Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 10.1885

DOI Heft:
[Heft 4]
DOI Artikel:
Schreiber, Theodor: Alexandrinische Sculpturen in Athen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42074#0416

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
398

ALEXANDRINISCHE SCÜLPTUREN IN ATHEN

Modellirung trotz kleinerer Unterschiede, im Ganzen eine sehr
bemerkenswerthe Uebereinstimmung, an der man vielleicht
einst die lokale Färbung leicht herausfinden konnte. Desshalb
folgere ich weiter, dass eine von der “hellenisch-attischen”1
grundsätzlich verschiedene Kunstweise, ein Kunstprinzip,wel-
ches die Wahrheit über die Schönheit stellte und das Schöne
gelegentlich selbst im Hässlichen suchte, nur auf einem freien
Boden und unter Einflüssen, die denen der attischen Geistes-
richtung direkt gegenüber standen, erwachsen sein kann.
Ganz unabhängig freilich von der ansässigen Künstlerschaft
Alexandriens, welche Geschmack, Naturell und Bildung der
Bevölkerung in ihren Werken abspiegelte, müssen wir uns
deu wechselnden Kreis der durch die Gunst des Hofes ange-
zogenen fremden Künstler denken. Es hat für die Diadochen-
zeit nichts auffälliges, dass an demselben Ort, wo Gryllen
und Pygmaeen, Negerdarstellungen und andere Strassenlypen
die populärsten Stoffe waren, auch Werke eines idealen, an
die attische Kunst erinnernden Stiles zum Vorschein gekom-
men sind. Ich nenne beispielsweise von den im Britischen
Museum befindlichen Seulpturen den herrlichen Alexander-
kopf aus Alexandrien, das oben erwähnte Silberfigürchen des
Knaben mit der Ente, die Marmorstatuette eines Knaben aus
dem königlichen Hause, als Harpokrates aufgefasst, beide
ebendaher stammend,und den Kopf eines Ptolemaeers im Kna-
benalter mit der Krone von Ober - und Unteraegypten 2,

t Ich adoptire einstweilen diese Bezeichnung Kekulös (Thonfiguren aus
Tanagra S. 23) für die unter dem vorwiegenden attischen Einfluss in der
Diadochenzeit entstehende nationalhellenische Kunstweise, glaube aber
nicht, dass man sich auf die Dauer mit diesem allgemeinen Begriff wird
behelfen können. Nach meiner Beobachtung treten auch in dieser Zeit noch
neue stilistische Gruppen mit ganz bestimmten Stilnüancen hervor.Sind sie
erst sicher ausgeschieden, so wird man auch zu dem Versuch geführt wer-
den sie örtlich gegen einander abzugrenzen oder wenigstens den Keim-
punkt zu fixiren.
2 Der Alexanderkopf (Stark, Zwei Alexanderköpfe Taf. 3. Mitchell, Hist,
of anc. sculpt. Fig.218) gehörte, wie ich glaube, zu einer Statue, welche das
rechte Bein aufstützte, den linken Arm erhob. Bezüglich der Stilrichtung,
 
Annotationen