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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

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Schilling, Albert: Zwei Saulgauer Kapellen
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Renz, Gustav Adolf: Zustand der Stiftungen der Stadt Biberach zu Anfang dieses Jahrhunderts, [1]: nach den Aufzeichnungen des ehem. Bürgermeisters Dr. Stecher (1796-1822)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0009

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zunächst er stunde bei der Thür,
der diese Ding sah für und für
darvb erschrak er heftig grimm
mußt nit, was deuten diese Ding
lies zur Hauptmacht, verlies d'Kapell
zeigts ihnen an, die schicken schnell
Ein Compagnie ist dahin geritten,
sie sahens liegen, als hättens gestritten,
von Angesicht'bleich, als ivärens gestorben,
dafür von ihnen versprochen worden
die Kapell nit mehr zu berühren
so sie Gott ans der Noth wird führen,
darauf hin, wie halb todt und lahm
ein jeder zu ihm selber kam,
also verließen sie die Nacht
diese Kapellen, und hielten Wacht
auf sreyem Feld, bei Nacht und Tag
von dannen ließen sie nicht ab.
Es gab nach fünf verfloßnen Tagen
zu Abends spat ein starker Regen
deßhalben sie dieselbe Nacht
in der Kapellen ihre Wacht
gern halten wollten nach gebühr,
da stund ein Bildnis vor der Thür
schneeweis und glanzet wie ein Strohl
weiß nit wemm ichs vergleichen soll,
dieweil dieselbig ohnverzagt
ein schreken in sie bracht und gjagt,
und sie zum drittenmal vertrieben
zulezt war es darbet verblieben
einer dem andern hat bekennt
und glaubt, wenn sie hätten verbrennt
das Chrucifix, wie sie fürgenommen,
so wären all ums Leben kommen
und weil es nit war Gottes Will
daß es soll bleiben in der still
sonder sollt werden offenbar
ist einer geweßt, der dabei war,
mit Namen er Hans Miller hies
dein Gott niemals ein Ruhe lies
er diese Gschicht an manchem Ort
bekennt und grett von Wort zu Wort
wie sich die fach Hab zugetragen
soll ers für keine Fabel haben,
dann Gott durch Wunderzeichen viel
sein Bildniß oft erhalten will,
auch diese Kirch zu seiner Ehr
und Lob ihm auferbauet wär
seiner Mutter zu Lob gewyhen
die helf uns allen meniglichen
daß Gott uns woll die Sünd vergeben
nach diesem auch das ewige Leben. Amen/' ch
Instand der Stiftungen der Stadt Viderach iu
Anfang dieses Jahrhunderts.
Nach den Aufzeichnungen des ehem. Bürgermeisters vr. Stecher
(1796—1822) von Renz in Regensbnrg.
Gelegentlich einer Suche nach Monographien über die
ehemalige Reichsstadt Biberach kam mir durch Zufall ein sehr
wertvolles Manuskript zu Händen, dessen teilweise chronikalischen,
namentlich aber statistischen Inhalt, bei gehöriger Auswahl des
(Stoffes, ich im Interesse spezialgeschichtlicher Forschung ent-
schieden einer Publikation für würdig erachtete. Ein Teil
dieses reichhaltigen Materials, nämlich der über den Zustand
der Stiftungen Biberachs zu Anfang dieses Jahr-
hunderts') und vielleicht auch noch einige Nachrichten über
die einstigen Besitzungen des Hospitals znm heiligen Geist
daselbst sollen in^dieseu Blättern zum Abdruck kommen, wäh-
rend der andere Teil voraussichtlich in den Württembergischen

llrkundenabschrist des 7 Seb. Hoch in Snulgau.
-) Die sehr gut erhaltenen Aufzeichnungen Stechers umfassen den
Zestranm von 1796—1817, ans welch lekterem Jahre auch die obigen
Mitteilungen datieren.

