Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (2) — 1838

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42418#0289

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
283




Der Ausschuß der dirigirenden Abteilung des
Großherzoglich Badischen landwirtschaftlichen
Vereins.
(Schluß des in Nro. 63 abgebrochenen Artikels.)
Die Festzüge, die aus das landwirthschaftlichc Fest , welches den
ii., 12. und i3. September l. I. abgehaltcn wird, erwartet
werden, sollen die sür Baden charakteristischen Beschäftigungen bei
der Landwirtschaft und den Gewerben verstellen, oder die dem
Vaterlande eigenthümlichcn Produkte zur Schau bringen.
Dcßhalb sind erwünscht:
1) Auge zu Fuß von Fabrikarbeitern, Handwerkern, Zünften,
Landleutcn, welche Arbeiten darstellen, Gewerb- oder Landeser-
Zeugnisse in den Händen tragen;
2) Züge von Wagen, schon bespannt, geladen mit Gewerber-
Zeugnissen, oder Landesprodukten, umgeben von Arbeitern oder
Arbeiterinnen, versehen mit zu ihren Arbeiten nöthigen Gcräthen;
3) Züge von Wagen, beseht mit Personen, die ihre Gewerbe
darstellen.
Die Landeserzeugnisse können bestehen in Allem, was Baden
Ausgezeichnetes oder in großer Menge hat,
3 ) an Fcldproduktcn, wie Früchte, Heu, Hanf, Krapp, Ta-
bak , Hopfen, Wurzclwerk, Obst u. s. w. ;
1») an Produkten des Bodens, wie Torf, Gyps, Steinkoh-
len U. s. W. , UNd-
0) an Gewerberzeugnissen.
Landerprodukte, welche in der Nahe von Karlsruhe wachsen,
können hier geladen werden, damit sich die Personen, welche mit
Wagen erscheinen, derselben auf der Reise bedienen können.
Als Beispiele wollen wir den Entwurf zu einigen Fcstzügen hier
beifügen.
Die Zuckerfabrikation.
1) Der landüblichc Pflug und die Egge; 2) der Nübensamcn;
3) die Steck- oder Sämaschine; 4) der Felgpflug; 5) Arbeite-
rinnen mit Hauen; 6) Arbeiter mit Karst; 7) Arbeiterinnen
mit einem Messer und uuabgcschnittcner Rübe in der Hand; 8) ein
Wagen voll abgeschnittener Rüben; 9) die Nüben-Schncidma-
schine mit Rübenschnitzen ; 10) der Trockenofen mit abgetrockncten
Nübcnschnitzen; 11) der Sprup ; 12) der Rohzucker; i3) Zucker-
hüte; iss) ein Wagen, geladen mit Zuckerfässern.
Die Hanskultur und Bearbeitung.
1) Der Pflug ; 2) der Samen; 3) die Egge, die Walze; ss)
die Hanfschleißerinncn; 5) die Hansbrechcr; 6) die Hechler; 7)
die Seiler; 8) die Spinnerinnen; 9) die Weber; 10) die Blei-
cher; 11) die Schneider und Näherinnen; 12) die Wäscherinnen ;
i3) die Büglerinnen und Flickerinnen, iss) die alte Leinwand;
i5) Papier-

Tages Neuigkeiten.
Die Berliner haben immer etwas vor andern Leuten voraus,
um das sie beneidet werden. So Haben sie in diesen Tagen eine
prachtvolle Luftcrschcinung von Nebensonnen gesehen. Der Him-
mel war in Nebel gehüllt, und die Erscheinung dauerte so lange,

als dieser sich hielt. Die Nebensonnen leuchteten in den schönsten
Regenbogenfarben. — In Thorn erschien kurz vor dem Unter-
gang der Sonne ein so starker Nebel in der Luft, daß die Son-
nenstrahlen gar nicht mehr durchdringen konnten, und man, ohne
geblendet zu werden, in die Sonne hincinsehen konnte. Der
Kern, von der Größe des Vollmonds, hatte auch dessen Farbe
und war von einem dunklen, purpurrothen Ring umgeben.
—- Niemand hat's in diesem Sommer schlimmer, als die
Fliegen. Man sicht fast keine. Und während es beregnete Leute
genug gibt, die »wie Fliegen aus der Buttermilch« vom Felde
und aus der Stadt gezogen kommen, findet man fast zu jenem
malerischen Bilde das Urbild in der Wirklichkeit nicht mehr. Nur
das Geschlecht der sogenannten losen Fliegen geht nicht aus. Aber
die machen sich auch aus Nässe und Kalte nichts.
>— Der König von Baiern ist wieder in Brückenau und der
König von Preußen in Berlin angekommen. Der Kaiser von
Rußland bleibt noch kurze Zeit in Töplitz.
— Die Kaiserin von Rußland nahm von Töplitz aus nach
München ihren Weg durch die ungastliche und waldige Oberpfalz,
um in Regensburg ihrer Tante, der Fürstin von Thurn und Taxis,
einen Besuch abstattcn zu können. Sie wurde daselbst sehr ehren-
voll empfangen und aß Mittags im fürstlichen Schlosse zu St.
Emmcran. Für den Abend nahm sie eine Einladung des baiers-
schen Gesandten am Petersburger Hof, des Grafen Lerchenfeld in
Köfcring an und übernachtete daselbst. Der Graf hatte das Schlaf-
gemach der Kaiserin ganz so einrichten lassen, wie das in ihrer
Residenz zu Petersburg. Die Bcwirthung war glänzend und für
Musik und Feuerwerk bestens gesorgt. In München hat's der
Kaiserin ebenfalls sehr gut gefallen und sic hat durch ihre
freundliche Herablassung und ungezwungene Heiterkeit die Herzen
Aller erobert. Die Geschenke, welche sic der Dicncrschaft über-
reichen ließ, waren kaiserlich, sogar die Kehrwciber wurden mit
5o Dukaten bedacht. Sie ist bereits nach Kreuth abgcrcist und
cs ist daselbst alles prachtvoll eingerichtet und Sorge getragen
worden, daß die hohe Fürstin ganz ungestört die Kur gebrau-
chen kann. Sic soll Willens sein, im künftigen Jahr, wcnn's
ihr gut bekommt, wieder dahin zu gehen, und darum ciuen
großen Thcil ihrer Effekten in Kreuth zurückzulassen.
Zu den Festlichkeiten, welche der Kaiserin von Rußland in
Kreuth bereitet werden sollen, gehört eine Bcrgbeleuchtung. Der
Namenszug der Kaiserin wird auf dem Bcrgabhang in den Wald
so gehauen oder angelegt, daß seine Länge 3/ss Stunden beträgt.
Nun werden in angemessenen Zwischenräumen große Holzhaufen
errichtet, die sich immer gleich bleiben müssen, da die dabei stehen-
den Personen immer zulegen müssen. Zu dieser Beleuchtung sind
20,000 Klafter Holz erforderlich. —
.— Die Iuliscste in Frankreich sollen im Wesentlichen in die-
sem Jahr den vorigen ähnlich sehen, allein daß sie lauer und
frostiger waren, ist leicht zu denken. Der König hatte wieder
ein Schreiben an die Bischöfe erlassen und ein allgemeines Kirchen-
gebet für die gefallenen Iulihclden angeordnet. Der erste Fest-
tag war wohlthatigen Spenden , der zweite dem Traucrgottcsdienst
und der dritte der Volksbelustigung gewidmet. Eine allgemeine
Beleuchtung der öffentlichen Plätze und Gebäude mit einem glan-
 
Annotationen