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Zwei Löhne.
Kriminal-Novelle
von
Ar- Friedrich.
(Fortsetzung.)
Langsam kehrte Selben: zu-
rück. Gedanken und Vermuthun-
gen waren in ihm angeregt, noch
sand er indesz nicht den gering-
sten Anhaltspunkt für dieselben.
Er beschloß seine Beobachtungen
um so sorgfältiger fortzufetzen.
Hatte er einmal die richtige Spur-
gefunden, so hoffte er auch den
Mörder zu entdecken, denn er
besaß einen wunderbaren Scharf-
sinn, eine einmal gefundene Spur-
Schritt für Schritt zu verfolgen.
An der Abendtafel traf er
wieder mit Hugo zusammen, der-
selbe war heiterer und gesprächi-
ger, als er ihn bis fetzt gesehen
hatte, nur das Eine fiel ihm in
dein ihn: gegenüber hängenden
Spiegel auf, daß Hugo einen
lauernden Blick auf ihn richtete,
sobald er sich unbemerkt wähnte.
Auch Cläre nahm an dem
Essen Theil und das Gespräch
wurde ein lebhafteres. Es war
bereits ziemlich spät, als sie sich
trennten, feder begab sich auf
sein Zimmer. Geldern verließ
dasselbe sofort wieder und begab
sich durch eine kleine Thür, welche
in den Park führte und zu der-
er den Schlüssel von Mottau er-
halten hatte, in den Park. Er-
fühlte kein Verlangen nach Schlaf
und schon bei mancher Nachfor-
schung hatte die Nacht ihm wesent-
liche Dienste geleistet. Er wollte
Hugo beobachten. Derselbe hatte
zuerst zur Trennung gemahnt,
weil er ermüdet fei, und doch
hatte sein leuchtendes Auge keine

Spur von Müdigkeit verrathen. Geldern kannte
zu genau den Schleier, der sich bei dem Ver-
langen nach Ruhe über die Augen legt. Hatte
Hugo sich nur aus der Gesellschaft fortgefehnt,
oder war er durch eine andere Absicht zum Auf-

bruch getrieben? Darüber wollte er sich Gewiß-
heit verschaffen.
Vorsichtig schlich er im Gebüsche bis zu den:
Fenster von Hugo's Zimmer. Das Zimmer war
nicht erhellt. Sollte Hugo sich bereits zur Ruhe
begeben haben? Er konnte dies
nicht glauben. Wartend blieb er
im Gebüsche stehen. Da be-
merkte er, daß Hugo vorsichtig
das Fenster öffnete und spähend
hinausschaute; gleich darauf
sprang er mit Leichtigkeit aus
demselben in den Park. In einer
Entfernung von kaum drei Schrit-
ten eilte er an ihm vorüber.
Geldern folgte ihm möglichst rasch,
um ihn nicht aus dem Auge zu
verlieren und gleichwohl mußte
er alle Vorsicht aufbieten, um
sich nicht zu verrathen. Wäre
er von Hugo bemerkt, so würde
er in die peinlichste Lage gerathen
sein, da er nicht im Stande war,
ihm einen Grund für seine An-
wesenheit in dem Parke anzu-
geben.
Hugo eilte zu den Fenstern
des Zimmers, welches Geldern
bewohnte. Wenige Schritte da-
von entfernt blieb er im Gebüsch
versteckt beobachtend stehen. Ge-
kauerte sich an der Erde nieder
und blieb lange Zeit in dieser
Lage.
Es war still in dem Parke
ringsum. Aus dem Walde schallte
das ferne Bellen eines Fuchses, der
Ruf einer Eule, welche mit raschen
Schwingen über das Haus hin-
flog, schien darauf zu antworten.
Man konnte deutlich das Sum-
men der Nachtküfer vernehmen,
welche dnrch die Luft hinschwirrten,
nur leise rauschte es in den
Wipfeln der Bäume.
Auch Geldern war regungslos
stehen geblieben. Er konnte nicht
darüber im Zweifel fein, daß

Herzog Agenor von Gramont. (S. 83.)


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