j Erscheint monatlich zwei- j
j mal als regelmäßige Bei- j
j läge zum Pastoralblatt für j
j die Diözese Rottenburg uud j
j m i t d i esem z u g lei ch zu j
; beziehen; halbjährlich in j
j Württemberg M. 3.15., iul j
j Bestellbezirk Stuttgart M. j
j 3. —im Reiche M. 3. 30., j
j in Oesterreichs fl. 1. 53 kr. j
j ö. W., in der Schweiz Frcs. k
: 4.80 Cts. :
Löpsan-Urchiv
von Schwaben
— zugleich Organ für deutsche Airchengeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher UNltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt sür die Diözese Rottenburg.
> Durch allcBuchhand- j
> lun gen, sowie gegen Ein- j
t sendung d. Betrags direkt j
l v.d.Exp edi tion d.Deut- j
t scheu Volks blatts inj
j Stuttgart, Urbnnsstr. 94, 1
; kann das Diözesan- i
j Archiv allein zum Preise j
j von M. 1. 60. Halbjahr- i
j lich, das Pastoralblatt ;
t allein zum Preise v»n M. t
j 1. 60. halbjährlich bezogen :
j werden. ^
Mit eillem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten heransgegeben
von Dp. Engrlürvt Hofrle, Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an Or. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendorf b. Biberach, gerichtet werden.
Nr. 2. Stuttgart, den 15. Januar 1889. 6. Jahrgang.
Inhalt: Bilder aus der Geschichte Mergentheims. Von Prof. Sambeth in Ailingen. (Fortsetzung.) 18. Die Aufhebung des Klosters. —
Raisers schwäbische Kollektaneen. Von Amtsrichter a. D. P. Beck. — Zustand der Stiftungen der Stadt Biberach zu Anfang dieses
Jahrhunderts. Nach den Aufzeichnungen des ehcm. Bürgermeisters Or. Stecher (1796—1822) von Renz in Regensburg. (Schluß.)
— Beilage: Augsburger „Reformatoren". Historisch-kritischer Beitrag zur Geschichte der „Reformation" von Dr. Patrizius Wittmann,
Ritter des päpstlichen St. Gregorius-Ordens. (Fortsetzung.)
Bilder aus drr Geschichte Mergentheims.
Bon Pfarrer Prof. Sambeth in Ailingen.
(Fortsetzung.)
1641 —1644 war auch den Kapuzinern das Opfer der
Kapelle überlassen worden, wogegen sie den Aufwand für den
Gottesdienst bestreiten mußten. Mit der Aufstellung eines
eigenen Pflegers für die Kapelle wurde es anders: 1644 bis
1671 wurde Oel, Wachs und Wein aus dem Opfer bestritten;
von da an die Anschaffung den Kapuzinern überlassen, wo-
gegen sie jährlich von der Pflege 4 Eimer und 11 Maß (es
find sog. Taubereimer) Wein in Geld bezahlt erhielten. Die
Hostien lieferten sie bis 1704 unentgeltlich, dann bis 1740
um 1 fl., von da bis 1809 um 4 fl. 1809—1826 wurden
Wein und Hostien vom K. Kameralamte bestritten.
In alten Zeiten waren diese Ausgaben nicht gering, so
wurden z. B. im Jahre 1705 allein in der Mariahilf 2288
hl. Messen gelesen, aber die Opfer fielen bei dem frommen
Sinn der Wallfahrer auch immer reichlicher. Als aber die
Opfer nachließen und alle Bedürfnisse im Preise stiegen, da
konnte die Kapellenpflege selbst die notwendigsten Bedürfnisse
nicht mehr bestreiten. Sie erhielt 1777 von der Wolfgangs-
pflege einen unverzinslichen Vorschuß von 300 fl., aber konnte
dessen ungeachtet schon im nächsten Jahre ihren Verpflichtungen
nicht Nachkommen. Die Folge war eine teilweise Säkularisa-
tion, d. h. man verkaufte „das entbehrliche Silber", legte den
Erlös als Kapital an und sparte soviel möglich.
