sechsspännigen Hofwagen zn bedienen bis zur Karthanse Tückel-
hauseu, bis wohin ihm der obengenannte Lieutenant mit zwei
Gardereitern das Geleit gab.
18. Die Ans Hebung des Klosters.
Der Anfang unseres Jahrhundert war den klösterlichen
Anstalten überhaupt nicht günstig; dazu kam für Mergentheim
noch .der Wechsel der Herrschaft. Gefallen war 1809 durch
den Wiener Friedensschluss das Dentschmeistertnm. Der letzte
Hochmeister, der Erzherzog Anton Viktor, hatte unter Thranen
der Bürger seine Residenz verlassen, als 1809 Napoleon gegen
Oesterreich zog, und das schöne Fürstentum Mergentheim wurde
der Krone Württemberg von dem Gewalthaber zudekretiert.
Im April desselben Jahres „haben Sich Se. Kön. Majestät
von Württemberg bewogen gefunden, das Fürstentum Mer-
gentheim in Besitz zu nehmen". Durch Dekret des Königs
Friedrich vom 10. Juni 1809 wurde das Kapnziuerkloster
aufgehoben; die Patres sollten in einem andern Kloster uuter-
gebracht werden, sie gingen nach Ochsenfurt, Karlstadt und
Königshofen im Grabfeld. Die Mariahilf durfte fortbestehen.
Das Aktiv-Vermögen der letzteren betrug nach der Rechnung
von 1813/14 nach Abzug des 1777 von der Wolfgangspflege
unverzinslich erhaltenen Vorschusses von 300 fl. noch 5689 fl.
41 kr. Die jährlichen Ausgaben betrugen 131 fl. 20 kr.
Nach Dekret der K. württ. Krondomänen - Verwaltung vom
7. Januar 1814 wurde die Mariahilfkapellenpflege mir dem
K. Kameralamt in Mergentheim „kombiniert". Das Silber
wanderte nach Stuttgart. Bis ins Jahr 1826 bestritt dann
auch das Kameralamt die nötigen Ausgaben. Im Juli 1828
endlich wurde die Kapellenpflege nebst den dazu gehörigen Ge-
bäuden an die Mergentheimer Stiftung mit allen Rechten und
Lasten übergeben. Die Verbindlichkeiten der Stiftung bestehen
in Salarierung des Kapellendieners, Unterhaltung der Gebäude,
Anschaffung der nötigen Paramente und alles dessen, was zum
Gottesdienste notwendig ist, endlich in Abhaltung der Jahr-
tage. Die Pflege hat Stiftungen von einem Gottfried Frei-
herrn v. Bochholz (1663), Philipp Freiherrn v. Andlaw (1677),
Stadtpfarrer Vogler (1665), Jakob Kasimir v. Sickingen
(1690), Deutschmeister v. Ampringen, Seminardirektor Krämer
(1688) und mehreren Privatpersonen.
Das Kapuzinerkloster stand nun eine Zeit lang ganz leer
und unbewohnt, bis es im Jahre 1813—15 für die aus
Rußland zurückkehrenden Soldaten zu einem Lazaret ein-
gerichtet wurde.
Doch die Unterhaltung der Gebäude kostete dem Staat zu
viel; darum verkaufte er das Kapuziner- und das Dominikaner-
kloster im 1.1817 um 6200 fl. an die Stadt, welche dem Schäferei-
pächter eine Wohnung und dem Restaurateur der Schützeugesell-
schaft, die ihre Schießstätte im Kapuziuergarten hatte, ein Wirt-
schaftslokal hier einräumte. So kam es, daß im Refektorium
der Kapuziner lange gewirtschaftet wurde. Am 4. Juli 1834
kauften das Kapuzinerkloster von der Stadt Stadtrat Hof-
mann, Bierbrauer Meyder, Jakob Fleck, Stranßenwirt, Georg
Hahn, Zollinspektor und Bierbrauer Leonhard Hosfmann um
4150 fl., vou deuen es am 16./17. März 1846 au Ziegler
Kaspar Stolz um 4200 fl. übergiug. Am 21. November
1849 endlich erwarb es der städtische Spital um 6100 fl.
(Fortsetzung folgt.)
Kaisers schwäbische NoUektaneeu.
Von Amtsrichter a. D. P. Beck.
Der im Jahre 1768 zu Freiburg i. Br. geb., im Jahre
1853 iu Augsburg ch bekannte Geschichts- und Altertums-
forscher kgt. bayerische Negierungsdirektor Dr. Joh. Nep.
