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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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1. Heft
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Rathgen, Bernhard von; Schäfer, Karl Heinrich: Feuer- und Fernwaffen beim päpstlichen Heere im 14. Jahrhundert
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Post, Paul: Zeughaus-Erwerbungen seit 1912: (alte Waffen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0031

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1. HEFT BERNH. RATHGEN U. KARL SCHÄFER, FEUER- U. FERNWAFFEN IM i4 JAHRH.

für die in Sold genommenen Deutschen Ritter schon
500 Bombarden (Faustrohre) auf einmal anfertigen
läfst. (Zeitschr. f. hist. Waffenk., Bd. I, S. 13713)
Galt die Feuerwaffe auch lange Zeit als „ruch-
loser Frevel“, läfst Ariost (1516) seinen Roland die
vomTeufel erhaltene Feuerwaffe als seiner unwürdig
in des Meeres tiefsten Grund schleudern, aber
Das höllische Gerät ward aus den Wogen,
Nach langen Jahren durch des Zaubers Macht,
Auf 100 Klafter tief hervorgezogen
Und dann zuerst den Deutschen zugebracht,
Die manchen Versuch damit vollzogen.
Und da auf unsern Schaden stets bedacht
Der böse Geist verfeinert ihre Sinne,
So ward man endlich des Gebrauches inne. —
Italien, Frankreich, samt den Landen allen
Hat alsbald die grause Kunst erreicht!
13) Sixl, Entwickelung und Gebrauch der Handfeuer-
waffen.

15

Romocki (I, 112) wirft mit Hans Jacob die
Frage auf, weshalb denn die Sage gerade immer
Freiburg mit der Erfindung des Pulvers in Ver-
bindung' gebracht habe und führt ferner (I, 113)
das Zeugmis des Byzantiners Chalkokondylas
(Bonner Ausgabe, 231) an, dafs er nur die-Deut-
schen als Erfinder habe nennen hören, sicher aber
hätten sich von Deutschland aus Geschützmeister
über die ganze Erde verbreitet.
Durch die italienischen Urkunden von 1331,
1334 und diesen folgend jetzt auch durch die Rech-
nungen von 1340 und 1350 ist der Beweis er-
bracht, dafs die Feuerwaffe, die Ausnutzung
der Treibkraft des Pulvers zum Schiefsen auf
grofse Entfernungen und damit die ganze neu-
zeitliche Kriegsentwickelung ihren Anfang
in Deutschland genommen hat.

Zeughaus-Erwerbungen seit 1912
(Alte Waffen)
Von Dr. Post, Berlin

Auf keinem Gebiete des Kunstmarktes sind
heute die Kaufaussichten so ungünstig, wie
bei alten Waffen. Die Privatsammlungen
grofsen Stils, die meist aus der Epoche der Ro-
mantik stammen — der Wiege der Waffenwissen-
schaft überhaupt — haben sich anscheinend in
den Versteigerungen der letzten zwei Jahrzehnte
erschöpft. Das gute — und auch minder gute —
hiervon ist in staatliche und städtische .Samm-
lungen gewandert oder nach Amerika. Nichts
kann ja für den traditionsbedürftigen Amerikaner
erstrebenswerter sein als eine alte Waffe, diese
massiveste Zeugin der Vergangenheit. Und so
werden denn Waffen ersten Ranges nur ganz
selten noch, und wo sie als solche erkannt sind,
nur zu amerikanischen Preisen angeboten. Man
möchte fast meinen, hierzulande wäre das Inter-
esse für alte Waffen erstorben, belehrte nicht die
hohe Blüte des Fälscherhandwerks, dafs wenn
nicht alte, so doch neue Waffen gekauft werden.
Von diesem Sachverhalt wird eine Waffen-
sammlung wie die des Zeughauses hart getroffen,
die sich nicht wie etwa Wien, Madrid oder Dresden
mehr darauf beschränken darf, einen alten reichen
Besitz zu bewahren. Dem Zeughaus ist daher der
Weg für seine Sammeltätigkeit von selbst ge-
wiesen. Kann es nicht mit den ritterlichen Ver-
sammlungen fürstlicher Harnische der genannten

glänzenden Rüstkammern in die Schranken
treten, so eignet sich die von Haus aus breit an-
gelegte Sammlung, die vom Spangenhelm bis zur
Pickelhaube reicht, ganz einzigartig zur Basis für
eine Entwicklungsgeschichte der Waffen über-
haupt, für ein Waffenmuseum.
Bei einem solchen Programm kommt es oft
weniger auf die künstlerische Qualität der Waffe
an als auf ihre technische Gestaltung. Der or-
dinäre Typus kann waffen- und kriegsgeschichtlich
wertvoller sein, als das singuläre Paradestück. In
diesem Sinne wird denn auch bereits seit Jahren
am Zeughaus in stiller, emsiger Sammeltätigkeit
gearbeitet, die Lücken werden da und dort aus-
gefüllt. Was dabei erworben wird, gewinnt seine
Bedeutung oft erst im Zusammenhang des Ganzen;
eineEinzelveröffentlichung würde solchen Erwer-
bungen kaum gerecht.
Trotz der geschilderten Schwierigkeiten ist es
dem Zeughaus auch in den letzten Jahren gelungen,
eine Reihe Erwerbungen zu machen, die über das
Typische weit hinausgehen und eine besondere Be-
sprechung nicht nur verdienen, sondern in hohem
Grade verlangen. Die spät einsetzende Sammel-
tätigkeit hat dem Zeughaus bei allen Nachteilen
gegenüber den alten Sammlungen einen gewich-
tigen Vorsprung eingebracht: die Schaffung einer
unerreichten mittelalterlichen Abteilung. Denn
 
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