Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Baumeister: das Architektur-Magazin — 3.1905

DOI Heft:
Beilage zu: 1905, September
DOI Artikel:
Zu den Bauten von Hart & Lesser
DOI Artikel:
Alexander-Katz, Bruno: Berichte über Erfindungen auf dem Gebiete des Bauwesens
DOI Artikel:
Vom Büchermarkt
DOI Artikel:
[Rezension von: E. Beyer, Moderne Fassaden-Ornamente.]
DOI Artikel:
[Rezension von: Dr. Ernst Sandberg, Dr. Gg. Roenbach und Paul Ehrlich, Das Israelitische Krankenhaus zus Breslau]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.49991#0376

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
TIA': DER BAUMEISTER
1905, SEPTEMBER.

MONATSHEFTE FÜR ARCHITEKTUR
UND BAUPRAXIS .
III. JAHRGANG, HEFT 12.

Zu den Bauten von Hart & Lesser. Beim Bau und der Einrichtung der
im vorliegenden Hefte behandelten Werke der Architekten Hart & Lesser
waren u. A. folgende Berliner Firmen beteiligt:
Sandsteinarbeiten: P. H. Holz mann & Co. (Haus Mühsam u. Haus Israel).
Bildhauerarbeiten und Decken: Rich. Kühne (Haus Mühsam) _ (Carl
Po big (Haus Israel).
Marmor: Saalburger Marmor werke (Haus Mühsam und Haus Israel).
Fliesen: N. Rosenfeld & Co. (Haus Mühsam und Haus Israel).
Stab- und Parquetfussböden: Wolff & Sohn (Haus Mühsam u. Haus Israel).
Tapeten und Wandbespannung: Ad. Burchardt (Haus Mühsam.)
Glasarbeiten u. Kunstverglasung: J. Schmidt (Haus Mühsam u. Haus Israel).
Kunsttischlerarbeiten: Jul. Zwiener (Haus Israel).
Treibarbeiten: Gust. Lind Nachflg. (Haus Mühsam u. Haus Israel).
Gardinen und Teppiche: N. Israel (Haus Israel).
Wasser- und Badeeinrichtung: David Grove (Haus Israel).
Kochmaschinen: Schwartze & Goedecke (Haus Mühsam).
Haustelephon: Biedermann & Czarnikow (Haus Mühsam).
Gartenanlage: Körner & Broders en Nachflg., Steglitz (Haus Mühsam).
Klopfapparate: E. Langer (Haus Mühsam).
Billard: J. Neuhausen (Haus Israel).
Die photographischen Aufnahmen der Abbildungen des Heftes sind von
E. von Branchitsch, Berlin.
Berichte über Erfindungen auf dem Gebiete
des Bauwesens,
(5. Fortsetzung. Vgl. I. Heft 5, S. 33 B.; Heft 9, S. 65 B. — II. Heft 1, S. 2 B.; Heft 5
S. 51 B. — III, Heft 1 S. 1 B. — Heft 4, S. 37 B.)

