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Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (2) — 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.42418#0366

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36o

-daz er einen Mort tat, und in dazselbe Lehen gehörent wok
»17 Morgeir Zlckers in der Mark Kirchart gelegen, und ein
»Stuck Wiesen zu Hazenbrunncn gelegen, dazselbe Lehen ge-
» höret auch in dez vorgenannten uüns Herren Hof. Item Ple-
»zelwicscn hinter der Kirche gehöret auch in denselben Hof. Item
»eine Wiese und ein Garten in der Geharttcklingcn gehört in
-die Fauthci zu Kirchart, und dienet auch in diesen Hof. Item
»35 Morgen Ackers, die in die Fauthci daselbs gehörent, die
»sint auch uüns Herrn, und gehörent in den vorgenannten uüns
-Herrn Hof, etc.«
Im I. ifio6 gab König Ruprecht Dieter Mönchen von Ro-
senberg und seiner Hausfrau mit Einwilligung seiner Söhne
das Dorf Kirchart bei Vorenfeld gelegen, für 1000 fl. uf
eine Wicdcrlöse zu kaufen. Dieser Pfandschilling aber ist bald
hernach wieder abgclöset worden.
Oberhalb des Dorfes entspringet aus fünf Quellen der soge-
nannte Gießgruben, treibet eine Mahlmühle, flieset nach
Bcrwangen, und fallt bei Riechen in die Elscnz.
Im I. 1774 bestund die Bevölkerung des Orts in n6 Fa-
milien , 5oc) Seelen; die Gebäude in 2 Kirchen und 62 Hau-
sern; die Gemarkung in 1840 M. Acckcr, 38 M. Wingert,
96 M. Wiesen, 319 M. Wald und Hecken, welche der Ge-
meinde gehören. Die Kurfürstliche Hofkammcr bcsizt aber auch
einen Bezirk, das Bauren-Waldlcin genannt, von 8 Morgen
Landes. Sic stehen sämtlich unter der Hute des Försters zu Hilsbach.
Die Kirche war vormals dem h. Aegidius geweihet, und der
Pfarrsaz gehörte Kurpfalz. Ruprecht der altere hat aber solchen
im I. 1869 dem Deutschen Orden samt jenem zu Hilsbach enr-
vcrlcibet. In der Kirchentheilung fiel diese Kirche den Refor-
mieren zu, und ist jczt nur ein Filial der Pfarrei Richen. Die
Katholischen haben unter dem Rathhause eine Kapelle errichtet,
worin der Sonn- und Festtägliche Gottesdienst durch einen Fran-
ziskaner von Sinsheim versehen wird. Die Lutherischen haben
auch eine eigene Kirche erbauet, worin der Prediger von
Schlüchtern den Dienst verstehet. Den grosen Frucht- und Wern-
zehnten beziehet der Deutsche Ritterorden zum Haus Horneck,
den kleinen aber der Rcformirtc Pfarrer.
An Freigütern besizet die Kurfürstliche Hofkammer jene Höfe,
wovon in dem angeführten Zinsbuche Meldung gcschichct. Ver-
mög der Mosbacher Rcgalienbcschrcibung vom I. 1602 , hatte
das Predigerklostcr zu Wimpfen ein Hofgut, wie auch die
Reichsstadt Heilbrunn, sodann Junker NhcinhardS von Gem-
mingen Erben ein vom Nitterstift Wimpfen erkauftes Hofgut,
die sämtlich der Steuer unterworfen. Hingegen bcsasen damals
die Eiben Johann Philipps von Helmstatt zu Bischofsheim ein
Hofgütlein, so Schazungssrei gewesen; desgleichen die Junker-
ven Flcrshcim zu Grumbach eine Korngült, und die Kirche zu
Eppingen etc. ein solches Hofgütlein. (Fortsetzung folgt.)