Vierteljahrsheften veröffentlicht wird, lind nun aber in mo
6ius res.
I. Die evangelischen Stiftungen.
Von evangelischer Seite stifteten: 1. M. Matthäus
Brigel, Mittag-Prediger, laut Testaments vom 17. Juni
1660, einen Hof zu Röhrwangen für Studierende von seiner
Verwandtschaft. Der Ertrag dieses Gutes ist: Heugeld 7 fl.
31 kr.; 1 Pfund Wachs 40 kr.; 104 Viertel Veesen, 48 Viertel
Haber, 4 Hühner, 1 Henne, 120 Eier, 1 Wahlbaum oder
40 kr. Das Bestandgeld ist 300 sl.; das von diesem Bestand-
geld gesammelte Kapital beträgt dermalen: 1800 sl.
2. Ioh. Matthias Locher, Handelsmann in Ulm, von
hier gebürtig, laut Testaments vom 9. August 1673
5000 sl., wovon 2000 sl. beim Bürgermeisteramt und 3000 fl.
beim Spital stehen. Von dem jährlichen Zins erhalten: u. ein
Theologie-Studierender, vorzugsweise von seiner Familie, 100 sl.
6 Jahre lang; d. die vier Geistlichen 24 sl.; c. der lateinische
und deutsche Schulmeister 4 sl.; 6. die Armen in den Gottes-
häusern 50 fl.; e. die zwei Nettesten der Familie 50 fl. und
f. die Administratoren 20 sl. Wenn kein Studierender vor-
handen ist, sollen jene 100 sl. zum Kapital geschlagen werden.
Diese Verordnung ist von Anfang au nicht befolgt worden,
sondern die 100 sl. verblieben der evangelischen Kasse. Unter
der badischen Verfassung und aus Veranlassung der dem
Magistrat bei der Organisation ausgetragenen „unmittelbaren
Vorsorge für die Verwendung der milden Stiftungen nach den
Stiftnngsgesetzen und vorliegenden Verordnungen" wurde
unter anderen auch das Lochersche Testament bei Rat vor-
gelegt und beschlossen, daß jene 100 sl., wenn kein Studie-
render sie genieße, —- zum Kapital geschlagen werden sollen?)
Zudem mußte nach einem Dekret der Sektion der Kommun-
Verwaltung vom 9. November 1814 aus Georgii 1815
von dem Vermögen der evangelischen Kasse statt des ursprüng-
lichen Kapitals von 5000 fl. ein solches von 5832 sl. ab-
gesondert und besonders verwaltet werden, mit dem Beisatz:
Da die Zinsen von diesem Kapital künftig mehr als die von
dem Stifter angewiesenen Ausgaben betragen, so ist der Ueber-
schuß, welcher sich noch vermehrt, wenn für das jährliche Sti-
pendium von 100 sl. kein Kompetent vorhanden ist, von Jahr
zu Jahr zu einem sicheren Kapital anzulegen und wenn sich
aus diese Art das Stiftungs-Kapital auf 6000 fl. erhöht
haben wird, so haben Oberamt und Magistrat über verhält-
nismäßige Erhöhung der von dem Stifter angewiesenen Aus-
gaben Bericht zu erstatten. Dermalen H beträgt das Kapital
dieser Stiftung 6076 fl. 36 kr.
3. Georg Jegglin, Stadtgerichts-Assessor und Weiß-
roßwirt, an Gütern 2154 sl. und an Kapitalien 2163 fl.
zu einem Fideikommiß. Statt dessen verglichen sich die Erben
mit dem Magistrat den 5. März 1677 über ein Legat von
500 fl., wovon der Zins von 25 sl. aus einen Studierenden
von der Jegglinschen Familie verwendet, in dessen Abgang
aber der evangelischen Kasse bleiben solle.
4. Kourad Mühlschlegel, Bürger und Weißgerber
in Schorndorf, von hier gebürtig — geb. 12. Februar 1695
— 120 sl. für die Alumnen, denen der Zins von der Schul-
kasse bezahlt wird?)
5. Christian G u u t e u sch w e i l er s, des Innern Rats
und Spitalmeisters erste Ehegattin, Barbara, geb. Schreiner,

0 Lank Evangelischem Rats-Protokoll vom 25. Oktober 1803,
Nr. 14 und vom 3 Februar 1804, Nr. 7.
? Jur Jahre 1817.
ch Laut Evangelischem Rats-Prototvll vom 15. September 1772.
 
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