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Ei

Sorge lebte, zwischen Jenem und dem -alten Ami
möge die Sache wohl schon richtig sein. Mur-
melte man doch auch in der Werkstatt immer lauter
von der baldigen Verlobung des reichen Dickbanchs
mit Heloisen. Und hatte Benjamin nicht selbst mit
von Eifersucht glühendem Auge angesehen, wie
Heloise am Arme des Tabakshändlers im Garten
herum hüpfte und mit ihm schäkerte und lachte?
Die Stunde der Entscheidung war jedoch
näher als Benjamin gedacht hatte. Es traf ein
Brief vom Vater ein, worin dieser den Sohn
aufforderte, in die Heimath zurückzukehren. „Kaum

bin ich allein noch im Stande, dem Geschäft vor-
zustehen," schrieb er, „denn die Arbeit häuft sich
immer mehr und auf einen Werkmeister ist doch
weniger Verlaß als auf den Sohn. Du hast
Dir nun dritthalb Jahre lang die Welt an-
gesehen und dem ehrsamen Handwerk in der
Fremde Genüge gethan, wie es Brauch und Sitte
ist. Auch die Großmutter sehnt sich nach Dir.
Der Herr Präzeptor hat länger als vier Wochen
am kalten Fieber gelitten und der Fischerober-
meister Friedrich ist Stadtverordneter geworden.
Die Muhme Vetterlein war auch krank. Sie litt
an einem „historischen" Uebel, ist
aber jetzt wieder gesund. Sie Alle
lassen Dich grüßen, auch der Herr
Magister, welcher dieses Jahr in
seinem Garten nicht weniger als vier
Körbe Eierpflaumen und drei Scheffel
Borsdorfer Aepfel geerntet hat. Also
komm so bald als möglich und grüße
in unser Aller Namen den Straß-
burger Husaren und seine Familie." —
Als Feierabend gemacht worden
war, ging Benjamin in seine Stube,
säuberte sich und legte die besten
Kleider an, um der Familie seines
Arbeitgebers einen Besuch abzustatten.
Er wurde, wie immer, auf das
Freundlichste empfangen. Zu seinem
Verdrusse war auch der dicke Tabaks-
händler anwesend.
„Setzen Sie sich, Benjamin,"
sagte der Hausherr, auf einen Stuhl
neben Heloise deutend. „Leider sind
Sie seit einiger Zeit ein seltener Gast
bei uns geworden!"
„Ich werde bald für immer von
hier scheiden," antwortete mit einem
unterdrückten Seufzer der Gesell.
„Mein Vater schreibt, daß ich heim-
kehren möge. Auch läßt er Ihnen
Allen seinen Gruß vermelden."
Benjamin bemerkte, wie bei dieser
Nachricht Heloise tief erröthete.
Auch Andre Ami war betroffen.
„Das thut mir herzlich leid, Ben-
jamin," sagte er. „Ich hatte ge-
meint, wir sollten recht lange Zeit
Jean Joseph Napoleon, ehemaliger kaiserlicher Prinz von Frankreich. (S. 53V) beisammen bleiben und beabsichtigte,

Der Husar von Straßburg.
Geschichte aus der Franzosenzeit
von
Mo Woser.
(Schluß.)
. „Du bist ein Bruder Plumpsack!" tadelte der
Adener. „Willst Lerchen fangen und wirfst
dem Knittel drunter. Hättest es machen sollen
ich- In Leipzig plagt mich doch auch der
uk, daß ich mich in ein Mädchen verliebe,
wohnte gleich an der Ecke des
^Mreigäßchens. Was that ich?
7 'hrem Geburtstag bringe ich ihr
^Beihilfe eines Zwickauers und

ein emes Znnaauerv unv
Mannheimers eine Abendmusik.
2;^ hatten eine Guitarre und eine
^Harmonika und der Zwickauer
8 Ans einmal gießt uns
schm von hoch oben herunter ein
^vhiges Wasser über die Köpfe,
ilwa wir über diese Flegelei uns
kommen Nachtwächter hinzu
Rr a vom Liede war, daß
^Obgeführt und für die ganze
auf dem Stockhause in's Hunde-
öesteckt wurden."
lTach a habt ihr Beide freilich die
ich" Mn; anders angefangen, wie
bjZ .sagte Benjamin, „denn ich bin
I^tzt stumm geblieben."
i>ie war das Gespräch über
schoss eserlebnisse der Gesellen ge-
i>eu Hammer und Feile wur-
wder rüstig gehandhabt.
W zOtten Benjamins Hoffnungen
Achtz dcr schSum
^usa->s ? von seinen Nebengesellen
>lich? lprochenen Befürchtungen auch
einen Stoß erlitten, so
^it Zi r . doch die Freundlichkeit,
gehxr/r die Tochter seines Arbeit-
haudelt -dicken Tabakshändler be-
ktgs» nicht wenig Kummer. Der
!vgst ,. ensch schlich jxtzl öfter als
^ter Aeppe herauf und her-
^er a,-m Röchelte so verdächtig, daß
we Leipziger in nicht geringer

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