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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Creutz, Max: Frühromanische Bronzearbeiten in Nordwestdeutschland
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Endres, Joseph Anton: Die Wandgemälde der Allerheiligenkapelle zu Regensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0035

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1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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von St. Maximin vor. Während in Trier offenbar
mehr die Goldschmiedekunst gepflegt wurde,
scheinen in Essen für die Bronzekunst schon
im XI. Jahrh. jene Vorarbeiten erledigt zu
sein, die in den zahlreichen Bronzearbeiten
des XII. Jahrh. ihre Weiterbildung fanden

und den Ruf der heimischen Bronzearbeiten

weithin verbreiteten, „O Germania gloriosa,

tu vasa ex aurichalco ad nos subinde mittis"15).

Köln. M ax Creu tz.

15) Augusti, •Beitrüge« I, S. 5.r>, für Italien im
Anfang des XII. Jahrh.

Die Wandgemälde der Allerheiligenkapelle zu Regensburg.

(Mit Abbildung.)

ie Allerheiligenkapelle, die Bischof '
Hartwich II. von Regensburg
(1155—1164) aus dem Geschlechte
der Grafen von Ortenburg an
der Ostwand der Mittelhalle des Domkreuz-
ganges zu Regensburg erbaute, zählt zu den
reizvollsten Werken der Architektur, die das
XII. Jahrh. der alten Donaustadt schenkte.
Es ist ein Zentralbau von quadratischer Grund-
form, der an den drei freien Seiten halbrunde
Ausbauten besitzt, in der Höhe der Apsiden-
dächer ins Achteck übergeführt ist und von
einer Kuppel bekrönt wird. Der zierlichen
Architektur der Kapelle entspricht die Aus-
malung, die trotz ihrer mangelhaften Erhal-
tung dem Räume auch heute noch eine einzig-
artige künstlerische Weihe verleiht.

Über den geschichtlichen Zusammenhang
der Architektur und auch der Malerei nach
ihrer formalen Seite fehlt es nicht an An-
haltspunkten. Dagegen hat der Inhalt der
Bilder bisher eine stiefmütterliche Behandlung
erfahren.- Die symbolische Ausdrucksweise des
XII. Jahrh. mutet uns fremdartig an. Der
Sinn der Bilder liegt nicht an der Oberfläche.
Auch in der Zeit ihrer Entstehung war es
übrigens nicht möglich, die Gedanken des
Meisters und den Zusammenhang der ganzen
Malerei so leichthin festzustellen. Deshalb
kamen dereinst allenthalben künstlerisch ein-
gefügte Texte dem Verständnisse entgegen.
Zum Glücke haben sich wenigstens einige
Reste der alten Inschriften erhalten. Sie bilden
nunmehr einen wertvollen Stützpunkt für die
Deutung des Zyklus. Freilich ist es nur ein
Teil der Bilder, der durch sie dem Ventandnil
erschlossen werden kann. Es muß einstweilen
der Zukunft überlassen werden, den Rest der-
selben an der Hand der zeitgenössischen
Literatur — in Betracht kommen Schrift-
kommentare, liturgische Abhandlungen und
theologische Werke systematischer Art — voll-
ständig auszudeuten.

Die Anordnung der Gemälde ist folgende:
Die Mitte der Kuppel füllt das von einem
Inschriftrinsj umfaßte Brustbild des Heilands
aus, der mit der Rechten segnet und links
ein weit herabreichendes Spruchband hält.
Von jenem Ring aus erstrecken sich acht
Spruchleisten in der Richtung nach den acht
Fenstern im K.uppeltambur. Diese Spruch-
leisten werden über den sämtlichen Fenstern
mit Ausnahme des östlichsten je von einer
in einem Kreisband sitzenden Taube mit dem
Schnabel erfaßt. In den durch die Spruch-
leisten gebildeten Sektoren stehen geflügelte
Engel. Die Ecken des Oktogons füllen im
oberen Teile acht Brustbilder von nimbierten
Gestalten, in der unteren Hälfte je drei weib-
liche Figuren, die nach oben weisen und
durch die erhaltenen Beischriften als Glaube,
Hoffnung und Liebe (Fides, Spes, Karitas)
bezeichnet sind. Die Fensterwandungen drs
Tamburs enthalten im Scheitel und an den
Seiten bildliche Darstellungen, und zwar das
östlichste Fenster drei Martyrien, nämlich im
Scheitel jenes des hl. Laurentius, rechts eine
Enthauptung und links eine Blendung (?).
In den übrigen Fenstern erfaßt je eine nimbierte
Halbfigur im Scheitel des Bogcns mit der
Rechten und Linken an den FensterBeiten
angebrachte durch Attribute unterschiedene
Gestalten.

Ein Spruchband schließt dasOktogon nach
unten hin ab. Hier im Quadrat der Kapelle
schmücken die Stirnseite!) der vier Bögen viel
Medaillons mit Brustbildern ohne Nimbus.
In den Trompen schweben Engel in ganzer

Figur, und eine mächtige Engelsgestalt mit

ausgespannten Fingein steht in der Mitte der
Ostapsis auf einem Medaillon mit effigettUhem
Brustbild, das seinerseits von einein Strahlen-
kranz umgeben ist.

Den Bogen vor der Ostapsis und die
Fensterleibungen in ihr füllen zwölf wenig
variierte Szenen: eine Schar Menschen erhebt
 
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