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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 12
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Semper, Hans: Die kirchliche Holzdekoration Belgiens im Rubensstil und in seinen Ausläufern
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https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0115

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^7. Kommunion - Schranken in St. Jacques zu Antwerpen.
(Aus l’art monumental en Belgique.)

Borromeo in seinen Instructionen bis auf die Maaße
festste llte, ausschlaggebend.') Dieses tectonische Gerüst wurde
von den Holzbildhauern des f7. Jahrhunderts in Belgien
im Allgemeinen streng befolgt, mit Ausnahnre der Ver-
dachung des Priestersitzes, welcher oben bisweilen merk-
würdiger Weise offen blieb. Gin ganz eigenartiges Ge-
präge, welches die Freude des Rubensstiles an der Plastik
der menschlichen Gestalt besonders deutlich offenbart, geben
diesen Beichtstühlen die in dieser Zeit allgemein üblichen
überlebensgroßen Freifiguren zu beiden Seiten des
Priestersitzes und der beiden Bußschemel (also % im Ganzen).
Zu den schönsten Beichtstühlen dieser Art gehören die-
jenigen in der Paulskirche zu Antwerpen, welche dort
fast sämmtliche Wände, nicht bloß der Seitenschiffe, sondern
auch der einzelnen Capellen schmücken. Dieselben bilden
mit den Chorstühlen und Thürverkleidungen derselben Kirche
ein prächtiges Cnsemble und dürften zum Theil, besonders
im linken Seitenschiff, ebenfalls dem Erasmus Quellimis
und seiner Schule zuzuschreiben sein. Sehr schön, doch
etwas später und in den Figuren pathetischer sind die
Beichtstühle an der Westseite des rechten ^>uerschiffes. Die
Verbindung zwischen den einzelnen Beichtstühlen der Seiten-
schiffe ist durch eine ununterbrochene Wandvertäflung in
der ganzen Seitenschifflänge hergestellt und schließt sich an
die Thür- und Wandverkleidungen des Westportals mit
einer prächtigen Orgel darüber au. Wir verzichten auf
eine Schilderung dieser im Figuraleu, wie Ornamentalen
ausgezeichneten Beichtstühle und verweisen auf die bei-
stehenden Abbildungen (Fig. s-s6 u. sss8).

Es genügt uns, nach diesen Stichproben zu er-
wähnen, daß ähnliche, nicht minder edel stilisirte Beicht-
stühle von Arnold ^uellin und seinem Schüler A. Wil-
lemsens (der auch in S. Paul der Künstler der Beichtstühle
im Auerschiff sein dürfte) in der S. Iacobskirche zu
Antwerpen (^658 bis f670) zu sehen sind. Ihnen
schließen sich stilistisch eng an die Beichtstühle im Grand
Bequinage zu Mecheln (in Verbindung mit schönen
Thürverkleidungen), in S. Peter zu Ypern, in S. Gu
dula zu Brüssel (von Jan van Delen, Schüler Lucas
Faidherbe's), sowie in S. Loup zu Namur. Den Aus- *)

*) C. Borromaeus: Instructionuni fabricae et suppellectilis Eccle-
siasticae Libri II p. 638. pergl. Jahrgang \e<)5 dieser Zeitschrift
Seite 62.

gang des Rubensstiles vertreten sodann die Beichtstühle
des Wichel Vervoort von Antwerpen in S. Michael
zu Gent und in der alten Iesuitenkirche zu Antwerpen,
ferner die des Jacques Berge und Jan de Sang her in
S. Anna zu Brügge (f699)-

Auf die weitere Entwicklung im f8. Jahrhundert
wollen wir auch hier nicht eingehen.

Die Communionsbänke dieser Zeit zeichnen sich
besonders durch herrliche Akanthusranken in durchbrochener
Arbeit an den Rücklehnen aus. Beispiele solcher finden sich
in vielen Kirchen; erwähnt seien jene in S. Jacques zu
Antwerpen (Abb. (^5, f^7, (5^) und S.Anna zu Brügge.
Letztere wurden f668 von Jan van Gorck aus Brügge
für die Bruderschaft der hl. Anna und die Armenpfleger

Beichtstuhl in St. Paul zu Antwerpen.

(maitreK ckes pauvres^) hergestellt; ferner diejenigen in
Ninove von Karel van der paegheu, sowie die in
S. Michael zu Löwen (Abb. fqZ).

9 Marchal a. a. G. Vol. XLI. p. uz.

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