Franz Anton v. Raiser, dieser in schwäbischen Lokalver-
hältnissen so überaus bewanderte, unermüdliche kritische Forscher
und Sammler von allen möglichen Kodizes, Urkunden, Urbarien,
und Stammbäumen, Geschlechternachrichten, Reut- und Zehnt-
büchern, kurz von historisch-topographisch-publizistischem Material
aller Art, in der That selbst ein wahres „schwäbisches Lager-
buch", welcher sich namentlich auch um Württemberg durch seine
reichen, wertvollen Beiträge zu deu Oberamtsbeschreibungeu vou
Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Riedlingen, Wangen, Waldsee,
Tettnang w. verdient gemacht/) hat außer seinen zahlreichen
mehr oder weniger bekannten historischen Druckschriften — unter
welchen wir neben seinen archäologischen Abhandlungen hier
seine „urkundliche Geschichte der Stadt Lauingen a. Donau"
in s. w. (Augsburg 1822. 4. mit 5 Kupfertaselu) seine „urkund-
liche Geschichte der Benediktinerreichsabtei E l chingen a. Donau"
(München 1817. 8.; auch abgedruckt iu der Zeitschrift für
Bauern und die angrenzenden Länder 1817. II. Jahrgang,
1. Bd., S. 129—160 und 257—367), sowie seine Geschichte
des Nonnenklosters Habsthal in Hohenzollern-Sigmaringen
in Memmingers württemb. Jahrbüchern, Jahrgang 1825,
2. Heft, S. 419—432 hervorgehoben haben möchten — eine
Fülle von handschriftlichen, meist im Archiv des Augsburger
historischen Vereins aufbewahrten Sammlungen, Kollektaneen re.
ans Staats-, Kloster- und Privatarchiven Südschwabens, der
Nordschweiz, des gesamten ehemaligen Vorderösterreichs, baye-
rischen Oberdonaukreises rc. hiuterlasseu, welche, wenn sie auch
infolge der inzwischen mächtig vorangeschritteneu historischen
Forschung in manchem überholt sein mögen, immer noch eine
wahre Fundgrube für die schwäbische Lokalgeschichte, insbe-
sondere zur Geschichte des Hauses Habsburg in Schwaben,
der Markgrafschaft Bnrgau, der Landschaft Nelleuburg, des
Breisgaus, Vorarlbergs und der gesamten österreichischen Vor-
lande bilden. Vielleicht erweisen wir nun den Lesern d. Bl.
einen Dienst, wenn wir über das, was auf das Gebiet,
mit dem diese Blätter sich vorzugsweise befassen, Bezug hat,
hier eine Uebersicht nach dem in „Jos. v. Hormayrs Taschen-
buch für vaterländische Geschichte" (29. Jahrg. der gesamten
und 11. der neuen Folge, 1840, Leipzig, G. Reimer Seite
241—82) gegebenen Verzeichnisse geben:
I. Foliobaud:
Nr. 1 banales rVeitenNnsLnl mit Unterabteilungen nach
den Bänden und ihren Registern, woraus diese geschichtlichen Daten
exzerpiert wurden, vom Jahre 988—1800.
Nr. 2 G eu e alogis ch e T ab e l le n m it g e s ch i ch tl i ch e u D a t e u:
a) der Grafen v. Kirchberg in Schwaben;
b) der Markgrafen und Grafen v. Ronsperg;
c) der Markgrafen, Grafen und Ritter v. Burg au;
ch der Grafen und Edeln v. Berg und Schelklingen;
I) der Grafen v. A lp eck,
§, der Grafen v. Mar stellen und Niffen, auch W eisse n-
h oru;
b) der Marschälle v. Biberbach uud Rech b erg;
tz der v. Knöriugen;
ü) der v. Scheppach; 1) der v. Roth.
Nr. 7. §) Urkundeu-Rubra vou dem PrämonsUatenserstift
U r s b e r g.
Nr. 8. Urkuudeuextrakte aus den Burgauschen und öster-
reichischen Archiven.
III. Folio band.
7) v. Steinherr /nicht vollendeter) Entwurf über die älteste Ge-
schichte der Markgrafschaft Burgan bis zum Jahr 1305 (meist
irrig; zu vergleichen urkundlich in Raisers Guntia).
0 S. die biographische Skizze über Raiser von P. Beck in der
„Allgemeinen deutschen Biographie" XXVII. Bd.; und Franz Baaders
Nekrolog im 19. Jahresbericht des „hist. Vereins im Reg.-Bez. von
Schwaben uud Neuburg" für das Jahr 1853 «Augsburg 1853, Druck
der I. P. Himmerschen Buchdruckerei) 24. S.
hauseu, bis wohin ihm der obengenannte Lieutenant mit zwei
Gardereitern das Geleit gab.
