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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

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Beck, Paul A.: Auswärtige Beziehungen der Reichsstadt Ulm: Gratulation derselben an den Kurfürsten Georg von Hannover bei dessen Erhebung auf den großbritannischen Königshron i. J. 1714 und dessen Antwort
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Litterarische Anfragen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0102

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folgenden Tage vormittags 10 Uhr nnter vielen Feierlichkeiten in der
(inzwischen längst eingegangenen) Dreikönigskirche begraben ließ.
Von jetzt an feierte Friedrich regelmäßig das Jahresfest
des Hosenbandordens; er nannte sich ausdrücklich: „Ritter der
beiden kgl. Orden Frankreichs und Englands." So »etwas
konnte sich natürlich eine Reichsstadt nicht leisten. Erst andert-
halb Jahrhundert später brachte der langjährige spanische
Erbfolgekrieg wieder einige Berührung der Reichsstadt Ulm
mit England. Gegen das Ende der bayrisch-französischen
Occnpation Ulms (von 1702—1704) hatten die Kaiserlichen
unter dem Markgrafen Ludwig von Baden sich immer mehr
um Ulm znsammengezogen, angefangen, alle Zufuhr der Stadt
abznschneiden nnd hatten ein Lager bei Harthausen und Ermingen
bezogen. Alsbald waren auch die Engländer und Holländer
unter Marlborough bei Lnitzhansen herangerückt; manche Ulmer
begaben sich in das Lager hinaus und einige traten sogar als
Volontäre ein; wie es da in Land und Feld znging, läßt
eine Notiz in der Einsinger Pfarrchronik aus jeuer Zeit er-
kennen, wo es u. a. heißt: . . . „Weil von den Engländern
und andern Soldaten alles im Feld und in den Städeln an
Früchten verderbt und hinweggetragen worden, haben die
Unterthanen die Herrschaft inständig um Nachlaß gebeten. . .
Marlborough und der Markgraf zogen aber alsbald aus der
Ulmer Gegend wieder ab und schlugen zusammen mit dem Prinz
Engen am 13. August 1704 die denkwürdige Schlacht von
Höchstädt gegen die vereinigten Bayern und Franzosen, worauf
sich beinahe die ganze Retirade über Ulm ergoß. Die Kaiser-
lichen nnd Engländer kehrten ebenfalls wieder; letztere lagerten
am Abend des 19. August bei Elchingen; am 21. rückten sie
gegen die Söflinger „Weinberge" und den Kuhberg vor. Marl-
borongh nahm im Kloster in Söflingen Quartier; Prinz
Eugen hatte sein Hauptquartier zu Lehr. Bald brachen aber beide
Heerführer wieder von Ulm nach Landau auf und übertrugen die
Belagerung der Stadt dem österreichischen General Thüngen,
welche dann am 10. September kapitulierte. Die Ulmer waren
nun wieder frei und ihrer übertriebenen Besorgnisse, sie möchten
durch die Bayern und Franzosen zum Katholizismus gezwungen
werden, ledig. Verschiedene Jahre später, am 8. Juni 1713,
passierte Marlborough auf feinem Wege nach Mindelheim noch-
mals Ulm und logierte dort im „Rad". Bald darauf gelangte
der bisherige (vom Jahre 1698 an) Kurfürst Georg Ludwig
von Hannover, der Ulm schon bis dahin „in denen bisherigen
so schweren Angelegenheiten" wohlwollend nahe gestanden, als
Sohn Sophias, einer Enkelin Jakobs I., laut Staatsvertrag
vom Jahre 1708 auf den großbritannischen Thron, auf welchem
er nach und nach eine so nachdrückliche Politik entwickelte.
Die Stadt Ulm ließ sich dies nicht entgehen und erließ das
nachfolgende fnbmisseste Gratulationsschreiben an die neue groß-
britannische Majestät, in welchem u. a. auch dem „Beschützer des
Glaubens" gegenüber von der „Anfrechterhaltnng der wahren
evangelischen Religion" die Rede ist, und empfahl ihr „anver-
trautes (durch die laugen Kriegsläufe) höchst verarmtes Stadt-
Wesen" deren Huld und Gnaden aufs neue angelegentlichst.
Wie das gleichfalls beifolgende Aktenstück II darthut, wurde
die Gratulation gnädigst ausgenommen und beantwortet:
I. Oratulntions-Schreiben der Reichsstadt Ulm an Se. König-
liche Majestät, Herrn OeorZium I. von Groß-Britannien,
wegen Dero Erhebung auf den Groß-Britannischen Thron,
6e 1714.
Allerdurchlauchtigster re.
Die allerunterthänigst- und getreueste Devotion, welche zu Ew.