Doch es nahte mit dem Beginn unseres Jahrhunderts
eine trübere Zeit. 1808 blieben znm erstenmale die Wall-
fahrten ans der Ferne aus, denn Baden und Bayern hatten sie
untersagt. In demselben Jahre wollte man die Mariahilf-
pflege, die bisher als zur Hofkirche gehörig betrachtet wurde,
mit dem Kapuzinerkloster vereinigen. Doch der Geistliche Rat
und Seminariums-Direktor Höpfner und der Dentschordens-
priester Engelhard, die wohl den über die Klöster herein-
brechenden Sturm ahnten, widersetzten sich aufs äußerste; die
Vereinigung kam zwar nicht zu stand, aber einen Nutzen hatte
davon weder das Kloster noch die Kapelle.
Doch, bevor wir das traurige Ende dieser herrlichen
Stiftung, die so vielen Segen verbreitete, erfahren, wollen wir
das Auge noch auf einigen wenigen Lichtpunkten ruhen lassen.
1703 wurde eine bedeutende Reparatur in der Kapelle
vorgenommen, so daß die Kirche vom März bis August ge-
schloffen und das Gnadenbild in die Kapnzinerkirche gebracht
war. Es kam ein neuer Altar in die Kapelle, die Sakristei
wurde vergrößert und der Mnsikchor über derselben mit einem
Aufwand von 2011 fl. 26 kr. hergestellt.
Im Jahre 1788 ließ ein Herr von Reisach, Deutsch-
ordensritter, den schwarzmarmorierten Altar von Gips abbrechen
und den neuen von Holz, der jetzt noch steht, errichten.
Ebenso baute ein anderer Deutschordensritter, ein Freiherr
von Knöringen, dessen Wappen noch in Stein ausgehanen zu
sehen ist, 1705 den Brunnen im Hofe des Kapnzinerklosters,
um die einheimischen und auswärtigen Wallfahrer mit dem
besten Wasser zu erquicken. Die Rechnung der Steinhauers
für die Muschel und die ganze Arbeit betrug 80 fl.
Die letzte große Freude erlebten die guten Väter 1780 bei
Ankunft ihres Generals, des ?. Eckhard. In Bartenstein wurde
derselbe im Namen der hohen Regierung von dem Geheimen
Rat Weiß hierher eingeladen. Er kam am 8. Mai. An der
hohenloheschen Grenze, unweit Herbsthansen, wurde er von dein
Dragonerlieutenant Steinbrenner im Namen der Regierung
bewillkommt und ihm und seiner Begleitung, den armen Kapu-
zinern, eine sechsspännige und eine vierspännige Chaise nebst
zwei Gardereitern zur Verfügung gestellt. Der General dankte
und ging zu Fuß. An der Grenze der Mergentheimer Mar-
kung empfing ihn Graf Fugger, Hauskommentnr in Mer-
gentheim, und bot ihm einen prächtigen, mit sechs Pferden
bespannten Galawagen an. Aber der demütige, arme Ordens-
mann dankte wieder für die große Ehre. Seine Ordensbrüder
waren ihm unter dem Geläute der Glocken der Kapnziner-
nnd Mariahilf-Kirche mit dem Kreuz entgegengezogen, em-
pfingen ihn bei St. Michael und geleiteten ihn in ihre Kirche,
wo das Oe Oeuiri gesungen wurde. Bei seiner Ankunft
wurde er von seiten der Regierung mit 18 Kanonenschüßen
beehrt und er und seine vier Sekretäre von Italien, Spanien,
Frankreich und Deutschland auf das gastlichste bewirtet von
deni dentschherrßchen Statthalter, Freiherrn von Epting.
Als er am'l2. Mai nach Ochsenfnrt abreiste, wurden wieder
ihm zu Ehren zwölf Kanonenschüße gelöst. Diesesmal
konnte er nicht umhin, mit seinem Gefolge sich der vier- und
j mal als regelmäßige Bei- j
j läge zum Pastoralblatt für j
j die Diözese Rottenburg uud j
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j Bestellbezirk Stuttgart M. j
j 3. —im Reiche M. 3. 30., j
j in Oesterreichs fl. 1. 53 kr. j
j ö. W., in der Schweiz Frcs. k
: 4.80 Cts. :
Löpsan-Urchiv
von Schwaben
— zugleich Organ für deutsche Airchengeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher UNltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt sür die Diözese Rottenburg.
