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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

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Vochezer, Joseph: Kleine Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien
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Beck, Paul A.: Redensarten und Ausdrücke aus dem mittleren Oberschwaben, [3]
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Litterarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0034

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1318) erbaut, zu welcher uuu die Besitzungen der früheren
Burg Altthann gehörten. Diese kam daun bei einer Erbtei-
lung innerhalb der Schmalegger Familie an die Linie Biegen-
bnrg-Jttendorf, von dieser wie schon oben angedentet, durch
Verpfändung an die von Königsegg, später durch Kauf an die
von Hohenfels und in der Folge an Konrad Faber in Wald-
see. Alle diese Uebergänge machte auch das Patronatsrecht
der Kirche in Wolnarns mit, bis es schließlich von Gras
Johannes von Sonnenberg erworben und dem von demselben
errichteten Kloster und späteren Kollegiatstist Wolsegg geschenkt
wurde. Daß die unter Nr. 1 erwähnte Pfarrei Wolnarns
mit Wolnarns identisch ist, liegt ans der Hand, denn letztere
erstreckt sich bis an und sogar über einen Teil des Altorfer
Waldes, und außer ihr giebt es im Umkreis des letzteren
keine mit einen: Wolnarns ähnlichen Namen. Wir glauben
sogar, daß Wolnarns nur ein Lesefehler ist für Wolnarns;
wer die Schrift jener Zeit kennt, wird uns hierin recht
geben. Wahrscheinlich hat der erste Ansiedler daselbst Wo-
lnarn geheißen und von ihm der Ort seinen Namen bekom-
men. (lieber das Vorkommen eines solchen Personennamens
vergl. zwei Urkunden ans dem 9 Jahrh. im Wirtemb. U.-B.
1, 115 und 121.)
Demnach existierte die Pfarrei Wolfegg unter dem Namen
Wolnarns jedenfalls schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts.
Der Inhaber derselben hatte damals einen Streit mit dem
Kloster Weingarten wegen der Nengerentzehnten im Altdorfer
Wald, zog aber dabei den kürzeren. 1275 hatte der Pfarrer
von Wolnarns-Wolfegg zugleich die Pfarrei Levertsweiler (in
Hohenzollern), das Einkommen der Vikarie betrug 2 Pfd.
Konstanzer (— 40 Mark unseres Geldes); das der Pfarrei
ist leider nicht angegeben. Im Jahre 1324 betrug die bi-
schöfliche Zehntqnart von Wolnarns 5 Konstanzer Schilling
(— 5 Mark). 1353 werden als Einkünfte angegeben: 66
Scheffel (Haber? Waizen? . .) und 2 Pfd. und 6 Schil-
ling Konstanzer (46 Mark), Opfer ea. 4 Pfd. Heller. Woh-
nungen gab es damals in dieser Pfarrei 50. Im Anfang
des 16. Jahrhunderts wurde sie dem Kloster, späteren Kol-
legiatstist Wolfegg inkorporiert.
Redensarten nnd Nusdrucke ans dem mittleren
Oberschwaden.
Mitgeteilt von Amtsrichter a. D. P. Beck.
(Fortsetzung.)
Wenn die Schlacht noch so groß ist, bleibt doch noch
ein Mann übrig (Entschuldigung für Fahrlässigkeiten).
Es wäre besser gewesen, man hätte den Hasen in der
Schüssel gebraten.
Probirs nochmal!
Mit was man umgeht, wird man besudelt.
Es hat ihm wollen — er hatte Glück.
Er weiß noch nicht, daß es zweierlei Leut' giebt.
Mau macht geh' uicht lange Hochzeit! (macht nicht lange
Vorstellungen, gleich zur That).
Auf dem Ungerechneteu ähren — stehlen, auch fleischlich
sich vergehe:: oder vergangen haben.
Für den Tod ist kein Kräutlein gewachsen.
Du hast noch kein Faß Salz mit ihm gegessen — kannst
ihn nicht beurteilen.
Mach mir keine Dummheiten.
Er schiert das Roß beim Schwanz an.
Er triffts wie der Blind 's Dorf.
Ich will in ein Wächslein drucken.

