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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

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Giefel, Joseph Anton: Beitrag zur Reformationsgeschichte Gmünds
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Beck, Paul A.: Auswärtige Beziehungen der Reichsstadt Ulm: Gratulation derselben an den Kurfürsten Georg von Hannover bei dessen Erhebung auf den großbritannischen Königshron i. J. 1714 und dessen Antwort
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https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0100

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tireologine daccalnurerm, ilnersnecht unser zngefaren und die
obZtetrices beschickt, sy examiniert, weß sy sich in fürfallen-
der Noch mit dem Gauchtenfen verhalten, irien auch dabey den
schwängern Weibern anzuzaigen befohlen, sy zu ermanen, das;
sy sich, eher die Zeit irer Geburt gar hiebeikommen, mit dem
hochwürdigen Sacrament versehen, dainit es inen desto glück-
licher ergen und dann perncto puerperio der cristlichen Kir-
chen Gewohnhait nach sich anssegnen lassen. Znm andern
daß sy kaine pntrinos oder Gevattern, so der neuen Religion
anhengig, gewinnen oder stellen sollen mit angehengter Kom-
mination, wo sy das nit thnn, daß er iren Kindern das hailig
Sacrament des Tanss auch nit administrieren u. gestatten
werd.
Wiewol wir ein solches an ime selbst nit unrecht haißen,
so hetten wir uns doch als Mich versehen, ermelter Herr
Pfarrherr hette solches ungeirret daß er sagen mag, es sey
sui okticii et fori mit nnserm Vorwissen fürgenommen, in
sonderm Bedencken, daß die Anhenger merberüerter neuer ver-
dammten Lehr als die dem Fleisch sneß, lieblich, angenem in
ein solchen xertinatinm und Halssterrigkait gerathen, daß
udi brnollium seculnre juUicio ecc1s3in8tico 8ive 8p>iritun1i
non 3ucourrit n. Rucken hell ains on das ander nichts auß-
richt. Dieweil sich dann knrzverruckter Tag begeben, daß
unserer Bürgerin aine, so gleichwol ain Wittibin, eines Kinds
genesen, die auch wie sy es nennen der angspnrgischen Kon-
fession, cgune potiu3 confu3io ckicenän, anhengig, hat der
Herr Pfarrherr das Kind mit nichten taufen lassen wollen,
sy verspreche dann, daß sy hinfüro das wenigst zu österlichen
Zeiten nit allain das hochwürdig Sacrament n. also im Jar
ainmal nemen, sonder sich nach fürgangner Kindbett christlicher
Kirchen Ordnung nach aussegnen lassen wolle. Wann dann
der Herr Pfarrer, wie Hieoben auch gemelt, ein solches zuvor
u. ehe er mit uns (wie nnsers Erachtens Mich beschehen
were) daranß geredt n. diser on3U3 sich unserthalb unversehens
begeben, daneben aber dise Sectischen wie vor auch angeregt
od8til!2oe5, solches aber umb sovil desto mehr daß inen zuvor
davon gar nichts verkündet oder ainiche Warnung geschehen,
beharrten n. auf dem gestanden, daß sy das Kind hetten
außerhalb der Etat einen Predicanten taufen lassen, welches
uns zuznsehen noch beschwerlicher, haben wir den Herrn Pfar-
rer dessen alles erinnert n. dabey verstendigt, daß zu besorgen,
nachdem derselben neuen vermainten Christen eben manger
alhie u. an Vermögen nit die geringsten auch ein Anhang
hetten, also daß es leichtlich zu Anfrner gerathen oder daß
wir es dahin kommen lassen u. znesehen müssen, daß sy die
Kinder den Predicanten zntriegen n. taufen ließen n. ime
derowegen frnndlich zugesprochen, daß er ditz und andere der-
gleichen Kinder zum Tauf kommen lassen wolte, bis E. F. G.
wir ein solches underthenig berichten n. bey derselben uns
eines gn. Bescheids, deß wir fürderlich thnn wolten, erhalten
möchten, mit dein Erpieten, da von E. F. G. uns, wie wir
verhoffen, Bescheid erfolg, daß wir uns aller Gebür darauf
verhalten wolten, so hat doch der Pfarrer wider unser Zu-
versicht es nochmal nit bewilligen wellen, sonder letzlich darauf
beharrt, daß wir der obangemelten Wittibin n. Kindpetterin
anzaigen lassen, wofern si sich hinzwischen Ostern n. Pfingsten
ercleren, daß sy sich mit Empfahnng des hochwürdigen Sacra-
ments wie ain ander catholischer Christ verhalten, welle er
das Kind znm Hailigen Sacrament des Tanfs kommen lassen,
doch möge sy zwischen obgemelter Zevt bey ir selbs deliberiern,
weß sy sich verhalten welle, welches sy die Wittib sich ze thnn
erpoten.
Nachdem dann E. F. G. der Fäll sich mehr begeben wer-