Eine Vorrichtung zum Löschen von Kalk und Verfahren zu
ihrer Benützung ist durch Patent Nr. 157586 geschützt. Gemäss der Neuerung
wird zur ununterbrochenen Herstellung eines gleichmässigen und vollkommen
hydratisierten, gelöschten Kalks Aetzkalk stetig in eine Löschtrommel ein-
geführt und das Ablöschen desselben dadurch verbessert, dass der Kalk bei
fortwährender Umdrehung der Trommel in verhältnismässig kleinen Mengen
mehrere hintereinander angeordnete Kammern zu durchlaufen hat, zu denen
das zum Löschen nötige Wasser oder Dampf in der Weise zugeführt wird,
dass die Menge des Löschwassers oder des Dampfes in jeder Kammer für
sich geregelt werden kann. Da der Kalk bei fortwährendem Umdrehen in
den einzelnen Löschkammern mit dem Wasser gemischt wird, der Kammer-
inhalt aber erst nach und nach von Kammer zu Kammer gelangt, so ist
das Mischungsergebnis ein vollkommen gelöschtes, trockenes Kalkhydrat.
Eine andere Vorrichtung zum Kalklöschen und Bereiten einer
möglichst fein verrührten Kalkmilch haben sich Wilhelm Carl Joedecke in
Nürnberg und Gustav Eirich in Hardheim (Baden) patentieren lassen. Die-
selbe besteht im wesentlichen aus einem durch ein Sieb in zwei Abteilungen
geteilten, teilweise mit Wasser angefüllten, kreisenden Behälter, der über
einer Mörtelmischvorrichtung angeordnet ist. In diesem Behälter befinden
sich feststehende Schaufeln, von welchen die obere, unmittelbar über dem
Siebe befindliche Schaufel den eingebrachten Kalk durch das Sieb treibt,
die dicht unter dem Siebe befindliche Schaufel den durchgetriebenen Kalk
abstreift und die am Boden des Gefässes befindliche Schaufel den herab-
sinkenden Kalk im Wasser wieder aufwirbelt, worauf die gebildete Kalk-
milch durch ein Rohr der Mörtelmischvorrichtung zugeführt wird. (D. R.
Patent 154397.)
Wasserdichte Zementwaren stellt man dadurch her, dass man
zwischen zwei Zementschichten eine Einlage von mit Asphaltteer getränkter
Dachpappe einbringt. Die so hergestellten Zementwaren zeigen den Uebel-
stand, dass beim Transport und bei der Verwendung derartiger Zement-
formstücke der Zement von der Dachpappe abspringt und abbröckelt, weil
der Zement gegen die Asphaltdachpappe nicht abbindet. Gemäss einem
Georg Friedrich in Goldschmieden bei Lissa patentierten Verfahren
wird ein in sich festes Zementformstück mit in Asphaltteer getränkter
Dachpappeneinlage dadurch gebildet, dass man bei der Herstellung des
Formstückes die mit heissem Asphaltteer getränkte Dachpappe mit Gips
oder Kalk bestreut und erst hierauf die Zementschichten aufträgt. Der
Zement bindet hierbei gegen die Gips- oder Kalkschicht und letztere wiederum
gegen die in Asphaltteer getränkte Dachpappe ab, sodass ein in sich festes
Formstück entsteht. (D. R. Patent 156702).
Nach einem Arthur Biberfeld in Berlin geschützten Verfahren
stellt man Bauplatten dadurch her, dass man auf passend zurecht ge-
schnittenen und beliebig zurecht gebogenen Geweben Kristalle von Kandis
sich bilden lässt. Diese Platten sollen hauptsächlich zur Verzierung von
Innenräumen dienen. (D. R. Patent 157383).
Bemerkenswert dürfte ein der Gogolin-Gorasdzer Kalk- und Zement-
Werke, Akt.-Ges. in Breslau durch Patent 156597 geschütztes Ver-
fahren zur Herstellung von Verblendfarben sein. Nach diesem
Verfahren stellt man zum Färben von Beton oder Kunststeinen vorzüglich
geeignete Farben dadurch her, dass man gebrannten Ton verschiedener
Farben, z. B. Ziegelton, oder Verblendsteine, oder Abfälle und Klamotten
davon usw. als feinstes Mehl längere Zeit mit Salzsäure digeriert und dann
die überschüssige Säure und die entstandenen Chloride vollständig mit
Wasser auswäscht. Man entfernt auf diese Weise alle in Wasser und Salz-
säure löslichen Stoffe, wie Alkalien, alkalische Erden, Carbonate usw.,
gleichzeitig werden die Silikate aufgeschlossen, sodass eine grosse Menge

löslicher und reaktionsfähiger, also aktiver Kieselsäure in dem färbenden
Rückstände bleibt. Die aktive Kieselsäure verleiht dem Rückstände seine
wertvollen Eigenschaften als Bindestoff. Die Färbekraft ist unvermindert
erhalten und man braucht verhältnismässig geringe Mengen. Farbschicht
und Stein wachsen gewissermassen ineinander, sodass es unmöglich ist,
die Farben vom Stein wieder zu entfernen, ohne den Stein zu zerstören.
Für die Verwendung mischt man der Farbe ungefähr 25 Prozent Zement
und soviel Wasser zu, dass ein gut streichfähiger Brei entsteht und trägt
diese Masse auf die zu färbenden, geformten, aber noch nicht erhärteten
Steine auf, sodass Steine und Farbe miteinander und gleichzeitig abbinden.
Eine Misch- und Waschmaschine für Beton, Kies u. dgl.,
bei welcher das Mischen und Waschen in einer mit Förder- und Wende-
schaufeln versehenen drehbaren Trommel erfolgt, ist in wesentlich ver-
besserter Form durch Patent 157709 geschützt. Im wesentlichen besteht
die Neuerung darin, dass an dem der Eintrittsöffnung gegenüberliegenden
Ende der Trommel schräg radial auf steigende Entleerungskanäle angeordnet
sind, welche nahe oder unmittelbar am Trommelumfange mit Zuführungs-
öffnungen versehen sind. Hierdurch wird der Beton, Kies oder dgl. bei der
Drehung den Entleerungskanälen zugeführt, um in ihnen hoch zu steigen
und selbsttätig in untergestellte Karren entleert zu werden.
Beton- oder Steindecken mit Eiseneinlagen stellt man nach
Patent 156871 in folgender Weise her. Es werden zwischen den Schal-
brettern entsprechend höhere Latten verlegt, die sowohl zur unverschieb-
lichen Befestigung der Eiseneinlagen in der der Berechnung entsprechenden
Lage in der Decke, als auch nach Entfernen der Schalung in bekannter
Weise zur Befestigung der Putzdecke unter Bildung eines Hohlraumes dienen.

