Baumeister: das Architektur-Magazin — 3.1905
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.49991#0134
DOI issue:
Heft 11 (1905, August)
DOI article:Langenberger, S.: Warenhausbauten in München: I. Kaufhaus Oberpollinger, hierzu Tafel 81/82, II. Warenhaus H. Tietz, Architekten Heilmann und Littmann in München
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.49991#0134
126
DER BAUMEISTER ♦ 1905, AUGUST.
derart in Aus-
sicht zu nehmen,
dass die letzteren
gleichsam die
Knotenpunkte
eines Netzes mit
annähernd qua-
dratischen Ma-
schenweiten bil-
den ; schliess-
lich war die Lage
der Treppen-
häuser so zu be-
stimmen, dass
an jedem Punkte
der oberen Ver-
kaufsräume bis
zum Ausgang
nach einer Trep-
pe nicht mehr
als 25 m zurück-
zulegen sind, die
Treppenhäuser
aber auch nicht
unbequem in den
Verkaufsraum
einspringen. Als
Verkaufsräume
waren nur das
Erdgeschossund
drei Oberge-
schosse zuge-
standen. Die
Betriebsräume
in dem vierten
Obergeschoss
nicht durch ab-
schliessende
Wandflächen,
sondern ledig-
lich nur durch
die in dem kon-
struktiven Auf-
bau bedungenen
Tragpfeiler und
die zwischen
denselben sich
hinziehenden
Stockwerksbrüs-
tungen begrenzt
wird, so kann
sich das von
oben durch das
elliptische Glas-
dach in grosser
Fülle einströ-
mendeLichtzum
Teil auch noch
in die den Licht-
hof umschlies-
senden Räume
reichlich ergies-
sen. Ueber die
Raumdisposi-
tionen in den ein-
zelnen Geschos-
sen ist folgendes
zu bemerken:
Das Kellerge-
schoss umfasst
die Räume für
die Heizung, für
sollten an
Kaufhaus Oberpollinger. Schlussstein über dem östlichen
grössten Teilen
der Prielmayer- und Luitpoldstrasse hinter die Dachfläche
zurücktreten.
Inwieweit es gelungen ist, diesen Forderungen zu ent-
sprechen, ist aus den Grundrissabbildungen zu ersehen. Der
Hof mit dem nach der Bauordnung zulässigen geringsten
die maschinellen
Ausgang. Bildhauer Heinrich Düll und Georg Pezold
Anlagen zur
Kraft- und Lichterzeugung, für Lagerzwecke und für das
Personal. Für letzteres sind nach Geschlechtern getrennte
umfangreiche Garderoben eingerichtet, mit denen Wasch-
räume und Toiletten in Verbindung stehen. Zur Einnahme der
Mahlzeiten sind Kantinen für männliches und weibliches Per-
Flächenmasse wurde an die
Luitpoldstrasse verlegt. Das
Quadratnetz konnte mit 5 m
Seitenlänge des Quadrates fast
voll durchgeführt werden, weil
die Baulinien wenigstens an
drei Seiten senkrecht aufein-
ander trafen. Um die Ver-
kaufsgeschosse jeweils in
gleicher Fussbodenhöhe durch-
führen zu können, war es not-
wendig, mit Rücksicht auf die
geringere Breite der Priel-
mayer- und Luitpoldstrasse
die Geschosshöhen etwas ein-
zuschränken; fünf Treppen-
häuser mussten angelegt
werden. Sämtliche Stockwerke
werden der Höhe nach von
einer zentral angelegten weit-
räumigen Oberlichthalledurch-
brochen. Obwohl es nahege-
legen hätte, diese Halle in
das Quadratsystem einzu-
gliedern und ihr eine recht-
eckige Form zu geben, wählte
der Architekt mit Absicht hie-
für eine elliptische Grundform
und ein eigenes Stützen-
system.
Da der grosse Hallenraum
Warenhaus Hermann Tietz. Bildhauer Julius Seidler
sonal vorhanden, die zu beiden
Seiten einer mit allen nötigen
Gaskochapparaten ausgestat-
teten Küche liegen. Auf die
hygienisch völlig einwandfreie
Anlage und Ausstattung dieser
Räume wurde weitgehendst
Bedacht genommen. Die Zu-
gänge zu den Kellerräumen
erfolgen zweckmässig von
den Treppenhäusern aus. Für
die Warenbeförderung vom
Hof in das Kellergeschoss
und von letzterem in die
oberen Stockwerke dienen vier
an der bogenförmig in den
Hof einspringenden Umfas-
sungsmauer angeordnete Auf-
züge, deren Schachtöffnungen
auf die Dauer der Nichtbe-
nützung in allen Stockwerken
feuersicher abgeschlossen sind;
ein fünfter kleinerer Waren-
aufzug ist dazu bestimmt,
kleinere Gepäckstücke inner-
halb der einzelnen Geschosse
zu befördern.
