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Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (2) — 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.42418#0290

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zenden Feuerwerk machte den Beschluß. Doch sind auch diese
Festtage nicht ohne Aufstand vorübergegangen. Die Schneider-
gesellen sammelten sich an den Grabstätten der Iuliopfer, einer
hielt eine Rede und suchte seine Genossen gegen den König zu
stimmen. Da schritt die Polizei ein, die Schneider mit ihren
Scheeren stellten sich zur Wehre, allein sie zogen diesmal den
Kürzeren, und das Haupt der Schneider wurde cingcspcrrt. Auch
eine Verschwörung wurde entdeckt, fünf Mitglieder, die eben
kannegicsertcn, wurden gefangen genommen und das Haus weiter
untersucht. Mair fand ansehnliche Munitionsvorrathe, nament-
lich 12,000 gegossene Kugeln.
— Die Vorbereitungen zum Krönungsfest in Mailand dauern
fort. Der Platz am Dom ist durch Niederreißung einiger Hauser
freier und größer geworden. Der Dom selbst wird im Innern
mit Sammt dekorirt, und da in Mailand nicht genug zu haben
war, so wurden noch 10,000 Ellen aus London verschrieben. Die
Preise der Lebensmittel und Wohnungen in Mailand sind bedeu-
tend gestiegen. Auf dem Domplatz kostet ein Zimmer monatlich
5oo Gulden.
Don Wien ist der Krönungsschmuck nach Mailand abgesendet
worden. Die Arbeit an der Krone soll eiir wahres Meisterstück
sein. Der Mantel ist himmelblau mit orangegclber Einfassung
und reich mit Gold gestickt. Nach der Krönung sollen die Reichs-
kleinodien in Venedig aufbewahrt bleiben. Die eiserne Krone,
die der goldenen als Unterlage dient, bleibt in Monza.
— Die Königin von England hat sich ein neues großes Staats-
siegel stechen lassen. Auf der einen Seite ist die Königin auf
einem Pferde sitzend, mit dem Hosenbandorden geschmückt, dar-
gestellt. Das Pferd wird von einem Pagen geführt. Die Um-
schrift lautet: Victoria Del Oratia Lriinnniuriim Uoginn
Lillui Defensor. Auf der anderen Seite ist die Königin im
Krönungsornate dargcstellt, sitzend auf dem Thron unter einem
Thronhimmel, neben ihr stehen als schützende Genien Religion
und Gerechtigkeit. Den Umkreis bildet ein Eichen- und Noscnkranz.
-—- In diesem Herbste soll die erste Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner unter dem Vorsitz des Hosraths
Thicrsch in Nürnberg gehalten werden. Die Vorbereitungen da-
zu sind schon cingclcitet ; ein besonderer Aufruf cst auch ergangen.
— In den Scidenfabriken zu Lyon herrscht große Freude und
Thatigkeit zugleich. Die Arbeiter haben alle Hande voll zu thun
und preisen das freundliche und gütige Nußland. Nach einem
kaiserlichen UkaS können künftig französische Seidcnwaarcn um
einen weit geringeren Eingangszoll nach Rußland gehen.
— Iit Brüssel werden die französischen Zeitungen auf eine
neue Art nachgcdruckt. Durch ein einfaches chemisches Mittel ist
man im Stande, sie abzudruckcn, ohne sie frisch zu setzen, so
daß die Kopie eben so schnell als das Original verbreitet wer-
den kann, und den großen Vorzug hat, daß es um s/3 des
Preises wohlfeiler ist. Der Absatz der falschen Blatter ist ungeheuer.
— Frankreich hat am längsten als Königreich bestanden. Es
soll zerstückelt werden und den größten Thcil nach an England,
Preußen, Belgien, Baiern und Baden abgetreten werden.
Paris und Lyon werden in Republiken umgewandelt. Ludwig
Philipp wird König von der Normandie und Orleans, und
Avignon kommt aus alter Bekanntschaft an den Papst. So will's
eine Broschüre , die in London erschien und vom Kaiser Nieolaus
verfaßt und unterzeichnet sinn soll.

