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Baumeister: das Architektur-Magazin — 3.1905

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Heft 11 (1905, August)
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Langenberger, S.: Warenhausbauten in München: I. Kaufhaus Oberpollinger, hierzu Tafel 81/82, II. Warenhaus H. Tietz, Architekten Heilmann und Littmann in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.49991#0133

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DER BAUMEISTER * 1905, AUGUST.

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Kaufhaus Oberpollinger

Portal an der Herzog Maxstrasse

entspre-
zur Gel-
kommt,
die Er-

der Bau in dem nunmehrigen Platzbilde
wirkungsvollen Ausschnitt dar, dass es nur

Wenn nun auch mit Rücksicht auf die höchst indifferente
Architektur der den Bahnhofplatz hauptsächlich umschlies-
senden Staatsgebäude nicht ebenso, wie beim Kaufhaus Ober-
pollinger, auf den derzeitigen Baucharakter der Umgebung
besondere Rücksicht zu nehmen war, so hat gleichwohl, wie
anfangs bereits erwähnt, auch in diesem Falle die vom Stadt-
magistrat berufene Künstlerkommission gegen einen „Pfeiler-
bau“ sich prinzipiell ablehnend verhalten. Die dabei geltend
gemachten Gründe mussten gebilligt werden und den Archi-
tekten zur höchsten Anspannung seiner künstlerischen Ge-
staltungskraft nötigen.
Jedenfalls stellt
einen so überaus
zu begrüssen
wäre, wenn er
künftighin nicht
ohne Einfluss auf
seine Umgebung
bleiben würde!
Das Bauwerk
lässt in seinem
Aeusseren deut-
lich erkennen,
wie der Architekt
bemüht war, im
wesentlichen
schon durch vor-
teilhafteGruppie-
rung und Glie-
derung der Bau-
massen, hohe
Giebelaufbauten
und stark herab-
gezogene Dach-
flächen , sowie
mehrfacheUnter-
brechungen der
Baufluchten
durch Vor- und
Rücksprünge
eine wirksame
Belebung des
Fassadenbildes
zu erzielen; wie
er aber gleich-
wohl bestrebt
war, alles zu
vermeiden, was
mit der Zwecks-
bestimmung des
Innern im Wider-
spruch gestan-
den hätte.
Die Giebelauf-
bauten , welche
vorzugsweise
dazu beitragen,

liehen Verhältnissen entstandenen Kaufhausneubau lassen hier
aber die Fassaden einen etwas reicheren Aufwand architek-
tonischen Schmuckes erkennen, der dem Gebäude im Hinblick
auf dessen besondere Lage und die ungewöhnlichen Ab-
messungen seiner Fassadenflächen sehr zugute kommt. Der
gediegene plastische Schmuck — ein ehrendes Zeugnis für
dessen Schöpfer Bildhauer JuliusSeidler— erstreckt sich jedoch
nur auf bestimmte Gebäudeteile der nach dem Bahnhofplatz
und der Schützenstrasse zugekehrten Fassaden. Er zeigt die
Motive der deutschen und italienischen Hochrenaissance, ge-
mengt in freier individueller Bearbeitung und verstärkt in
seiner feinsinnigen Verteilung auf dem durchaus deutschen
Aufbau die vornehme, zum Teil ins Monumentale gesteigerte
Wirkung des
Ganzen. Dass
das Gebäude
aber nicht nur
am Tage, son-
dern mit Rück-
sicht auf die
Zwecksbestim-
mung und die
Forderungendes
Betriebes zum
Teil auch wäh-
rend der Nacht-
zeit
chend
tung
waren
bauer auch nach
dieser Richtung
vor eine beson-
dere Aufgabe
gestellt.
VonderUeber-
zeugung aus-
gehend, dass es
unmöglich sei,
so grosse Bau-
massen mit
künstlichem
Licht von aussen
zu wirkungsvol-
ler Erscheinung
zu bringen, ent-
schieden sie sich
dafür, bei Nacht
nur die Eingänge
durch ausserhalb
derselben ange-
brachte Bogen-
lampen hervor-
zuheben, bei
allen anderen
Fassadenöffnun-
gen dagegen das

dem Gebäude eine lebhaft bewegte Silhouette zu geben, er-

Licht in reichlichem Masse lediglich von innen herausströmen

wiesen sich überdies auch als sehr zweckmässig für die An-
ordnung ergiebiger Lichtquellen zur Erzielung günstiger Be-
leuchtungsverhältnisse in den zur Warenlagerung bestimmten
Dachräumen; die bis in das Dachgeschoss führenden Treppen-
häuser aber drängten ganz von selbst zu turmartigen Ab-
schlüssen hin.
Die innere Stockwerksteilung ist im Fassadenbilde deutlich
ausgesprochen, besonders charakteristisch aber für diese neue
Ausdrucksform des Warenhauses erscheint die Anordnung
und Durchbildung der Fenster. Im Gegensatz zu dem Waren-
haustyp, bei welchem die Mauerflächen bis auf einzelne Pfeiler
aufgelöst sind, zeigen die Fassaden dieses Münchener Waren-
hauses, gleich jenen des Kaufhauses Oberpollinger, wieder
Mauerflächen, in denen neben der vertikalen auch die horizon-
tale Linie zur Geltung kommt.
Im Vergleich zum letzterwähnten, gleichzeitig und unter ähn-

zu lassen.
Es wurden deshalb Vorkehrungen getroffen, mittelst deren
alle Fenster von innen aus in so ausgiebiger Weise beleuchtet
werden können, dass die Auflösung der Mauerflächen im
Dunkel der Nacht sich nicht weniger effektvoll äussert, als
wie am Tage.
Um zu einer befriedigenden Grundrisslösung zu gelangen,
waren mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden, auf die
hier jedoch nicht näher eingegangen werden kann.
Nach deren Behebung blieben im wesentlichen noch fol-
gende Grundbedingungen zu erfüllen:
Der nach den bezüglichen Bauvorschriften bedungene offene
Hof war tunlichst auf eine für den Betrieb ausreichende Grösse
zu beschränken und an die wenigst belebte Strasse zu ver-
legen, ferner für die zu Verkaufsräumen bestimmten Geschosse
die Austeilung der die Deckenkonstruktionen tragenden Pfeiler
 
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