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544

Sollte seiuc Herrschaft über das unglückliche
Kind vielleicht mit heute ihr Ende erreichen und
unterwarf er sich instiuktarlig seinem Schicksal?
Dies war wohl nicht der Fall und wir neigen
uns der natürlicheren und weniger abenteuerlichen
Meinung zu, daß es das Wort Vater gewesen
war, was ihn so gewaltig erschreckt hatte.
Mit einem Fremden, möchte dieser gewesen
sein, wer er gewollt hätte, würde er den Kampf
ausgenommen haben, aber mit ihrem Vater!
Nein, soweit ging die Kühnheit selbst eines
Professors Dclavanti nicht.
„Komm', Louise, liebes Kind," sagte Grant-
Ham. „Blicke auf, nun hast Du nichts mehr zu
fürchten."
„O, Vater, ich bin so unglücklich gewesen,"
schluchzte sie.
Grantham warf einen grimmigen Blick ans den
Professor und dieser zitterte in seinen Schuhen.
„Bist Du schlecht behandelt worden, mein
Kind?"
„Ja, ja."
Signor Dclavanti that Alles, was in seinen
Kräften stand, um ein Wort hervorzubringen,
konnte aber nicht.
„Wer ist dieser Mann, Louise?" fragte Graut-
ham.
„Ich weiß es nicht."
Der Professor begann mittlerweile sehnsüchtige
Blicke nach der Thüre zu werfen.
Er bückte sich und sagte zu seiner Gattin in
gedämpftem Tone:
„Komm, wir wollen lieber gehen."
Die Frau konnte blos von Grantham und
Louise zu dem Professor ausblicken, war aber
keines Wortes mächtig.
„Steh' auf," sagte Signor Delavanti,- „steh'
auf und komm'."
Die Frau, welche vielleicht aus dem Ton, in
welchem ihr Mann jetzt sprach, schloß, daß etwas
Unangenehmes im Anzuge sei, raffte sich zusammen,
erhob sich und bewegte sich nach der Thürs.
Ehe sie und ihr Gatte aber dieselbe noch er-
reichen konnten, trat Grantham dazwischen, denn
er war durchaus nicht geneigt, sie zechfrei aus-
gehen zu lassen.
„Warten Sie ein wenig, wenn ich bitten darf."
Der Professor war entweder taub oder seltsam
zerstreut, denn er bemerkte nicht, das; diese Worte
au ihn gerichtet waren.
Er setzte seinen Weg fort, bis Grantham ihn
entrüstet an der Schulter faßte und zurückzog.
„Warten Sie," sagte Grantham in strengem
Tone.
Der Professor murmelte etwas, daß er mit
dem Dampfboot fort müsse, und versuchte sich los-
zumachen, aber Grantham ließ sich nicht so leicht
abfertigen.
„Sie werden bleiben," sagte er, „bis Sie mir
gesagt haben, auf welche Weise Sie meine Tochter
in Ihre Gewalt bekommen haben."
Der Magnetiseur gab keine Antwort.
Er stotterte und stammelte, blieb aber voll-
kommen unverständlich.
Nie war es einem elenden Wicht erbärmlicher
zu Muthe, als jetzt dem Professor. Was hätte er
nicht darum gegeben, wenn er Dover und Albions
Küste hinter sich gehabt, oder wenn er dem Pensionat
der Madame Deville zu Boulogne nie zu nahe
gekommen wäre!
„Nun, Sie scheinen mit der Sprache nicht
herausgehen zu wollen," sagte Grantham, nach-
dem er eine Weile gewartet. „Dann muß ich das
Gesetz zu Hilfe rufen."
Das Gesetz! Dieses furchtbare Wort erfüllte
das Herz des Professors mit Schaudern.
Er ließ ein mattes Keuchen hören und warf
einen sehnsüchtigen Blick nach seiner Frau, welche
eben im Begriff stand, zur Thüre hinaus zu ver-
schwinden.