18. Die Ans Hebung des Klosters.
Der Anfang unseres Jahrhundert war den klösterlichen
Anstalten überhaupt nicht günstig; dazu kam für Mergentheim
noch .der Wechsel der Herrschaft. Gefallen war 1809 durch
den Wiener Friedensschluss das Dentschmeistertnm. Der letzte
Hochmeister, der Erzherzog Anton Viktor, hatte unter Thranen
der Bürger seine Residenz verlassen, als 1809 Napoleon gegen
Oesterreich zog, und das schöne Fürstentum Mergentheim wurde
der Krone Württemberg von dem Gewalthaber zudekretiert.
Im April desselben Jahres „haben Sich Se. Kön. Majestät
von Württemberg bewogen gefunden, das Fürstentum Mer-
gentheim in Besitz zu nehmen". Durch Dekret des Königs
Friedrich vom 10. Juni 1809 wurde das Kapnziuerkloster
aufgehoben; die Patres sollten in einem andern Kloster uuter-
gebracht werden, sie gingen nach Ochsenfurt, Karlstadt und
Königshofen im Grabfeld. Die Mariahilf durfte fortbestehen.
Das Aktiv-Vermögen der letzteren betrug nach der Rechnung
von 1813/14 nach Abzug des 1777 von der Wolfgangspflege
unverzinslich erhaltenen Vorschusses von 300 fl. noch 5689 fl.
41 kr. Die jährlichen Ausgaben betrugen 131 fl. 20 kr.
Nach Dekret der K. württ. Krondomänen - Verwaltung vom
7. Januar 1814 wurde die Mariahilfkapellenpflege mir dem
K. Kameralamt in Mergentheim „kombiniert". Das Silber
wanderte nach Stuttgart. Bis ins Jahr 1826 bestritt dann
auch das Kameralamt die nötigen Ausgaben. Im Juli 1828
endlich wurde die Kapellenpflege nebst den dazu gehörigen Ge-
bäuden an die Mergentheimer Stiftung mit allen Rechten und
Lasten übergeben. Die Verbindlichkeiten der Stiftung bestehen
in Salarierung des Kapellendieners, Unterhaltung der Gebäude,
Anschaffung der nötigen Paramente und alles dessen, was zum
Gottesdienste notwendig ist, endlich in Abhaltung der Jahr-
tage. Die Pflege hat Stiftungen von einem Gottfried Frei-
herrn v. Bochholz (1663), Philipp Freiherrn v. Andlaw (1677),
Stadtpfarrer Vogler (1665), Jakob Kasimir v. Sickingen
(1690), Deutschmeister v. Ampringen, Seminardirektor Krämer
(1688) und mehreren Privatpersonen.
Das Kapuzinerkloster stand nun eine Zeit lang ganz leer
und unbewohnt, bis es im Jahre 1813—15 für die aus
Rußland zurückkehrenden Soldaten zu einem Lazaret ein-
gerichtet wurde.
Doch die Unterhaltung der Gebäude kostete dem Staat zu
viel; darum verkaufte er das Kapuziner- und das Dominikaner-
kloster im 1.1817 um 6200 fl. an die Stadt, welche dem Schäferei-
pächter eine Wohnung und dem Restaurateur der Schützeugesell-
schaft, die ihre Schießstätte im Kapuziuergarten hatte, ein Wirt-
schaftslokal hier einräumte. So kam es, daß im Refektorium
der Kapuziner lange gewirtschaftet wurde. Am 4. Juli 1834
kauften das Kapuzinerkloster von der Stadt Stadtrat Hof-
mann, Bierbrauer Meyder, Jakob Fleck, Stranßenwirt, Georg
Hahn, Zollinspektor und Bierbrauer Leonhard Hosfmann um
4150 fl., vou deuen es am 16./17. März 1846 au Ziegler
Kaspar Stolz um 4200 fl. übergiug. Am 21. November
1849 endlich erwarb es der städtische Spital um 6100 fl.
(Fortsetzung folgt.)
Kaisers schwäbische NoUektaneeu.
Von Amtsrichter a. D. P. Beck.
Der im Jahre 1768 zu Freiburg i. Br. geb., im Jahre
1853 iu Augsburg ch bekannte Geschichts- und Altertums-
forscher kgt. bayerische Negierungsdirektor Dr. Joh. Nep.