allen Kräften an und entkam. Paul, seinen Zweck verfehlend,
wollte schlechterdings wissen, wer der Offizier sei. Sogleich ließ
er Generalmarsch schlagen, um den Offizier, welcher auf dem
Sammelplätze fehlte, ihm zu bezeichnen. Da sich mehrere Offi-
ziere bei dem Larmschlagen außerhalb des Thores befanden und
nicht kommen konnten, wurden 27 verhaftet. Auf Pauls Befehl
wurden sie im Winterpalaste vorgeführt. Der Schnellsahrende
befand sich unter ihnen. Als der Kaiser in drn Dorsaal trat,
war sein Blick finster, und noch finsterer, als er nicht einen,
sondern 27 erblickte. Stumm musterte er Jeden, aber den rech-
ten konnte er nicht finden; das verstimmte ihn noch mehr.
Endlich sprach er: -Einer ist unter Euch, der mich gestern sehr
entrüstet hat. Trotz meines Verbots sagte er wie ein Rasender
durch die Stadt und zum Thor hinaus. Ich glaubte ihn durch
den Generalmarsch zu entdecken, statt dessen fehlten 27. Ich
null daher ein Beispiel statuiren, das allen Offizieren der Pe-
tersburger Garnison gewiß im Andenken bleiben soll. Ihr Alle
sollt, bis auf weitere Bestimmung, nach Sibirien. Die Krbitken
stehen schon zu Eurem Transport bereit. -Marsch!« Alle wa-
ren vor Schrecken wie versteinert. Da trat ein junger schöner
Mann aus der Mitte, und die Hand auf das hochklopfende
Herz gelegt , beugte er das Knie vor dem Monarchen und sprach
mit zitternder Stimme: »Nur auf mich falle Ew. Maj. Un-
gnade ! Bis jetzt war es noch keinem Offizier verboten, wenn er
nicht im Dienst war, sich außer der Linien der Stadt zu bege-
ben. Ich, ich allein bin der Schuldige.« Erschöpft und leichen-
blaß , zitternd schwieg er. Der Kaiser betrachtete ihn genau,
vom Kopf bis zu den Füßen. Es herrschte Todesstille. Nach
einer langen Pause fragte der Kaiser: -Wie heißt Du?« Der
Offizier nannte seinen Namen. Paul schwieg wieder- ein Weile,
immer den Blick auf den Jüngling geheftet. Endlich fragte er:
»Wo hast Du das Pferd her?« — »Don meinem Vater , er Hafis
selbst gezogen und mir geschenkt.« — »Dein Vater,« fuhr der
Kaiscr fort, und legte dir Hand auf die Schulter des Offiziers,
»hat eilt sehr braves Pferd gezogen, aber einen noch bravern
Sohn. Du hast Dich nicht gescheut, Dich selbst trotz meines
Zorns als den Uebcrttetcr meines Verbots namhaft zu machen,
um die Ehre Deiner Kameraden zu retten. Das ist brav, sehr-
brav! Deinetwegen sollen sie von aller Strafe frei sein. —
»Was willst Du für Dein Pferd haben?« — »Oh,« rief der
Lieutenant, »das Pferd gehört Ew. Maj., wenn Sie es an-
znnehmen geruhen wollen. Es hat mich vor dem gerechten Zorn
meines Monarchen gerettet, für diesen Preis gehört cs Ew. Ma-
jestät.« Er sank bei diesen Worten auf die Knie. —- -Steht
auf, Major!« crwiedertc Paul, -von einem Lieutenant nimmt
ein Czaar kein Geschenk an. Ich dank' Euch für das Pferd.«
>— Der neue Major erhielt darauf eine bedeutende Summe zu
seiner Equipirung ausgczahlt.

Gefahr und Rettung.
Kaiser Paul I., ermordet den 24. Marz 1801 , erließ ein
geschärftes Verbot gegen das Schncllfahren. Als er einst in einer-
leichten Droschke über den Isaaks-Platz fuhr, sah cr in der
Ferne einen Offizier, der in einer Droschke wild über den Platz
fahr. Der Kaiser befahl dem Kutscher, nachzujagcn, nm ihn
cinzuholcn. Umsonst, der Offizier trieb sein Kosakcnpserd aus

R a t h se l-
Wind und Wasser geben
Mir allein das Leben,
Speise nehm ich nie zu mir,
Deine zubcrcit' ich Dir.

Auslösung der viersilbigen Charade in Nro. 79 :
A l p e n r 0 s e.

Ausgcgcben bei dem Verleger in Heidelberg und bei Ferdinand Lempp in Mosbach.
Herausgegebm und gedrukt vom Universitäts-Buchhändler August Ohwald in Heidelberg.
 
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