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Etter

Die Laocoon-Mnppc. lv.)

Zwei Söhne.
Kriminal-Novelle
Ar. Friedrich.
(Fortsetzung.)
„Gertrud, er mag es jetzt viel-
leicht ehrlich meinen," fuhr Benko
fort, „allein die Verhältnisse werden
ihn ändern. Wenn Du erst einsiehst,
daß er Dich nicht mehr liebt, dann
ist es zu spät für Dich, dann ist es
um das Glück Deines ganzen Lebens
geschehen, dann wirst Du vielleicht
bereuen, ein treues Herz von Dir ge-
wiesen zu haben und wirst mit Schmerz
auf das Försterhaus blicken, in dem
Du eine Stätte des Friedens und des
Glückes hättest finden können!"
Benko erfaßte des Mädchens
Hand, Gertrud zog dieselbe zurück.
„Nie werde ich bereuen, meinem
Herzen gefolgt zu fein'." rief fie.
„Ich verlange kein anderes Glück, als
.ihm anzugehören!"
„Haha! Glaubst Du dies je er-
reichen zu können?" rief Benko, dessen
leidenschaftlicher Sinn immer mehr
hervorbrach. „Hoffst Du, ich werde
Dich ruhig in seinen Armen sehen?
Nur eines Wortes bedarf es zu
Heino's Vater und der stolze Herr
wird Dich morgen von seinem Gute
jagen, ich brauche nur hinzugehen zu
Deinem Vater und ihm zu erzählen,
mit wem Du hier in der Laube zu-
sammengetroffen bist und er wird
Dir zeigen, wie weit fein Recht und
seine Macht reicht!"
Gertrud war ausgestanden, dicht
trat fie vor den jungen Förster hin.
„Versuchen Sie es," sprach sie,
und ihre Stimme bebte, „thun Sie
es und ich werde Sie hassen und
berachten. Wenn Sie aber noch Hoff-
nung hegen, mein Herz umwandeln
zu können, so sage ich Ihnen, daß ich

zu treiben.
Sie hörte ihn nicht mehr, denn
sie war bereits in das nahe Haus
ihres Vaters geschlüpft.
Das Gesicht mit beiden Händen
bedeckend warf sich Benko aus die
Bank. Er liebte das Mädchen mit
leidenschaftlicher Gluth, all' fein Sin-
nen war auf sie gerichtet, er träumte
von ihr, wenn er durch den Wald
dahinfchritt und glaubte ihr Bild zu
sehen, wenn er Abends auf dem An-
stande saß und den Blick in die Ferne
gerichtet hielt.
Hugo entfernte sich leise. Ein
Gefühl der Genugthuung erfüllte ihn.
Er hatte den jungen Förster oft um
seine große und kräftige Gestalt, um
die Gesundheit, welche aus seinem
Gesichte sprach, beneidet, jetzt zehrte
in der Brust desselben auch der Schmerz
einer verschmähten Liebe. Weshalb
sollte er allein leiden und die Gluth,
die ihn erfüllte, bekämpfen müssen! Er
empfand kein Mitleid mit dem Unglück-
lichen, der noch immer in der Laube
saß, denn auch er hatte ja kein Mit-
leid gefunden. Cläre hatte über sein
Geständniß gelacht, Heino hatte das-
selbe eine Thorheit genannt. Wieder
drängte sich ihm der Gedanke an die
bevorzugte Stellung, welche Heino
durch seine Geburt einnahm, auf.
Würde Gertrud ihm ihr Herz geschenkt
haben, wenn er arm wäre? War sie
nicht, wenn vielleicht auch unbewußt,
durch den Glanz seiner Stellung ge-
blendet ? Sie würde die Werbung des
Försters nicht zurückgewiesen haben,
hätte fie nicht der Gedanke, einst die
Herrin des Gutes zu werden, enger
und enger wie mit einem Netze um-
zogen.
Unbemerkt schlüpfte Hugo durch
das Fenster wieder in sein Zimmer
und noch lange schritt er in demselben
F 3

„Gertrud, Gertrud!" rief der Förster ihr
nach, da es nicht in seiner Absicht gelegen, sie
so weit


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