Franz Anton v. Raiser, dieser in schwäbischen Lokalver-
hältnissen so überaus bewanderte, unermüdliche kritische Forscher
und Sammler von allen möglichen Kodizes, Urkunden, Urbarien,
und Stammbäumen, Geschlechternachrichten, Reut- und Zehnt-
büchern, kurz von historisch-topographisch-publizistischem Material
aller Art, in der That selbst ein wahres „schwäbisches Lager-
buch", welcher sich namentlich auch um Württemberg durch seine
reichen, wertvollen Beiträge zu deu Oberamtsbeschreibungeu vou
Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Riedlingen, Wangen, Waldsee,
Tettnang w. verdient gemacht/) hat außer seinen zahlreichen
mehr oder weniger bekannten historischen Druckschriften — unter
welchen wir neben seinen archäologischen Abhandlungen hier
seine „urkundliche Geschichte der Stadt Lauingen a. Donau"
in s. w. (Augsburg 1822. 4. mit 5 Kupfertaselu) seine „urkund-
liche Geschichte der Benediktinerreichsabtei E l chingen a. Donau"
(München 1817. 8.; auch abgedruckt iu der Zeitschrift für
Bauern und die angrenzenden Länder 1817. II. Jahrgang,
1. Bd., S. 129—160 und 257—367), sowie seine Geschichte
des Nonnenklosters Habsthal in Hohenzollern-Sigmaringen
in Memmingers württemb. Jahrbüchern, Jahrgang 1825,
2. Heft, S. 419—432 hervorgehoben haben möchten — eine
Fülle von handschriftlichen, meist im Archiv des Augsburger
historischen Vereins aufbewahrten Sammlungen, Kollektaneen re.
ans Staats-, Kloster- und Privatarchiven Südschwabens, der
Nordschweiz, des gesamten ehemaligen Vorderösterreichs, baye-
rischen Oberdonaukreises rc. hiuterlasseu, welche, wenn sie auch
infolge der inzwischen mächtig vorangeschritteneu historischen
Forschung in manchem überholt sein mögen, immer noch eine
wahre Fundgrube für die schwäbische Lokalgeschichte, insbe-
sondere zur Geschichte des Hauses Habsburg in Schwaben,
der Markgrafschaft Bnrgau, der Landschaft Nelleuburg, des
Breisgaus, Vorarlbergs und der gesamten österreichischen Vor-
lande bilden. Vielleicht erweisen wir nun den Lesern d. Bl.
einen Dienst, wenn wir über das, was auf das Gebiet,
mit dem diese Blätter sich vorzugsweise befassen, Bezug hat,
hier eine Uebersicht nach dem in „Jos. v. Hormayrs Taschen-
buch für vaterländische Geschichte" (29. Jahrg. der gesamten
und 11. der neuen Folge, 1840, Leipzig, G. Reimer Seite
241—82) gegebenen Verzeichnisse geben:
I. Foliobaud:
Nr. 1 banales rVeitenNnsLnl mit Unterabteilungen nach
den Bänden und ihren Registern, woraus diese geschichtlichen Daten
exzerpiert wurden, vom Jahre 988—1800.
Nr. 2 G eu e alogis ch e T ab e l le n m it g e s ch i ch tl i ch e u D a t e u:
a) der Grafen v. Kirchberg in Schwaben;
b) der Markgrafen und Grafen v. Ronsperg;
c) der Markgrafen, Grafen und Ritter v. Burg au;
ch der Grafen und Edeln v. Berg und Schelklingen;
I) der Grafen v. A lp eck,
§, der Grafen v. Mar stellen und Niffen, auch W eisse n-
h oru;
b) der Marschälle v. Biberbach uud Rech b erg;
tz der v. Knöriugen;
ü) der v. Scheppach; 1) der v. Roth.
Nr. 7. §) Urkundeu-Rubra vou dem PrämonsUatenserstift
U r s b e r g.
Nr. 8. Urkuudeuextrakte aus den Burgauschen und öster-
reichischen Archiven.
III. Folio band.
7) v. Steinherr /nicht vollendeter) Entwurf über die älteste Ge-
schichte der Markgrafschaft Burgan bis zum Jahr 1305 (meist
irrig; zu vergleichen urkundlich in Raisers Guntia).
0 S. die biographische Skizze über Raiser von P. Beck in der
„Allgemeinen deutschen Biographie" XXVII. Bd.; und Franz Baaders
Nekrolog im 19. Jahresbericht des „hist. Vereins im Reg.-Bez. von
Schwaben uud Neuburg" für das Jahr 1853 «Augsburg 1853, Druck
der I. P. Himmerschen Buchdruckerei) 24. S.