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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 2
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Bemerkungen zu Palma´s Adam und Eva in der Herzoglichen Galerie zu Braunschweig
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0045

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Bd. VI.


Bläffer für ßemäldekunde. <==>•• <===>•• <==>•• Seife 29

Fchaff mit der Antike Schon bei den Figuren
von Antonio Rizzo vorkommt/1') Palma
kann demnach die Anklänge an die Antike
auch aus zweiter Band haben. Ich wüfjte
kein antikes Werk nachzuweiien, dafj im
BergamaskiSchen, oder in Venedig zu Palmas
Zeiten gerade die Anregung für den Künffler
vermittelt hätte.
Run aber nochmals die Vergleichung
zwilchen Palma und Dürer. Die beigege*
benen Abbildungen (5. 25 und 29) erleiditern
das Vergleichen in bezug auf die Formern
gebung. Sie machen
alle Unterschiede in der
Stellung und Haltung
vollkommen klar, und
die wefentliche Ver*
fchiedenheit der Ilatu*
ren beider Künffler wird
durch die Tlachbildun*
gen wenigffens ange*
deutet. Palma, der Ko*
loriff tritt in kräftigen
Gegenfah zu Dürer,
dem Zeichner. Diefes
Urteil ift freilich nur
imZufammenhang mit
vielen anderen, nicht
abgebildeten Werken
zu fällen.
In der Haltung und
Stellung find nun die
größten Verschieden*
helfen feffzuftellen.
Sogar die fonft fo off
vorkommende Scham*
haft verdeckende Arm*
haltung der Eva ift
nicht beiden Werken gemeinfam. Dürer geht
in feinem Stich von der konvertionellen Ver*
deckung ab.
Bei Adam wird die mitte durch einen
blattfragenden Zweig maskiert und Eva hält
nicht ein BlaffbüSchel vorne hin, fondern
Seitlich einen Zweig, der herein bis über die
Illifte reicht. Bei Palma ein damit ver*
wandfes ITlotiv an Adams linkem Arm.

*) 3of. Kirchner, a. a. 0. S. 110f., hat das, wie
ich meine, mit Recht angedeutet. In Rizzo’s Eva be-
merkt er eine ganz beitimmte „Anlehnung an die
Kapitolinifche Aphrodite".

Aus der Hebeneinanderffellung eines Schief
herabziehenden Armes (bei Adam) und
eines halb erhobenen Vorderarmes (bei
Eva) entsteht notwendigerweife eine Linien*
Verbindung, die auf beiden Werken gleich
ift. man würde diefe Linien aber auch
erhalten, wenn man andere Figuren diefer
Art z. B. Antonio Rizzos erffe Elfern an
einandenr rücken würde. Eine Abhängigkeit
Palmas von Dürer wäre durch diefe
Übereinstimmung nicht gegeben. Adams
rechter Arm ift bei Palma gänzlich anders
gelegt, als bei Dürer.
Der Kopf des Adam
ift bei Palma nicht fo
ganz ins Profil ge-
dreht, wie bei Dürer.
Die Beinffellungen bei*
der Adamsfiguren find
fo verschieden, dafj jede
Spur von Verwandt*
fcfiaft ausgeSchloffen ift.
Eva’sKopf, Blick, rech*
ter Arm find beidemale
wefenflich anders, üur
die, übrigens nahezu
felbftverffändliche Hal*
fung des Armes mit
der Frucht ift diefelbe
und, was vielleicht
mehr Oewicht hat, die
Stellung der Beine mit
dem leicht gebogenen
linken Knie. Freilich
ift auch diefe Stellung
fo oft angewendet wor*
den im Quattrocento
und frühen Einque*
cento, dafj fie wenig oder nichts beweift.
Auch Antonio Bregno hat Sie; nur ift bei
Bregno’s Eva das rechte Bein leicht im Knie
gebeugt, anffatf wie bei Palma das linke.
Hoch fei betont: die Ulenfchenfypen bei
Dürer und Palma find urverfchieden; alle
Einzelheiten in der Landschaft find urver*
Schieden.
Eine gewiffe Beachtung fei dem ITlotiv
mit dem herüberragenden Aff geSchenkf,
der die mitte des Adam bei Palma ver*
deckt. Bei Dürer’s Eva kommt dasfelbe
ITlotiv vor. Handelt es Sich dabei um die

A. Dürer: Adam u. Eva, Kupferstich.
 
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