Du bist heute noch nicht reckt bei einander — sprichst
nnd handelst verstandlos.
Mache mich uicht wild.
Wer früh sattelt, reitet spät.
Dem Hungrigen ist gut kochen.
Was dich nicht brennt, mußt du uicht blasen.
Hast's ärger als Bergjörg; der hat müssen im Ängsten
(Ernte) 's Kind wiegen.
Bist aut der Nase gelaufen? — bist beschmutzt an der
Nase?
Ich denk, heut hast den Dutsch — bist übel gelaunt.
Weißt nicht, was du thust, vor lauter Gespreiztsein?
Was thust? — Rührmulch zwirnen? (—nutzlose Arbeit).
Heute sind schon viele erfroren (zu einem, der so sehr
über Kälte klagt).
Hat mehr Arbeit, als Braut am Samstag.
Schwätzest ein Zeug, mau könnt's haspeln.
Bin ich dir nicht genug — Sicherheit, Pfand genug.
Hast den Boden küssen wollen (wenn eines gefallen).
Laus oder ich miß dir größere Schuh an.
Der weiß nicht, wo's Brot herkommt.
Er hat's nur geerbt, nicht gestohlen (sagt mau von
einein, der dieselben sittlichen Fehler hat, wie sein Vater
oder seine Mutter). (Fortsetzung folgt.)
LitLerarisches.
Die Johanniskirche zu Gmünd und Bischof
Walther I. von Augsburg (1133—54). Zugleich
ein Beitrag zur Geschichte der Pfalzgrafen
in Schwaben von A. Pfitzer, kath. Stadt- und
Garnisonspsarrer in Sckwabisck-Gmünd. Stuttgar t.
W. Kohlhammer. 1889. 194 S.
Unter den die verschiedenen Perioden des christlichen Kirchenbanes
repräsentierenden Bandentmalen Gmünds ist besonders merkwürdig die
im romanischen Stile erbante IoHanniskirche mit ihrem
Unikum des sog. Schwindelturms. Dieselbe ist eine in den ver-
schiedensten Phasen von der Wurzel bis zur vollen Blüte nach außen
wie nach innen rein ausgeprägte, reich gegliederte Pfeilerbasilika. Die
drei „Hohenstanfeu-Kirchen" zu Lorch (Anfang des 12. Jahrhunderts),
Gmünd (Mitte des 12. Jahrh.) nnd die Stiftskirche zu Faurndau
(Anfang des 13. Jahrh.) sind Schwesterkirchen. Der Verfasser giebt nun
als gründlicher Kunstkenner und erfahrener Restaurator der Johannis-
kirche sehr interessante Aufschlüsse über die rätselhaften Skulpturen an
den Außenwänden, über das Haupt- nnd westliche Nebenportal w. Dabei
gelangt er zu den Resultaten: „Der Ban der Gmünder Johanniskirche
gehört unbestritten dem 12 Jahrhundert an. Alle Momente
stimmen für die Zeit Kaiser Konrads III. von Hohenstaufen (1137—52).
Damals (1133 — 54) war Walther I. Bischof von Augsburg. Besonders
instruktiv und fördernd sind die folgenden knnsthistorischen einläßlichen
Untersuchungen über die bisher so rätselhaften heraldischen Embleme
Adler und Scheren an den Thürbogen, welch letztere als Pendant zu
dem kaiserlichen Adler auf den damaligen Diözesanbischof Walther, Sohn
des Pfalzgrafen Mangold auf der Alb, Hinweisen. Nach eingreifenden
lind anhaltbietendeu Exkursionen über die Scherenwappen an der Stadt-
kirche zu Welzheim, der Herren von Jung in gen und der Stadt
Srheer, über den Scherragan, die Pfalzgrafen von der Alb
und Lauterbnrg nnd deren vier Söhne spez. Bischof Walther
von Augsburg gelangt der Verfasser zu dem Gesamtergebnis über
die Gruppe in dem Thürbogen des südwestlichen Portals: Petrus re-
präsentiert die Gesamtkirche, der Adler symbolisiert die kaiserliche Macht,
die Figur des hl. Ulrich bedeutet den Diözesanpatron des Bistums
Augsburg und die Schere an seiner Seite stellt den obersten Reichs-
beamten in Schwaben dar, d. i. den Pfalzgrafen ans der ehedem so
hervorragenden Dynastie der „Scherer", dem Stamme der Scherra-
gan grafen. Schließlich der Mönchskopf inmitten der Seher-
in es ser über den zwei Löwen an der südlichen Kirchenthüre soll erinnern
an Bischof Walther als einen „Scherer", der 1150 auf seine bi-
schöfliche Würde verzichtete und die bischöflichen Insignien mit dem
Mönchshabit nnd der Klosterzelle zu Seligenstadt am Alain vertauschte.

Stuttgart, Bnchdrnckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches VvlksblaU
 
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