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Zwei Söhne.
Kriminal - Novelle
Ar. Friedrich.
(Fortsetzung.)
Mottau brach das
Gespräch ab, so gern
Hugo dasselbe auch noch
fortgesetzt hätte. Allein
schritt Hugo nach diesem
Gespräche durch den Park
hin. Vergebens bemühte
er sich, die Absicht seines'
Onkels zu errathen.
Schon jetzt empfand er
das peinigende Gefühl
der Abhängigkeit im höch-
sten Grade und er mußte
alle feilte Kräfte zusam-
mennchmen, um sich nicht
zu verrathen. Durch
Heinrich war Alles ver-
nichtet, was er bis da-
hin errungen hatte. Er
hatte sich als künftigen
Besitzer des Gutes an-
gesehen, hatte den Unter-
gebenen Gehorsam und
Furcht eingeflößt, dies
Alles war dahin. Selbst
die gewöhnlichsten Ar-
beiter zögerten, seine Be-
fehle auszuführeu, sie
wußten, daß sie ihn
nicht mehr zu fürchten
hatten und oft warteten
sie erst Heinrich's Zu-
stimmung ab.
Dies zehrte peinigend
an ihm. Er wußte, daß
es ihm gelingen würde,
Heinrich vollständig zu
beherrschen, weil er ihm
geistig überlegen war;
allein konnte er hieraus
die Pläne für seine Zu-

Friedrich, Großhe^iog von Baden. Nach einer Photographie gezeichnet von E. Hartmann. (S. 115.)

sichten fand er nur eine
Aufklärung. Auch Mot-
tau schien zu wünschen,
daß Cläre die Seine
werde, dann war feine
Zukunft gesichert.
Unwillkürlich zogen
sich seine Brauen zusam-
men. Mehr denn je war
ihm Cläre in der letzten
Zeit ausgewichen. Ihre
gleichförmige Freundlich-
keit gegen ihn, wenn sie
ihm begegnete, verrieth
ihm nur zu deutlich, daß
sie ihn nicht liebte. Die
leidenschaftliche Liebe zu
ihr hatte sich nicht ge-
mildert, wie ein heim-
liches Feuer glühte sie iu.
seinem Innern verzehret
fort. Sie hatte sich noch
gesteigert, seitdem er
wußte, daß Cläre sich
mit Geldern lieber unter-
hielt als mit ihm, daß
ihre Wangen sich röthe-
ten, wenn sie jenem be-
gegnete. Die glühendste
Eifersucht erfüllte ihn.
Vergebens hatte er
auf ein Mittel gesonnen,
um Seldern zu entfernen.
Er wagte nicht, offen
gegen ihn auszutreten,
weil er wußte, daß sein
Onkel ihm sehr wohl
wollte. All' seine sorg-
fältigen und unablässigen
Beobachtungen hatten ihm
nicht eine einzige Ge-
legenheit geboten, die er
gegen Seldern hätte be-
nützenkönnen. Ein Zufall
sollte ihm dieselbe geben.
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kunft bauen? Blieb er nicht trotzdem immer von i Konnte dessen Charakter sich nicht zur selbstständi-
ihm abhängig, konnte Heinrich nicht durch eine gen Festigkeit entwickeln?
einzige Laune die Herrschaft später abschütteln! Durch alles Nachsinnen über Mottau's Ab-
 
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