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Das Mädchen von Franco.
Erzählung aus deu Pampas
" Südamerikn's.
Von Julius Miczny.
Gortsttzung.)
Hätte die Seelenangst, in wel-
cher der Rittmeister sich seit dem
Beginne des Wettlaufs befunden,
ihn nur uoch eineu Augenblick mit
Ausführung seines Entschlusses
zögern lassen, so würde er sich haben
überzeugen können, daß außer ihn:
noch ein zweites Wesen über dem
Leben des Freundes wachte, ja daß
ohne dessen Hilfe es ihm nicht ein-
mal möglich gewesen, sich zwischen
die mit Blitzesschnelle dahcrstm-
zenden Reiter zu werfen. Sobald
nämlich der General den Klepper
aus der Bahn drängte, um behufs
des zu führenden Stoßes, der
Seite des unglücklichen Verfolgten
näher zu kommen, stieß — und
zwar in demselb n Augenblicke, in
welchem sich Walberg zwischen die
Kämpfer warf — die junge India-
nerin einen gellenden Schrei aus,
auf welchen sogleich das Pferd
Arismendi's dergestalt mitteü im
Laufe parirte, daß die Vorderhnfe
sich bis über die Fesselgelenke in
deu Sand vergruben, das Thier
mit den Sprunggclenken der Hin-
terbeine den Boden berührte und
seinen ReiMr ziemlich unsanft zur
Erde warf. Alles dieses traf der-
gestalt in einem und demselben
Momente zusammen, daß nur ein
sehr geübter Beobachter hätte unter-
scheiden können, welches dieser Er-
eignisse durch das andere bedingt
worden sei.
Eine Todtenstille, während wel-
cher Wallberg vom Pferde und
Arismendi vom Boden aufgesprungen
war, erfolgte nun. Scharf wie
ein Dolchstoß traf das Auge des


gewendet, „nehmen Sie dem Herrn die Waffe
„Hier liegt sie!" schrie der Rittmeister wüthend,
Klinge vom Gesäße brach und bei-
des zu Boden schleuderte. „Nur ein
Elender würde den Säbel noch in
einem Dienste ziehen, wo solche Ab-
scheulichkeiten geschehen können."
„Ihr Maß ist voll!" rief der
General, drohend die Hand gegen
Wallberg ausstreckend. „Die Re-
gierung wird wählen: für Sie eine
Kugel, oder für mich den Abschied.
Bis dahin haben Sie Arrest."
„General!" sprach Gailhac mit
matter Stimme, „ich kann unmöglich
glauben, daß Sie wegen einer momen-
tanen Uebereilung Ihr Heer um einen
seiner tapfersten Offiziere bringen
können. Wir sollten," setzte er ge-
faßter hinzu, „unfern Wettritt, wel-
cher unterbrochen worden, von vorne
beginnen. Wozu indeß? Sie wür-
den mich das zweite Mal so leicht
wie das erste Mal erreichen; auch
finde ich mich bereits zu erschöpft.
Darum bitte ich um einen schnellen
Tod."
„Ihr Lebert ist durch mein
Ehrenwort gesichert!" esttgegnete
Arismendi kalt. „Meine Lanze hat
Sie nicht berührt, Sie haben die
Bedingungen des Vertrags ehrlich
erfüllt, die Unterbrechung kam nicht
von Ihnen. Der, der es wagte,
sich zwischen uns zu werfen, wird
dafür büßen. Für jetzt, Major
Gailhac, betrachte ich Sie als Ge-
fangenen auf Ehrenwort. Sie haben
die Freiheit, sich hinzubegeben, wo
Sie wollen."
„Ich werde Ihr Hauptquartier
nicht verlassen," entgegnete Gailhac,
„bis einer der gefangenen Offiziere
aus Lima eintrifft. Der Vicskönig
wird keinen Anstand nehmen, mich
auszuwechseln, doch trenne ich mich
nicht von meinem Freunde."

dem Säbel in der Faust angefallen.
fetzte er hinzu, zu dem Adjutanten indem er die

Generals den Rittmeister, daun sagte er: „Die
Herren sind Zeugen, wie der Rittmeister Wallberg ab.
mich mit
Senuor!"

Leopold II., Koino von Äclstieu. (S. 21". )

„Ganz wie Ihnen beliebt!"
 
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