Königlichen Majestät und Dero allerhöchstem Königl. und .
Hause wir jederzeit allergchorsamst und geflisseud getragen haben,
noch weiters mit aller immermöglichsten Application beharrlich zu trag)
uns verbunden erkennen, erinnert uns billig bey der, durch sonderbau
gnädige Direction des Allerhöchsten, Ew. Königl. Majestät zugefalle"^
mächtigsten Cron von Groß-Britannien dem allgemeinen Glück-wünschc"'
den Zurufs mit unserer Herbinniglichen Lon§ratulat!on beyznstirnm)
Gleichwie nun solche höchst-beglückte Erhöhung Ew. Königl. Majestät »>,
diesem höchsten Königlichen Thron bey uns eine so größere innigliche Fre") j
erwecket, weil Zeit Dero Zloriosesten Regierung von geraumen Jab) i
her, Dieselbe uns, und das uns anvertrante Stadt-Wesen in de'))
bisherigen, so schweren Angelegenheiten, mit denen von uns mit d)
allerbeststen Dancknehmigkeit vcucrirenden allerhöchsten und solchen
den-Bezengungen, und allermildesten krotection, bis auf diese Stil»"
zu beseligen, allergnädigst geruhen wollen, die wir mit Worten)
exprimiren nimmermehr vermögen. Also wünschen wir, aus allerunl)'
thänigst llevotestcm Gemnthe, daß der König aller Könige alle ch.
Königlichen Majestät dißfalls geschehene und noch weiter erfolgende Gl>)
Wnnschnngen und ^cclamatioiieZ samt und sonders mildiglich erfüll)
und in Gnaden verleihen wolle, daß von Ew. Königl. Majestät "st
und Dero Allerdurchlanchtigsten kollerität, dieses Großmächtigste Brit)
nische Königreich nebst Dero hochlöblichen Chnrfürstenthum und Land)
in Friede und Ruhe höchst-beglückt, und langwicrigst, bis an das
der Tage beherrschet, erst allerhöchst-gedachte Dieselbe, nebst Dero )
samten Königl. und Churfürstl. Hanse auch bey höchst-vergnügt)
Königl. und Churfürstl. Flor nnd 8plsnckor ungekräncket erhalten,
ferner mit aller selbst cketickeiürter höchsten Glückseligkeit becrönet, stst,
wider alle Dero Feinde nnd Widerwärtige mächtigst beschützt, darncb)
auch der von Ew. Königl. Majestät vor die Ehre GOttes, die Anfrstst
Haltung der wahren Evangelischen Religion, die Conservation, der Re'">)
Freyheit nnd Preißwürdigste Besorgung des allgemeinen Bestens, "
wendende patriotische Eifer und Sorgfalt weiters von oben herab mild'?,
lich dcucciiciret werden möge. Insonderheit aber nehmen wir
unterthänigste Erlaubnis; von Ew. Königl. Majestät die ohnerinüdst
Continnation Dero bis clato, zu unserer relpectuosesten Dancknehmig)
nnd Lonlolation, bezeugte -Königl. Halden nnd Gnaden gegen uns "st
dem uns anvertranten höchst verarmten Stadt-Wesen weiters allergst",,,
samst ansznbitten, gleichwie es an unserer In Vmi Kesten Devotion
Dero Königliches und Chnrfürstliches Haus hinwiederum zu keiner R
ermangeln wird, als die wir in der allertieffsten Devotion ohnansgb" -
verharren
Euer Königl. Majestät, re.
Datum Ulm, den z. Oct. Xnno 1714. ,
II. Antwort-Schreiben Sr. Königlich. Majestät, Hrn. OeorA)
von Groß-Britannien, auf das vorherstehende 6ruku1utio^
Schreiben der Stadt Ulm, Oe ^.ruro 1714. 4
Von Gottes Gnaden Georg Ludwig, König von Groß-Britannien, Fr"st-
reich nnd Jrrland, Beschützer des Glaubens, Hertzog zu Braunsch'"
und Lüneburg, des Heiligen Römischen ReichsErtz-Schatz-MeiM
und Chnrfnrst.
Unfern Gunst-geneigt und gnädigsten Willen zuvor. ^ j
Ehrcnveste, Wohlweise, Fürsichtige und Hochgelahrte, liebe Besolde;
Daß ihr Uns, unterm verwichenen 9ten Monats 8eptemdnst;
Erlangung der Königlich Groß-Britannischen Cron Glück wünst^
wollen, solches gereichet Uns zu sonderbarem Gefallen, und werden
ferner die Gelegenheit gern ergreiffen, das Wohlwesen nnd ch"").
Beste eurer Stadt befördern zu helffen, nnd zu erweisen, daß W'" ,
mit geneigt und gnädigstem Willen wohl beygethan verbleiben. Lo"
den 2z. Öct. H,nuo 1714- Georg Ludwig,
Hatto''"'
In5criptio.
Denen Ehrenvesteu, Wohlweisen, Fürsichtigen nnd Hochgel""^
Unfern lieben Besonder», Bürgermeister und Rath der Kaiserlichen R''
Freyeil Stadt Ulm.
LMerarrfche Anfragen. ,
1. Wo und wann ist der in der 1. Hälfte dieses Jahrhundert)
Wien verstorbene geistliche Rat Greif geboren? — Der st Genre'),
Joh. B. Pflug aus Biberach malte für Greif auf dessen Wunsch' :
Scene zu erhalten, die ihn lebhaft an die Heimat erinnern würde-
hübsches Bild: „die Kirchweihscene in Oggelshansen am Fede'J
Nr. 14 des Pflugschen im Besitze des Hrn. Grafen v. Reuttne'),
Achstetten befindlichen Skizzenbuches; auf welchem man mitten
Ort den Federsee und im Hintergrund den „Bussen" erschaut- .
Oggelshansen konnte auf Anfrage über diesen Greif keine Auskuul '
geben werden. U-

Stuttgart, Buchdrnckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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