Abfälle, Kehricht etc. können
von den Stockwerken aus
durch einen eigens zu dem
Zwecke angelegten Schacht
DER BAUMEISTER ♦ 1905, AUGUST.
derart in Aus-
sicht zu nehmen,
dass die letzteren
gleichsam die
Knotenpunkte
eines Netzes mit
annähernd qua-
dratischen Ma-
schenweiten bil-
den ; schliess-
lich war die Lage
der Treppen-
häuser so zu be-
stimmen, dass
an jedem Punkte
der oberen Ver-
kaufsräume bis
zum Ausgang
nach einer Trep-
pe nicht mehr
als 25 m zurück-
zulegen sind, die
Treppenhäuser
aber auch nicht
unbequem in den
Verkaufsraum
einspringen. Als
Verkaufsräume
waren nur das
Erdgeschossund
drei Oberge-
schosse zuge-
standen. Die
Betriebsräume
in dem vierten
Obergeschoss
nicht durch ab-
schliessende
Wandflächen,
sondern ledig-
lich nur durch
die in dem kon-
struktiven Auf-
bau bedungenen
Tragpfeiler und
die zwischen
denselben sich
hinziehenden
Stockwerksbrüs-
tungen begrenzt
wird, so kann
sich das von
oben durch das
elliptische Glas-
dach in grosser
Fülle einströ-
mendeLichtzum
Teil auch noch
in die den Licht-
hof umschlies-
senden Räume
reichlich ergies-
sen. Ueber die
Raumdisposi-
tionen in den ein-
zelnen Geschos-
sen ist folgendes
zu bemerken:
Das Kellerge-
schoss umfasst
die Räume für
die Heizung, für
sollten an
Kaufhaus Oberpollinger. Schlussstein über dem östlichen
grössten Teilen
der Prielmayer- und Luitpoldstrasse hinter die Dachfläche
zurücktreten.
Inwieweit es gelungen ist, diesen Forderungen zu ent-
sprechen, ist aus den Grundrissabbildungen zu ersehen. Der
Hof mit dem nach der Bauordnung zulässigen geringsten
die maschinellen
Ausgang. Bildhauer Heinrich Düll und Georg Pezold
Anlagen zur
Kraft- und Lichterzeugung, für Lagerzwecke und für das
Personal. Für letzteres sind nach Geschlechtern getrennte
umfangreiche Garderoben eingerichtet, mit denen Wasch-
räume und Toiletten in Verbindung stehen. Zur Einnahme der
Mahlzeiten sind Kantinen für männliches und weibliches Per-
Flächenmasse wurde an die
Luitpoldstrasse verlegt. Das
Quadratnetz konnte mit 5 m
Seitenlänge des Quadrates fast
voll durchgeführt werden, weil
die Baulinien wenigstens an
drei Seiten senkrecht aufein-
ander trafen. Um die Ver-
kaufsgeschosse jeweils in
gleicher Fussbodenhöhe durch-
führen zu können, war es not-
wendig, mit Rücksicht auf die
geringere Breite der Priel-
mayer- und Luitpoldstrasse
die Geschosshöhen etwas ein-
zuschränken; fünf Treppen-
häuser mussten angelegt
werden. Sämtliche Stockwerke
werden der Höhe nach von
einer zentral angelegten weit-
räumigen Oberlichthalledurch-
brochen. Obwohl es nahege-
legen hätte, diese Halle in
das Quadratsystem einzu-
gliedern und ihr eine recht-
eckige Form zu geben, wählte
der Architekt mit Absicht hie-
für eine elliptische Grundform
und ein eigenes Stützen-
system.
Da der grosse Hallenraum
Warenhaus Hermann Tietz. Bildhauer Julius Seidler
sonal vorhanden, die zu beiden
Seiten einer mit allen nötigen
Gaskochapparaten ausgestat-
teten Küche liegen. Auf die
hygienisch völlig einwandfreie
Anlage und Ausstattung dieser
Räume wurde weitgehendst
Bedacht genommen. Die Zu-
gänge zu den Kellerräumen
erfolgen zweckmässig von
den Treppenhäusern aus. Für
die Warenbeförderung vom
Hof in das Kellergeschoss
und von letzterem in die
oberen Stockwerke dienen vier
an der bogenförmig in den
Hof einspringenden Umfas-
sungsmauer angeordnete Auf-
züge, deren Schachtöffnungen
auf die Dauer der Nichtbe-
nützung in allen Stockwerken
feuersicher abgeschlossen sind;
ein fünfter kleinerer Waren-
aufzug ist dazu bestimmt,
kleinere Gepäckstücke inner-
halb der einzelnen Geschosse
zu befördern.
Abfälle, Kehricht etc. können
von den Stockwerken aus
durch einen eigens zu dem
Zwecke angelegten Schacht