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um das

Doch mit wildem, schrecklichem Geheul stürzten
neue Kämpfer heran. Mehrere furchtbare Stun-
den dauerte der Kampf, mit dessen Einzelheiten
wir den Leser nicht ermüden wollen. Der Mond
war glänzend emporgestiegen und beleuchtete die
Haufen erschlagener Soldaten. Von allen Seiten
strömten noch Indianer auf den Kampfplatz. Die
Hütte Wallberg's nnd des Indianerhäuptlings lag
im Schutt begraben.
Nur das steinerne lange Gebäude, wo Sennora
Fraueesea wohnte, konnte noch immer
von den Wilden nicht erobert werden.
In dieses Gebäude hatte sich die ganze
Truppenmasse konzentrirt, auch Aris-
mendi, Wallberg nnd die wenigen
anderen Offiziere, die den Ueberfall
überlebt hatten, befanden sich dort.
In dem größten Gemache des Hauses
hielt Arismendi einen Kriegsrath.
Gailhac war abgesendet worden, mit
den Wilden zu unterhandeln. Wall-
berg hatte ein Tuch nm die Stirn
geschlungen; er war von einem Pfeil-
schusse, doch nur leicht, verwundet.
Größere Schmerzen litt der alte Reiter-
offizier, den wir unter dem Namen
Domingo kennen gelernt haben. Das
Eisen eines Pfeiles war in seiner
Schulter stecken geblieben, sein linker
Arm durch einen Keulenschlag zer-
brochen. Wallberg beschäftigte sich
liebevoll mit dem Alten.
Mit großen Schritten hatte der
General bis dahin den Saal gemessen;
er trat au das Sopha, auf welchem
Domingo halb sitzend lag.
„Niemand," sprach er düster, in-
dem ec sich an den Alten wendete,
„ist an den;Unglück dieser Nacht schuld,
als ich! o, hätte ich Euren Rath
befolgt!"
„Denkt nicht daran, Sennor!"
U ästete der Verwundete; „es Hütte
noch schlimmer gehen können."
„Schlimmer? — schlimmer?" sagte
mit bitterem Lachen der General.
„Ja, Sennor!" rief lebhaft der
Alte. „Die Wilden konnten mit uns
zugleich in's Haus eindringen, oder

„Thor, so ftirb!" rief der Häuptling und mit
einem Sprunge mitten durch die Flamme war er
verschwunden.
Und von allen Seiten stürzten wie höllische
Dämone die Wilden herein, ein Heer von Pfeilen
durchkreuzte in allen Richtungen die Luft, es ent-
spann sich ein Kampf auf Leben und Tod. Die
Wirkung des Gewehrfeuers der Soldaten mar eine
entsetzliche, die erste Salve streckte ganze Reihen
der Wilden todt nnd schwer verwundet zu Roden.

Das Mädchen von Aranco.
Erzählung aus den Pampas Südamerika's.
Von Julius Kliczuy.
(Fortsetzung.)
Die Dogge schien iudeß die Meinung ihres
Herrn über das Wesen des nahenden Feindes
nicht zu theilen.
Mit langsamem Schritt schlich sie
lodernde Feuer, dann aber, als ob sie
durch den Sinn des Geruchs auf ein-
mal ihrer Sache gewiß geworden,
stürzte sie unter heftigem Gebell sich
gegen das etwas über zwanzig Schritte
entfernte Getreidefeld. Ein nicht allzn
lauter klatschender Schlag ertönte in
diesem Augenblicke und das Bellen der
Dogge verwandelte sich in klägliches
Geheul.
„Die Schlange hat Euren Hund
gebissen, Domingo!" rief der Adjutant.
„Nein, nein!" schrie der Alte mit
einem Satze aufspringend. „Ich hörte
den Klang des Bogens eines Wilden!"
In demselben Momente stieß der
Kazike einige Laute seiner Sprache in
rauhem Tone ans. Hastig faßte er
Wallberg am Arme nnd lispelte ihm in's
Ohr: „Fort oder Ihr seid verloren!"
Wallberg wußte nicht, wie ihm
geschah. Er stand rathlos da und
blickte nach rechts, blickte nach links.
Da ertönte der vorige räthselhafte
Schlag noch einmal; er sah einen
dunklen Punkt durch die lodernde
Flamme des Wachtfeuers schießen, als
ob ein gescheuchter Vogel in ängstlicher
Eile hindurchschwirre. Eiu furchtbarer
Schrei ertönte von den Lippen des
Adjutanten, er taumelte — ein roth-
befiederter Jndianerpfeil steckte in der
Brust des Unglücklichen.
„Fort! oder Ihr seid des Todes!"
raunte noch einmal der Kazike Wall-
berg in's Ohr, indem er ihn heftig
am Arme schüttelte.
Der Rittmeister, fast unbewußt,
was er that, stieß den Indianer von sich.

' -//
lU, Eduard Simso», Präsiden des Neichswgs. (S. 239.)

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