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Dadisches Oewerbeblatt.

Beilage zum Mannheimer Morgenblatt ^o. 70.

^o. 12. Mannheim 24. März. 1843.

Da« , Badische Gewcrbcblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Rcdactivn des Moraenblattes in
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Moracnblatt" nehmen
alle Postanstalten Deutschlands an. Preis das halbe Jahr — vom i. Januar bis zo. Juni — in ganz Baden Mit Inbegriff der Bsst,
Gebühren fl. 2. 48 kr.

Vom Pichen der Bierfäßer.
Das Pichen der B ersäffec wird rn manchen
Gegenden, außer Bayern, so sehr in den Hin-
tergrund gestellt, daß an Orten, wo mehrere
Privatbrauercien oder Brauverein? bestehen, meh-
rere tausend Eimer Lagerbier jährlich gebraut
werden m d oft richt die besten Felsenkeller vor-
handen sind, nicht ein einziges gevichies Faß zu
finden ist. Ob es daran liegt, daß das Picken
der Bierfässer den Brauvorstehern zu viele Ko-
sten verursacht, oder ob es an den Biertrinkern
liegt, daß diese das SÄwefeldisr dem Pechbicrs
vorziehen, davon habe ich mich noch nicht über-
zeugt. Sei Letzteres oder Ersteres der Fall, so
ist im Garnen das Pichen der Bierfässer doch
vorzuziehen und jeder Brauereiinhaber, welcher
eine Quantität Lagerbier braut und es den Som-
mer hindurch aufbewahren will, wird mit ge-
pichten Fässern immer seine Rechnung finden.
Der Bierbrauer kann, wenn er sein Bier
in gepichte Fässer bringt, 1) auf ein Quantum
Malz, welches er veriwaut, oder auf einen Sud
Bier, wie man zu sagen pflegt, immer einige
Enner mehr erzeugen, weil die Ausdünstung der
Biere dadurch verhindert wird, daß dieHolzpo-
r.n mit Pech verschlossen sind und mithin der
sämmtliche Gehalt dem Biere verbleibt. 2) Er
bedarf zu dem Biere, welches in gepichte Fässer
gelagert wird, imnur einige Pfund Hopfen we-
niger, als wenn es in ungepickte Fässer kommt,
weil das Pech den Zutritt der Lust, welche durch
die Holzporen eindringt, verhindert, und das Bier
dadurch hallbarer gemacht wird. 3) Es bildet
sich in den unzepichten Fässern, aus welchen
mehrwe Tage lang gezapft wird und dis nach
der Entleerung nicht sogleich gereinigt werden
kö"nen, eine Säur?, welche sich dem Holze mit-
tbeilt und für die Biere, welche späterhin darin
gelagert werden, höchst nachtdeilig und für den
Brauereiinbaber sedr Gefahr bringend ist. L)
Das letzte Bier in einem ungepichten Fasse, von

welchem mehrere Tage gezapft worden ist, bleibt
nicht so gut, als in einem gepichten, weil trotz
dem guten Verspunden der Fässer die Kohlensäure
dem Biere durch die Holzporen entgeht und das
Bier mithin, wie man in der Brauersprach- zu
sagen Pflegt, schal oder abfällig wird. 3) Die
bei nassen Kellern von oben durch das Gewölbe
nach längerer Zeit auch durch das Holz der Fäs-
ser dringende und sich als eine sehr nachtheilige
Unreinigkeit dem Biere miLtheilende Feuchtigkeit
wird durch das Pichen der Fässer zurückgehal-
ten. 6) Die Sommerluft macht auf die gepich-
ten Fässer, welche leer aus dem Keller kommen
und, nachdem sie gereinigt sind, in einem Schop-
pen aufbewahrt werden, bis man sie wieder
zum Aufnshmen des Bieres nöthjg hat, keinen
so nachtheiligen Eindruck, als auf ungepichte.
Ungepichte Fässer müssen mehrere mal mit koch-
heißen Wasser gebrüht werden, bis man diesel-
ben zum Ambewahren der Biere wieder benu-
tzen kann, während gepichte Fässer mit etwas
frischem Pech nur einmal gepicht oder aufgeschürt
werden dürfen, um sie zur Aufbewahrung der
Flüssigkeit geschickt zu machen.
Die echten bayerischen Biere kennt man nur
unter d. m Namen Pschbiere, und wenn die dor-
tigen Besitzer von großen Brauereien mit gepich-
ten Fässern ihre Rechnung nicht fänden, so wür-
den sie gewiß das Pichen unterlassen, zumal
da durch das viele Pech, welches dazu erfoder-
lich ist, in jedem Brauhause ein Capital gespart
werden würde. Ich weiß mich zu erinnern,
daß in Bayern vor ungefähr 10 — 12 Jadren
noch viele ungepichte Fässer in den Brauereien
zu finden waren (besonders in den kleineren),
welche aber jetzt alle aus denselben verschwun-
den und an deren Stelle gepichte Fässer getre-
ten sind.
Freilich dürfen die Pechbiere nicht so sehr
nach Pech schmecken, daß sie den Biertrinkern
durch den Übeln Pechgeschmack widerstehen; son-
 
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