Vom Büchermarkt.
Beyer, E. Moderne Fassaden-Ornamente. Leipzig, Seemann & Co.
M. 10.50.
Das Wort „Modern“, wenn es von einem Autor oder Verleger als Titel
benutzt wird, hat immer etwas Verdächtiges. Es scheint, als wolle man
die Persönlichkeit hinter dem Wort verstecken, als getraue man sich nicht
alles selbst zu vertreten und als wolle man nun damit den Widerspruch
niederschlagen; denn was sich für modern gibt, nimmt unbedingte Geltung
für sich in Anspruch. Wer das Moderne nicht für schön hält, kann sehr
bequem als Rückschrittler zurückgewiesen werden. Mit dem, was sich so
modern nennt, hat es aber zumeist eine ganz andere Bewandnis. Es sind
gewöhnlich unausgereifte Ideen zur Ummodelung aller vorher dagewesenen
Stilarten, deren Elemente vielfach durcheinandergeworfen und mit aller-
neuestem verquickt werden. Etwas Gutes kann so nicht herauskommen,
weil die einheitlich schaffende Selbstkraft des Künstlers dabei nicht im
Spiele ist. Gefährlich scheint es nun gar, solche Dinge als Lehrmaterial
für den Zeichenunterricht zu empfehlen; denn der Schüler wird dadurch zur
Unklarheit und Unselbständigkeit erzogen. Die vorliegenden Arbeiten von
Beyer gehen diesen Fehlern nicht aus dem Wege; als rein zeichentechnische
Erzeugnisse wird man ihre Bestimmtheit und Klarheit loben und manche
Einzelheiten kann man auch als wohlgelungen und brauchbar bezeichnen,
wenn sich der Verfasser daher auf engere Aufgaben beschränkte und nicht
zu viel Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte, so würde er Besseres
wirken. XXX
Das Israelitische Krankenhaus zu Breslau. Denkschrift verfasst
im Auftrage des Vorstandes der israelitischen Kranken-Ver-
pflegungs-Anstalt von Dr. Ernst Sandberg, Dr. Gg. Roenbach
und Regierungsbaumeister Paul Ehrlich. Mit 14 Grundriss-
plänen, 39 Autotypien u. 15 Zeichnungen. Breslau, Schlittersche
Buchhandlung.
Die im Anfänge des 18. Jahrhunderts begründete israelitische Kranken-
verpflegungs-Anstalt wurde durch die Fränkelsche Stiftung in den ersten
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts auf eine günstige Basis gestellt, doch ei-
wiesen sich die damals zur Verfügung gestellten Baulichkeiten in den
letzten Jahren nicht mehr als ausreichend, sodass an einen Neubau ge-
dacht werden musste. Nach einem zu diesem Zwecke veranstalteten Wett-
bewerb wurde der Entwurf des Regierungsbaumeisters a. D. Herold, jetziger
Stadtbauinspektor in Berlin, zur Ausführung bestimmt, nachdem er eine
eingehende Durcharbeit von Seiten des Verfassers erfahren hatte. Die ge-
samte Anlage ist auf einem von drei Seiten freien Terrain von zirka 2 ha
untergebracht, auf welchem 6 Gebäude errichtet sind, die für einen Garten
von 190 a Raum lassen. Die einzelnen Baulichkeiten sind: das Verwaltungs-
gebäude . Hauptkrankengebäude, Infektionsbaracke, Wirtschaftsgebäude,
Kesselhaus und Leichenhaus.
Von besonderem Interesse ist das für zunächst 121 Betten eingerichtete
Hauptkrankengebäude, das sich in einer Frontlänge von 100 m an der Neu-
dorfstrasse erstreckt, wegen der schwierigen Bedingungen der Grundriss-
anordnung, die der Architekt glücklich überwunden hat. Es waren in ent-
sprechender Trennung und Übersichtlichkeit 4 verschiedene Abteilungen
für Kranke beiderlei Geschlechts und in 3 getrennten Klassenstufen, ferner
2 Operationssäle, Laboratorium, eine Hydrotherapeutische Abteilung,
Röntgenzimmer, Photographisches Atelier, Wohn-, Schlaf-, Gesellschafts-
räume für die Aerzte und das Personal nebst den erforderlichen Bädern,
Tagesräume, Teeküche und sonstige Nebenräume unterzubringen. Diesen
 
Annotationen