„Heda, Kellner," sagte Grantham, „schicken
Sie nach einem Konstabler."
„Ja wohl, Sir."
Der Kellner gehorchte mit wunderbarer Schnel-
ligkeit.
Er war von Signora Delavanti so unver-
schämt behandelt worden, daß es ihm keineswegs
unlieb war, sich auf diese Weiss einigermaßen
wieder abfinden zu können.
Es hatte sich mittlerweile in dem Frühstück-
zimmer ein ziemlich zahlreiches Publikum ver-
sammelt, welches die Hauptpersonen dieses Auf-
tritts mit viel Interesse und Neugier betrachtete.
Die Frau des Magnetiseurs hatte in der sehr
richtigen Voraussetzung, daß die Dinge zu einer
sehr unangenehmen Krisis kommen würden, klüg-
lich den Rückzug angetreten und verlor keine Zeit,
sich so schleunig als möglich zu entfernen.
Signor Delavanti besaß, wie die Gerechtigkeit
zu sagen verlangt, große Anhänglichkeit an seine
Gattin, und blos um ihretwillen hatte er nicht
schon eher einen verzweifelten Versuch gemacht,
ebenfalls die Flucht zu ergreifen.
Nun jedoch, wo sie sich selbst gewissermaßen
in Sicherheit gebracht, schickte er sich zu einem
Kampfe an und schlüpfte Grantham gewandt unter
dem Arme hindurch. (Fortsetzung folgt.)

Gtlneuuiiitzisies.
Iw. Wallt schreibt über Petrolcnmuaphta und seine tech-
nische Anwendung. Diese dünne flüchtige Müssigkeit heißt auch
Petroleum- oder St ei n ö l ä t h e r, Kerosct.en, Lllse-
evooä Oil und Ligroin, welch' letzteren Namen ich mir
nicht dentcu kann. Hier in Passau wurde dieselbe vor we-
nigen Jahren von Leipzig aus bekannt, indem der thätige
und unternehmende Spenglermcistcr Werrlein sie zum
Verkauf in sein Lager von Lampen u. a. anfnahm. Man
empfahl das Ligroin zur Beleuchtung von Kellern, Abtritten,
n. s. w. und verwendete dazu kleine Blcchlampcn mit sehr
dünnem Dochte. Diese Anwendung hat sich jedoch wegen
der geringen Leuchtkraft und Gefährlichkeit des Ligroins nir-
gends eingebürgert; denn die Ligroindämpfe haben schon
großes Unheil ungerichtet, indem sie Brände, die Millionen
verschlangen, verursachten. Man sollte daher gar kein rohes
Stcinol, in welchem nämlich das Ligroin enthalten ist, ans
Amerika anSführcn, sondern dasselbe am Orte der Gewin-
nnng durch Destillation von diesem gefährlichen Beisatz be-
freien. Ich habe ziemlich viele Versuche in Hinsicht auf tech-
nische Benutzung mit dem Ligroin angcstcllt. Es löst ver-
schiedene Harze mehr oder weniger leicht, allein wegen seiner
Feuergefährlichkeit möchte ich rs doch für den Betrieb im
Großen nicht empfehlen. Sehr gut verwendbar ist es, nm
Fett, und Oclflecken ans Zeugen, Papier u. s. w. auszu-
bringen, ebenso Oelfarbcn, womit man Kleider beschmutzt
hat; vortrefflich ist cs zum Reinigen von Pinseln. Eine
Menge Pinsel, die thencr sind, geht verloren durch das
Festwerden der Oclfarbc; denn viele Leute wissen nicht ein-
mal, daß man sie in Wasser anfbewahrcn oder Wasser auf
die Oclfarbe gießen soll, wenn man sie in einem offenen
Gefäß anfbewahrcn will. — Gläser, die man von Oel und
Fett befreien will, reinigt man mit Ligroin auf die schnellste
und billigste Weise und wendet cs so ost an, als cs noch
Oel anflöst. — Schafwolle, die bekanntlich vor dem Spin-
nen mit Oel, meist Baumöl, fett gemacht werden muß, ent-
fette ich auf die wohlfeilste Weise mit Ligroin ohne alle
Anwendung von Wärme; man wendet cs so lange an, bis
es kein Oel mehr anfninimt, destiklirt im Winter, wo man
gut abkühlcn kann, das Ligroin ab, erhält so das angewen-
dctc Oel wieder und gerade dadurch erzielt man einen großen
Wilder-MM.