belgischen
Marschall

bisherige
die Stelle

7
5
3
3
6
Nüböl wird heute etwas höher gehalten; compt. ä2 i/f u 1/2
Rthlr. per Okt. 42 3/s Rthlr. Kohlsamen wurde heute n 181/2
Gulden ausgcbotcn.

fl. 53 kr.)
- ssr -
- ss2 -
- 82 -
fl. 22 kr.)
- 24 -

— Der Großsultan und sein Dizckönig in Egypten stehen in leb-
hafter und nachdrücklicher Korrespondenz, und schreiben die
wärmsten, ja heiße Briefe an einander. Zuerst verbrannte dem
Pascha sein bestes Kriegsschiff, und er erkannte sogleich die Hand.
Bald darauf brannte es mehrmals hintereinander in Konstanti-
nopel, und der Sultan verstand zu lesen. Dor Kurzem waren
wieder zwei große Feuersbrünste in Alexandrien und Kairo, und
man erwartet nun eine feurige Antwort in Konstantinopel. —.
Eine türkische Flotte hat bereits die Dardanellen verlassen, und
man zweifelt nicht, wohin sie segelt. Dagegen konzentrier Ruß-
land bedeutende Streitkräfte im Süden und eure Flotte im schwar-
zen Meere, und man glaubt, daß es sich des Dizekönigs von
Egypten annehmcn werde.
— In den französischen Kriegöhäfen herrscht seit Kurzem un-
gemeine Thätigkeit; eine beträchtliche Anzahl Schiffe werden see-
gelfertig gemacht und alle Seeoffiziere auf Urlaub haben Befehl
erhalten, unverzüglich auf ihre Poften zurückzukehrcn. Man
glaubt, daß sie in Konstantinopel und Alexandrien löschen helfen
sollen. — Auch am Rhein, an den Alpen und der
Grunze sollen Beobachtungskorps aufgeftellt und der
Eoult zum Kriegsminiftcr ernannt werden.
— Der König von Preußen hat gestattet, daß der
Kapitularverwcscr des Erzbisthums Köln, Du. Hüsgen ,
als erzbischöflicher Gcneralvikar verwalte.
— Ein englisches Blatt erzählt, ein Engländer habe den gan-
zen Weg von Bombay in Ostindien bis Karlsbad , wo er das Bad
brauchen will, zu Fuß zurückgelegt.
Mannheim, 1. Ang. Mit dem heutigen ist die Brodtaie
von i3 auf 11 kr. per vierpfündigen Laib herabgesetzt, und für
den nächsten Monat dürfte noch ein weiteres Stuken des Preises
folgen.
Mainz, 3. Aug. Auf unseren heutigen Fruchtmarkte war
bereits eine namhafte Quantität neues Korn zum Verkaufe aus-
gestellt , daher auch diese Fruchtgattung eine bedeutende Preis-
erniedrigung erlitt, indessen die andern Sorten keiner Variation
unterw 0 rsen wa r en.
ioo3 Mainz. M. Waizen
85o - - Korn
38 - - Gerste
200 - - Hafer
Weißmchl 7 fl. 5o kr. pr
Noggenmehl6 fl. 5o kr. -

Charade.
Mein Erstes ist die obre Hälft' vom Kamm,
Und um das Ganze weiter zu bewegen,
Sind die zwei Letzten da. Wie sic sich regen!
Stolz, feurig, nicht demüthig, wie das Lamm.
Das Ganze ist ein wanderndes Gebäude,
Desselben Vater ist kein Zimmermann.
Oie beiden Letzten füget man daran,
Und fortgczogcn flieht es in die Weite.

Ausgegcbcn bei dem Verleger in Heidelberg und bei Ferdinand Lcmpp in Mosbach.
Hcrausgegcbcn und gedrukt vom Universitäts-Buchhändler August Oßwald in Heidelberg.
 
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