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Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (2) — 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.42418#0387

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Tages Neuigkeiten.
Die Baiern können ihren guten König Max nicht vergessen,
so sehr sic auch den jetzigen Regenten ehren. An seinem Todes-
tage fand man sein Standbild mit Immortellenkranzen geschmückt
und dabei stand: »Dem Unvergeßlichen aus treuer Liebe geweiht.«
— Bei Koblenz will's wieder Frühling werden. In den Gar-
ten daselbst sind an den Baumen Maikäfer in erstaunlicher Menge
zu sehen. Man hat sie bis zum i5. Oktober hin der Merk-
würdigkeit wegen in Schachteln gesammelt.
— Die Rüstungen im südlichen Rußland dauern fort und
nehmen immer zu. Gs stehen bereits 100,000 Mann auf den
Beinen. Die Expedition gegen die Tschcrkessen soll erst im künf-
tigen Frühling wieder ausgenommen werden, jetzt bleiben nur
so viel russische Truppen daselbst, um die festen Plätze zu be-
setzen. — Auch an der türkischen Gränze steht eine Armee, um
im Falle eines Bruches mit England sogleich über die türkische
Granze marschiren und die Engländer in Persien und der Türkei
zugleich angreifen zu können.
-— Das Konsistorium der Provinz Preußen hat einen sehr-
ruhigen und milden Hirtenbrief an seine evangelischen Geistli-
chen erlassen , in welchem denselben Ber haltungsregcln in Bezug
auf die entstandenen Zwistigkeiten nut der katholischen Schwester-
kirche gegeben werden.
— Es hat sich erwiesen, daß das Schreiben der 3o katho-
lischen Geistlichen in Schlesien an den Fürstbischof von Breslau
unacht ist. Von diesem Bischossstuhlc soll ein sehr toleranter
Geist ausgehcn und die untergebenen Geistlichen beseelen.
— In Posen hat der Oberprasident bekannt gemacht, daß die
katholischen Geistlichen zur Annahme von Pathen evangelischer
Konfession nicht gezwungen werden sollen, da nach katholischem
Herkommen zu dem Pathcnamte die Rechtgläubigkeit erfordert
werde. Der Herr Präsident gehört nicht zu den Rechtgläubigen.
-— Da sich seit längerer Zeit der KabmetSminister von Schele
in Berlin aufhält, will man daraus den Schluß ziehen, daß
Preußen nicht abgeneigt sei, die hannoverschen Differenzen zwi-
schen Thron und Volk zu vermitteln und auszuglcichen.
— Für diesen Winter will sich die verbannte französische Kö-
rugsfamilie wieder an der Ruhestätte Karls X. in Görz häus-
lich nicderlasscn. Der Herzog von Bordeaux ist bereits daselbst
elngctroffcn und hat dem dortigen berühmten Klosterkcller, der
das Wasser des heiligen Kapellbrunnens in Wein verwandelt,
feinen Besuch abgcsiattet. Die Kapuziner meinen, der Prinz
sei Liebhaber und Kenner in einer Person.
— Der junge Graf von Paris befindet sich in seinem drei-
farbigen Wickelkissen frisch und gesund und trinkt brav franzö-
sische Milch. Geimpft ist er auch schon, was sie ihm aber ein-
impfen , ist zur Zeit noch unbekannt.
— Den Armen in Berlin hat die Kaiserin von Rußland
bei ihrer Abreise ein Geschenk von 1000 Dukaten zur Vcrthci-
lung hinterlassen.
— Der alte Stephansthurm in Wien erregt große Besorg-
nisse. Er soll nicht mehr gut auf den Deinen sein. Es ist aber
auch kein Wunder, wenn man 700 Jahre lang immer auf

einem Flecke stehen muß und allen Stürmen preisgcgeben ist.
Da stellt sich leicht das Podagra ein.
— Don der Sternwarte zu Mannheim aus ist der Enkische
Komet mit einem Fraunhofer'schen Achromaten gesehen worden.
Am 7. November steht er der Erde am nächsten, obschon seine
Entfernung noch immer Lomal größer ist, als die des Mondes.
Wer gute Augen hat, wird ihn da sehen können.
-— Zu den seltsamen Erscheinungen in Koblenz kommt nun
sogar ein Erdbeben, das am rH Oktober fast in allen Häusern
der Stadt wahrgenommen wurde, aber nur einen Augenblick
wahrte.
-— Es sind falsche preußische Thalerstücke mit der Jahres-
zahl 1819 in Umlauf.
— Tübingen soll durch ein neues Universitätsgcbäudc ver-
schönert werden. Der Platz wurde vom König von Würtemberg
selbst auserkoren. Der Anschlag dazu beläuft sich auf eine halbe
Million. Noch in diesem Herbst wird der Kronprinz von Wür-
tcmberg seine Landesuniversität beziehen.
— Auch die Eisenbahnen sollen schon wieder unnöthig gemacht
werden. Drei Ingenieurs in Paris haben vorgeschlagen, statt
der Eisenbahnen Straßen anzulegen, welche mit einem granit-
festen Mörtel gepflastert würden, und auf denen sich die Wa-
genzüge frei, wie auf gewöhnlichen Landstraßen, bewegen
können. Für diese Mörtelbahn hat man gewisse Lokomotive
und Wagen erfunden, die sich bis jetzt vollkommen bewahrt
haben.
— Das größte eiserne Dampfschiff, das bis jetzt gebaut wurde,
ist der Rhein. Es hat 2 Maschinen, jede Von 280 Pferdckraft,
ist 200 Fuß lang und 3o Fuß breit und geht nur 5 Fuß tief.
Der Steuermann sieht in der Mitte.
— Die würtcmbcrgische Regierung hat eine neue, ganz ein-
fache , aber sehr zweckmäßige Holzersparniß angeordnet. Das
Holz darf nicht mehr grün oder halb trocken, sondern nur hübsch
ausgctrocknet Verkauft und verbrannt werden, womit gewiß die
Hälfte des Holzes erspart wird. Die Regierung hat sehr löb-
lich trockne, d.cr Sonne und dem Winde ausgese-ne freie Plätze
in den Waldungen angewiesen, auf denen das verkäufliche Holz
Vor der Abgabe an die Käufer ausgetrocknet und dürre gemacht
wird.
Mainz, 19. Okt. Auf unscrm heutigen Fruchtmarktc waren
vorhanden: 12/jo Mainzer Malter Waizen 10 fl. 4 kr., 164
M. Korn 7 fl. cho kr. , i/,3 M. Gerste 5 fl. /,i kr., 3/so M.
Hafer 3 fl. 22 kr., 9^ M. Spelz 3 fl. 22 kr., Weißmehl 9 fl.
per Malter, Kornmehl 7 fl. 3o kr.; Rüböl wurde die Woche
hindurch Zu zsi und 41 r/2 Rthlr. per Ohm rcalisirt.
Aus der Brieftasche.
Historisch-geographische Erinnerungen aus der
Pfalz -
nach Johann Goswin Widder.
1786.
(Fortsetzung.)
Der Recker ströhmt an der Stadt nordwärts vorbei. In fol-
 
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