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Iwei Löhne.
Kriminal - Novelle
von
Ar. Friedrich.
(Fortsetzung.)
Wochen waren ent-
schwunden.
Die Worte Georgs:
„in wenigen Tagen kehre
ich zurück," waren nicht
zur Wahrheit geworden,
denn noch immer saß er
im Gesängnisse. Bereits
öster denn zehnmal war
der alte Förster zur Stadt
geeilt, um nach dem Ge-
schicke seines Sohnes zu
forschen, oder den Richter
zu bitten, demselben die
Freiheit wieder zu geben,
und ohne etwas erreicht
zu haben; doppelt unglück-
lich war er sedesmal heim-
gekehrt. Er glaubte so sest
dem Worte Georgs, daß
er nicht begriff, wie der
Richter demselben nicht den
gleichen Glauben schenkte.
Die wenigen Wochen,
die Sorge um Georg hat-
ten den so kräftigen und
rüstigen alten Mann völlig
gebrochen. Auf einen Stock
mußte er sich stützen, wenn
er ging, und doch ließ es
ihm im Hause keine Ruhe.
Den ganzen Tag wanderte
er im Walde umher, als
müsse er dort den suchen,
den er zu Hause vermißte.
Und die Menschen, die
ihm begegneten, wichen
ihm aus oder blickten mit
scheuem Blicke zu ihm. Er
sah es ihnen an, daß sie
alle Georg sür schuldig hiel-

Prmz Friedrich Karl von Prcutzcn. (S. 6l.)

wer würde ihm gegiaum t-cwvn; 1 V»»- ,7"—, - .
der Einzige, auf dem Verdacht hastete, er daß Georg Heino erschossen habe / daß er durch
'. 'm Gesängnisse zurückgehal-die Eifersucht zu der That getrieben sei und seine
s^ndon 1IM io mebr

' i. Dies konnte der Richter nicht thun, wenn
er unschuldig war.
Hugo sprach es mit aller Bestimmtheit aus,
.rr... L-L.

Worte sanden um so mehr
Glauben, als ein anderer
Fall kaum möglich schien.
Mit Hugo's Charakter
war in der kurzen Frist
eine völlige Wandlung vor-
gegangen. Die Schüchtern-
heit seines Austretens war
geschwunden. Mottau war
zu angegriffen, um der Be-
wirthschaftung des Gutes
wie früher seine Aufmerk-
samkeit zu schenken, cs fehlte
ihm seit Heino's Tode auch
die Lust dazu. Er hatte
Hugo gebeten, für ihn nach
dem Rechten zu sehen und
bereitwillig hatte dieser dies
übernommen. Er entwickelte
einen Eifer und eine Um-
sicht, die ihm nur Wenige
zugetraut hatten, allein er
verstand cs nicht, das Zu-
trauen und die Liebe der
Untergebenen zu erwerben,
denn er war streng und
unerbittlich hart gegen sie.
Ohne Schonung trieb
er die Arbeiter zur Arbeit
an, schroff wies er sie
zurück, weun sie mit einer
Bitte sich ihm nahten, denn
er hatte sür ihre Lage nicht
das geringste Interesse. Er
sah sich bereits als Herrn
der Besitzung an, und weil
ihm das Gut einst zufal-
len mußte, wagte Niemand
sich über ihn zu beschweren.
Wer wußte, wie lange Mot-
tau noch lebte? Der Tod
seines Sohnes hatte ihn tief
gebeugt und Mancher glaubte
F 9

ten. Er Hütte ihnen zurufen mögen, daß sein ten.
Sohn die That nicht begangen, daß er unschuldig e"
sei, wer würde ihm geglaubt haben! Georg
war i k,
wurde noch immer im
 
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