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Baumeister: das Architektur-Magazin — 3.1905

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Beilage zu: 1905, August
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Prüfung der Widerstandsfähigkeit der natürlichen Gesteine: Vortrag gehalten am 22. Mai in der Versammlung des Ingenieur- und Architektenvereins zu Berlin vom Architekten Jdler im Auszug
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Vom Büchermarkt
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[Rezension von: W. J. Anderson und R. Phené Spiers, Die Architektur von Griechenland und Rom]
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[Rezension von: H. P. Berlage, Gedanken über Stil in der Baukunst]
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[Rezension von: Richard Muther, Die Kunst]
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[Rezension von: Josef Neuwirth, Die Baukunst des Mittelalters]
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[Rezension von: L. Werner, Münchener Bürgerliche Baukunst der Gegenwart]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49991#0368

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DER BAUMEISTER, ARCHITEKTUR
1905, AUGUST. HI. JAHRGANG, HEFT 11.

Prüfung der Widerstandsfähigkeit der
natürlichen Gesteine.
Vortrag gehalten am 22. Mai in der Versammlung des Ingenieur- und
Architektenvereins zu Berlin vom Architekten Jdler im Auszug.
Zunächst sprach der Vortragende über die Entstehung der
natürlichen Gesteine, an der Hand der durch verschiedene
Forscher ausgeführten praktischen Experimente, die Bildung
der massigen oder älteren plutonischen Silikatgesteine, wie
Granit, Syenit, Gabbro, Diorit und Diabas, Serpentinfies und
Porphyr, ferner der schiefrigen Silikatgesteine, wie Gneis,
Glimmerschiefer und Quarzit nebst ihren vielen Variationen
nachweisend. Hierauf ging er zur Entstehung der vulkani-
schen Gesteine, wie Augit oder Basaltlava, Feldspat oder
Trachytlava und Leucitlava über, um schliesslich die Bildung
der Sedimentärgesteine, wie Sandstein, Tonschiefer, Dolo-
mit, Kalk-Metamorphosen, wie Kalkstein, Marmor usw., ferner
der Konglomorate und Metamorphosen, wie Kalk, Quartz,
Dolomit, Porphyr, Gneis und Granitbreccien, sowie der Tuffe,
wie Porphyr oder Felsittuff, Grünstein, Bimstein, Leucit und
Kalktuff einer näheren Betrachtung zu unterwerfen.
Im zweiten Teile des Vortrages ging der Vortragende
näher auf die Verwitterungsfähigkeit der Gesteine, welche ja
in erster Linie die Anwendung der Gesteine für Monumental-
bauten bedingt, ein. Es ist gerade diese so schwer zu erforsch-
ende Eigenschaft, da genaue Resultate erst nach Jahrhunderten
zu erlangen sind, von der höchsten Wichtigkeit bei der Aus-
führung von Monumentalbauten, Denkmälern, Uferbefestigun-
gen, Feuerherden, Kanalisationen, Wasserleitungen etc. Nach
Betrachtung aller Agentien, welche in kürzerer oder längerer
Zeit die Verwitterung eines Gesteines zustande bringen, be-
schrieb der Vortragende eingehend die Prozesse, welche man
anwendet, um die Widerstandsfähigkeit eines Gesteines gegen
die Verwitterung experimentell zu bestimmen, so das Behan-
deln des Steines mit Säuren, Zerkochen desselben unter
hohem Druck, die Ermittlung der Wetterbeständigkeit in che-
mischer Beziehung, schliesslich auch auf geologisch-petro-
graphisch-chemische, auch mikroskopische Untersuchungen
übergehend , sowie auf die mögliche Zerstörung eines Ge-
steines durch zoologische und vegetabilische Einflüsse.
=== Sp.
Vom Büchermarkt.
Anderson, W. J. und R. Phene Spiers. Die Architektur von
Griechenland und Rom. Aus dem Englischen von Konrad
Burger. 1. Lieferung (vollständig in fünf Lieferungen). Leipzig,
Karl W. Hiersemann. Mk. 3.— .
An zusammenfassenden Werken über Architekturgeschichte sind in letzter
Zeit mehrere auf den Büchermarkt gekommen, sodass ein dringendes Be-
dürfnis für diese Übersetzung nicht vorlag. Sie rechtfertigt sich zunächst
als Anfang einer Sammlung wissenschaftlicher Handbücher, die der Verlag
zu veranstalten beabsichtigt und in diesem Rahmen begrüssen wir es dankbar,
mit einem interessanten W’erke der englischen Literatur bekannt zu werden.
Das Werk ist hervorgegangen aus Vorlesungen, welche W. J. Anderson an
der Kunstschule in Glasgow in den Jahren 1896—97 gehalten hat. Nach
dem Tode dieses Verfassers hat R. P. Spiers die Herausgabe und Vollendung
des W’erkes übernommen. Die vorliegende erste Lieferung, welche sich
mit der archaischen Periode und dem Anfang der Blütezeit in Athen be-
fasst, zeigt eine reizvolle Darstellungsweise, die von manchen eigenartigen
Gesichtspunkten geleitet wird. Wir werden, wenn das Werk weiter ge-
diehen ist, noch näher darüber zu sprechen haben. Die Übersetzung ist
vorzüglich, wie sie von Burger, der sich bei ähnlichen Gelegenheiten schon
bewährt hat, zu erwarten war. Die Auswahl der Illustrationen ist mit
Geschmack und gutem Mass getroffen, die Ausstattung tadellos. -n.
Berlage, FL P. Gedanken über Stil in der Baukunst. Leipzig.
Julius Zeitler.
Berlage, einer der Führer der modernen Architektur in den Niederlanden,
hielt im Herbste v. Js. zu Leipzig einen Vortrag über das Thema dieses Heftes,
den er damit in etwas erweiterter Form einer weiteren Öffentlichkeit vorlegt.
Berlage ist kein wilder Umstürzler, der von himmelstürmenden Ideen er-
füllt, alles vor ihm dagewesene verachtet. Im Gegenteil entwickelt er
seine Gedanken auf streng historischer Grundlage, einige tiefe Ideen
Sempers sich zur Richtschnur nehmend. Der Verfasser zeigt, welche Auf-
gabe dem stilschwankenden 19. Jahrhundert zugefallen war und welche