den n. schierbar vor Angen, so haben wir nit nmbgeen mögen,
E. F. G. als unfern orclinnrium solchs zu berichten, damit
dann allerlay beschwerlichs, sonderlich aber solch Einreißen der
Secten in ain n. den andern Weg sovil müglich mit pester
Fnegen verhietet, so langt an E. F. G. unser underthenig
Pitt, die wellen hierinnen ein gnediges Einsehen haben u. uns
derselben Gnetbednncken mit ehister E. F. G. Gelegenhait
gnedigst znkommen lassen n. hierinn sich der Sachen Richtig-
kait nach so gnedig und willfarig erweysen, wie wir dieselb
anß christenlichem Eyfer für sich selbsten hierzu mit Gnaden
genaigt sein wissen. Das nmb E. F. G. mit nnderthenigen
Diensten underthenig zu verdienen wellen wir als ein arme
Stat des Reichs jederzeyt willig n. berait erfunden werden,
E. F. G. nmb schriftliche Antwort underthenig bittend.
Datum den 15. Januar 1574.
Bürgermeister n. Rath
zu Schwedischen Gemünd.

Auswärtige Begehungen der Reichsstadt Mm.
Gratulation derselben an den Kurfürsten
Georg von Hannover bei dessen Erhebung auf
den großbritannischen Königsthron i. I. 1714 und
dessen Antwort.
Von Amtsrichter a. D. P. Beck.
Die süddeutschen Reichsstädte pflegten, wie dies bei ihrem
meist geringen territorialen Umfang rc. eigentlich in der Natur
der Sache lag, keine ständigen diplomatischen Vertretungen
zu unterhalten und beschränkten sich in dieser Richtung so
ziemlich regelmäßig ans die Aufstellung von Bevollmächtigten t
bei der Reichsversammlnng in Regensburg und dem Reichs-
hofrat von Wien und ev. eines Anwalts beim Reichskammer-
gericht zu Wetzlar. Wohl aber bestand zwischen größeren i
Reichsstädten und benachbarten befreundeten Herrschern gegen-
seitiger schriftlicher Austausch, nicht bloß geschäftlicher,
sondern auch konventioneller Art, wie z. B. bei offiziellen i
Anlässen, als Thronbesteigungen, Ableben von Fürstlichkeiten /
u. s. w., und hin und wieder kam es, wenn gerade etwas -
Wichtiges darnach vorlag, auch zu außerordentlichen diploma- -
tischen Entsendungen; namentlich standen in älteren Zeiten, ^
schon im 14. Jahrhundert bis ins 16., einzelne oberschwäbische 3
Städte infolge des lebhaften Handelsverkehres in Beziehungen und
zeitweiliger Korrespondenz zu italienischen Städten, dem Dogen i
von Venedig, ja sogar zu spanischen Handelsplätzen. Eben-
sowenig hatten Fürsten und Regierungen in den Reichsstädten i
eigene stete Vertreter (von etwaigen vorübergehend angestellten r
Agenten abgesehen). Dagegen kam es nicht selten vor, daß ;
sich die Gesandten größerer Staaten und Reiche auf ihren :
Reisen an ihren Bestimmungsort und nach Hanse in offiziöser
Weise in den von ihnen passirten Reichsstädten gerne einige 3
Zeit anfhielten. Dies war z. B. auch bei dem englischen Ge-
sandten Morison am Hofe Kaiser Karls V. der Fall, welcher
zu Anfang der 1550er Jahre auf dem Wege von England
zunächst nach Augsburg, der Krone der schwäbischen Reichs- ;
städte, als damaligem Hoflager des Kaisers reiste und hiebei ^
auch über Ulm kam. Morison schien die alte Donaustadt zu r
interessiren, denn er verweilte in derselben behufs Besichtigung
der Sehenswürdigkeiten rc. einige Zeit. Seinem Sekretär Roger
Asham haben wir einen glücklicherweise erhaltenen, interessanten
Bericht über den Erfnnd des damaligen Ulm durch die reise- ;
lustigen enZIM - man zu verdanken. Ulm — so hebt ^ t
Asham an — ist keine an Umfang gerade große Stadt, jedoch
in einem Stile gebaut, wie ich ihn noch nie gesehen habe. E .
 
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