Vortheil. — Damarharz löset sich kalt in Ligroin gut auf;
siltrirt man die Lösung, so erhält man einen sehr guten
Glanzfirniß für verschiedene Zwecke. — Es ist nicht genug
einznschärfen, daß alle Arbeiten mit Ligroin bei Tageslicht
nnsgcführt werden müssen, weil der Dunst schon Feuer fängt
und dadurch großes Unheil entstehen kann. Tabakraucher
müssen ihre Leidenschaft so lange beherrschen, als sie mit
Ligroin zu thun haben.

Kijarade.
(Zweisilbig.)
Mein Erstes ist ein auserwählter Schmuck,
Wer ihn besitzt, will ihn nicht mehr entbehren.
Nicht sonderlich auch schien er zu beschweren.
Wer je gestanden unter seinem Druck.
Drum schmachtet auch mein Zweites fort und fort
Dem Ersten zu in brennendem Verlangen,
Um früher es und sichrer zu erlangen.
Greift cs selbst manchmal zu Vcrrath und Mord.
Spricht Dies zu Jenem: „jetzo bist du mein.
Jetzt bin ich glücklich unter deinem Glanze" —
So hat es selber und mit ihm das Ganze
Für immer auch geendet, es zu sein. Th. B.
Auflösung folgt in Nr. 41.
Wriefkasten.
* Landwirt h in Westphalen. — Was wir über
die Fabrikation des Kartoffelzuckers ermitteln
konnteg, ist das Folgende: Das Verfahren der Fabrikation
von Stärkcshrnp und Stärkczucker besteht im Wesentlichen
darin, daß die Stärke zunächst durch Kochen mit verdünnter
Schwefelsäure in Zucker nmgcwandelt und später durch Ver-
dampfung eine Konzentration der gewonnenen dünnflüssigen,
süßen Masse bewirkt wird. In diesen Fundamental-Pro-
zesscn stimmt der Betrieb in sämmtlichen Fabriken überein,
doch sind die speziellen Einrichtungen und VerfahrnngSartcn
in denselben verschieden. Die gewöhnlichste Art der Zucker-
bcreitung ist folgende: Die nasse oder grüne Stärke gelangt
zunächst in den Rührbottich, woselbst sie nach etwa cinstün-
digcr Behandlung mittelst eines Rührwerkes oder sonstiger
Manipulationen vollständig in Wasser aufgelöst wird, so
daß kein fester Bcstandthcil zurückblcibt. Aus diesen: Ge-
fässe wird eine Masse in das mit heißen Dämpfen gespeiste
Kochgefäß gelassen, in welchem sie bei der Zuckerfabrikation
vier bis fünf Stunden, bei der Syrupbereitung zwei bis
drei Stunden verbleiben muß. Hierauf wird die Substanz
in das sogenannte Neutralisations-Gefäß unter Zusatz einer
entsprechenden Menge kohlensaurer Kallerde oder Kreide ab-
gelassen, und erfordert dieser Prozeß eine Zeit von circa
sechs Stunden, um die Säure-Entziehung und den Nieder-
schlag des in Gyps verwandelten Kalkes vollständig herbei-
znführen. Die so gewonnene süße Flüssigkeit wird alsdann
dem Vacuum-Apparat (Kochpfanne) zum Abdampfen zuge-
führt, nach mehrstündigem Kochen auf die Filter und schließ-
lich auf die Reservoirs in verdicktem Zustande abgclasscn. —
Fabriken, die sich mit Herstellung dieses Artikels beschäftigen,
sind jetzt in Preußen Rind den übrigen Zollvcrcinsstaaten
ziemlich zahlreich.
* Frl. Johanna O. in Preß bürg. Thcilweisc
richtig. — I. P. und F. St. ebendaselbst, in allen Lösungen
glücklich. — Abonnent in Darfeld. Glücklich gerathen.
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Stuttgart. Die Verlagsbuchhandlung.
Redaktion von Adülj Palm.
Druck uud Verlag von Hermann Schönlcin.
 
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