten „Bettel-
am Kaffeetisch" und der prächtige, ganz hell mädchen" (Abb. S. 552) die Wege zu einem
gestimmte und doch überaus starkfarbige sehr persönlichen Kolorismus wandelt. Frisch
„Sommertag'' beherrschen einen ganzen Saal, wie immer und hellfarbig im Ton ist Max
Eine gewisse Verwandtschaft in der Farben- Stern. Seine scharfäugige Beobachtung von
anschauung, wenn auch nicht in der Technik, Natur und Leben hat ihm eine große Sicher-
findet man bei O. Boyer. Er geht über das heit in der Auffassung von flüchtig vorüber-
Düsseldorfer Normalmaß gleichfalls hinaus ziehenden Motiven gegeben. Auch er darf
und läßt sich hin und wieder sogar von einer als schätzenswerter Mithelfer gelten bei den
leichten Neigung zu phantastischen Effekten Bemühungen, ein künstlerisches Neu-Düssel-
beherrschen, wie in dem bunt glühenden dorf zu gründen. Karl Plückebaum erreicht
Farben- und Lichterspiel, wo eine alte Hexe mit seinen naiv romantischen Motiven —
drei Rokokodämchen einen geheimnisvollen Engeln unter Rosenbäumen, Geigenspielern,
Alraun vorführt (Abb. S. 553). Ein erfreu- Klosterleuten, Weisen aus dem Morgenlande—,
liches Fazit seines Könnens zieht D. Zacha- die alle etwas an Schwind anklingen, bis-
rias in dem großen Bilde „Im Korn" (Abb. weilen reizende Effekte. So namentlich in
S. 539). Unzweifelhaft macht sich darin Geb- dem entzückenden, kleinen Triptychon, das in
hardtscher Einfluß noch stark geltend; aber der Abteilung für christliche Kunst hängt,
es ist nicht die lähmende und jede persön- Neuerdings malt er auch ansprechende Kin-
HcheBegabungtötendeHerrschaftdesMeisters, derporträts in einem leicht archaisierenden
wie sie sonst oft zum Unsegen zutage tritt. Stil (Abb. S. 554). Von W. Christens sehen
Zacharias hat sich umgeschaut in Mitwelt wir einen technisch interessant behandelten
und Mitkunst; seine Malerei ist das Resultat weiblichen Akt. Der junge Schmitz-Pleis,
von Gelerntem und selbständig Gewolltem. Zu der vor kurzem in der Ausstellung der Gruppe
538