Verdienste es sich erworben. Er sucht dann die Gründe, warum man
heute in der frage des Kunststiles so hin und her schwanke, in dem
Mangel einheitlicher, religiöser und kultureller Ideen, bringt daher die
Sehnsucht nach einheitlichen Schöpfungen, die gerade in der Architektur
so stark sei, mit gleichen Zielen des ethischen Lebens in Zusammenhang.
Daraus schöpft Berlage die Hoffnung für die Zukunft, für welche die
heutigen Modernen die Keime legen. Die mit geistreichen Beobachtungen
durchsetzte Schrift ist äusserst lesenswert und gewährt einen tiefen Einblick
in die Ideenwelt des Künstlers. -d.
Die Kunst. Herausgegeben von Richard Muther. 27. Florenz
und seine Kunst von Georg Biermann. 31. Phidias von H. Ubell.
37. Paris von Wilhelm Uhde. 38. Pompeji in seiner Kunst
v. Ed. v. Mayer. Berlin, Bard, Marquart & Co. Jedes Bänd-
chen M. 1.25.
Aus den letzt erschienenen Bändchen dieser hübschen Kollektion sind
die vorstehenden vom besonderen Interesse für uns. Es sind vier Städte-
bilder; denn das Bändchen 31 könnte beinahe „Athen“ betitelt sein und
wenn wir bei der Reihe der Anführung, anstatt an die Zahlenfolge, etwas
vom geschichtlichen Standpunkte ausgehen wollten, so würden wir in der
Folge Athen, Pompeji, Florenz, Paris eine Kunstentwickelung sehen, welche
Höhepunkte aus verschieden grossen Epochen bezeichnet. Das Bändchen
„Phidias“ zeigt die Kunst dieses Meisters an den Überresten der Akropolis
wie sie heute zu finden sind, wobei ein Bild dieser einzigen Stätte sich
voll aus den Trümmern entwickelt. Konzentriert sich hier alles auf die
einzelne Person und die erhabenste Kultstätte, so ist in Pompeji eine
ausgebreitete Kunst, die das gesamte bürgerliche Leben umspannt, aber im
einzelnen an keine grossen Namen anknüpft; Florenz dagegen ist voll
grosser Personen, die in zwei Jahrhunderten seine Kunst aufgebaut haben
und Paris vereinigt heute eine unbegrenzte Fülle interessanten Lebens und
mannigfaltigster Kunst. Diese 4 Bändchen nebeneinander durchzulesen,
ist somit von einem eigenen Reiz, wenn man am Schlüsse sie als ein Ganzes
übersieht, in dem sich die wunderbarsten Zeiten spiegeln. — Die nette Aus-
stattung mit guten Abbildungen empfiehlt die Bändchen auch äusserlich; aus
den anregend geschriebenen Essais wird man manches für die Betrachtungs-
weise der Gegenstände lernen. —B.
Neuwirth, Josef. Die Baukunst des Mittelalters (Geschichte der
Baukunst, bearbeitet von Borrmann u. Neuwirth. II. (Mit 368
Abbildungen. Leipzig, E. A. Seemann. M. 8. —.
Eine Geschichte der bildenden Künste wird ihren Hauptreiz immer
durch die Darstellung der einzelnen Künstler-Persönlichkeiten erhalten,
deren Eigenart im Leben wie im Schaffen sich interessant entfaltet und
dem Geschichtsschreiber Gelegenheit zu einer Anzahl abgerundeter Charakter-
schilderungen gibt. Die grosszügige Darstellung der allgemeinen Ent-
wickelung wird dadurch angenehm belebt und wir empfinden, dass die
Menschen, die die Geschichte machen, doch auch die Hauptsache davon
sind. Die Geschichte der Baukunst muss sich eines solchen Vorteiles ent-
schlagen. Hier treten die Meister hinter ihren Werken weit zurück, das
Werk erscheint so sehr als die Arbeit eines allgemeinen Bewusstseins, dass die
wenigsten nach dem Namen des leitenden Geistes zu fragen ein Bedürfnis
empfinden. Daher wird denn auch eine Geschichte der Baukunst einen
wesentlich sachlichen Charakter tragen und jener charakteristischen Reize
meist entbehren. Wenn uns der Historiker trotzdem durch die klare Zu-
sammenfassung seines Stoffes und gefällige Darstellungsweise zu fesseln
vermag, so ist das ein besonderes Verdienst, zumal wenn darunter nicht
die Sachlichkeit leidet und durch schönes Phrasenwerk beschränkt wird.
In diesem Sinne wird der Verfasser dieses 2. Bandes der Geschichte der Bau-
kunst, die an Stelle des alten Lübke getreten ist, seiner Aufgabe in vorteil-
hafter Weise gerecht. Er weist die grossen Zusammenhänge der Ent-
wickelung der Baukunst mit den Weltereignissen, mit dem Wandel des
religiösen Lebens nach, ohne damit zu weit zu gehen und den Boden seiner
engeren Aufgabe zu verlassen. — Die Einteilung des Stoffes im allgemeinen
ergab die Sache selbst. Innerhalb der historischen Gruppen hat der Ver-
fasser eine gute Übersicht dadurch geschaffen, dass er erst die allgemeinen
Grundsätze und das System einer Kunstperiode darstellt und dann die ein-
zelnen Denkmäler schildert. Überall fusst der Verfasser auf gründlichster
Kenntnis der Tatsachen und auf einem gesunden eigenen Urteil. Bei der
illustrativen Ausstattung hat eine sichere Hand gewaltet, den architek-
tonischen Ansichten sind zahlreiche Grundrisse beigesellt, die im allgemeinen
bei solchen Gelegenheiten viel zu sehr vernachlässigt werden. Der Band
stellt sich somit Borrmanns Baukunst des Altertums als Fortsetzung würdig
zur Seite. Der dritte Band, die Neuzeit, hat wieder Borrmann übernommen,
nach dessem Erscheinen wir auf das gesamte Werk nochmal zurückzukommen
Gelegenheit haben werden. XXX
Münchener Bürgerliche Baukunst der Gegenwart. Abteilung X,
neuere Privatbauten in älteren Stilarten. 35 Lichtdrucktafeln
und 10 Tafeln Grundrisse. München, L. Werner. M. 20. —.
Das Heft reiht sich den früher in dieser Sammlung veröffentlichten in
bester Weise an. An dem Titel hätte ich jedoch den Zusatz „in älteren Stil-
arten“ auszusetzen. Warum muss man einem Kunstwerk immer so ein
Zettelchen anhängen, wonach es in irgend ein ästhetisches Schubfach ein-
gezwängt und ihm die Individualität gewissermassen abgesprochen wird.
Die Stilart ist uns ganz gleichgültig, wir wollen Werke tüchtiger Künstler
 
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