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; kann das Diözesan- i
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j lich, das Pastoralblatt ;
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Mit eillem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten heransgegeben
von Dp. Engrlürvt Hofrle, Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an Or. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendorf b. Biberach, gerichtet werden.
Nr. 2. Stuttgart, den 15. Januar 1889. 6. Jahrgang.
Inhalt: Bilder aus der Geschichte Mergentheims. Von Prof. Sambeth in Ailingen. (Fortsetzung.) 18. Die Aufhebung des Klosters. —
Raisers schwäbische Kollektaneen. Von Amtsrichter a. D. P. Beck. — Zustand der Stiftungen der Stadt Biberach zu Anfang dieses
Jahrhunderts. Nach den Aufzeichnungen des ehcm. Bürgermeisters Or. Stecher (1796—1822) von Renz in Regensburg. (Schluß.)
— Beilage: Augsburger „Reformatoren". Historisch-kritischer Beitrag zur Geschichte der „Reformation" von Dr. Patrizius Wittmann,
Ritter des päpstlichen St. Gregorius-Ordens. (Fortsetzung.)
Bilder aus drr Geschichte Mergentheims.
Bon Pfarrer Prof. Sambeth in Ailingen.
(Fortsetzung.)
1641 —1644 war auch den Kapuzinern das Opfer der
Kapelle überlassen worden, wogegen sie den Aufwand für den
Gottesdienst bestreiten mußten. Mit der Aufstellung eines
eigenen Pflegers für die Kapelle wurde es anders: 1644 bis
1671 wurde Oel, Wachs und Wein aus dem Opfer bestritten;
von da an die Anschaffung den Kapuzinern überlassen, wo-
gegen sie jährlich von der Pflege 4 Eimer und 11 Maß (es
find sog. Taubereimer) Wein in Geld bezahlt erhielten. Die
Hostien lieferten sie bis 1704 unentgeltlich, dann bis 1740
um 1 fl., von da bis 1809 um 4 fl. 1809—1826 wurden
Wein und Hostien vom K. Kameralamte bestritten.
In alten Zeiten waren diese Ausgaben nicht gering, so
wurden z. B. im Jahre 1705 allein in der Mariahilf 2288
hl. Messen gelesen, aber die Opfer fielen bei dem frommen
Sinn der Wallfahrer auch immer reichlicher. Als aber die
Opfer nachließen und alle Bedürfnisse im Preise stiegen, da
konnte die Kapellenpflege selbst die notwendigsten Bedürfnisse
nicht mehr bestreiten. Sie erhielt 1777 von der Wolfgangs-
pflege einen unverzinslichen Vorschuß von 300 fl., aber konnte
dessen ungeachtet schon im nächsten Jahre ihren Verpflichtungen
nicht Nachkommen. Die Folge war eine teilweise Säkularisa-
tion, d. h. man verkaufte „das entbehrliche Silber", legte den
Erlös als Kapital an und sparte soviel möglich.
Doch es nahte mit dem Beginn unseres Jahrhunderts
eine trübere Zeit. 1808 blieben znm erstenmale die Wall-
fahrten ans der Ferne aus, denn Baden und Bayern hatten sie
untersagt. In demselben Jahre wollte man die Mariahilf-
pflege, die bisher als zur Hofkirche gehörig betrachtet wurde,
mit dem Kapuzinerkloster vereinigen. Doch der Geistliche Rat
und Seminariums-Direktor Höpfner und der Dentschordens-
priester Engelhard, die wohl den über die Klöster herein-
brechenden Sturm ahnten, widersetzten sich aufs äußerste; die
Vereinigung kam zwar nicht zu stand, aber einen Nutzen hatte
davon weder das Kloster noch die Kapelle.
Doch, bevor wir das traurige Ende dieser herrlichen
Stiftung, die so vielen Segen verbreitete, erfahren, wollen wir
das Auge noch auf einigen wenigen Lichtpunkten ruhen lassen.
1703 wurde eine bedeutende Reparatur in der Kapelle
vorgenommen, so daß die Kirche vom März bis August ge-
schloffen und das Gnadenbild in die Kapnzinerkirche gebracht
war. Es kam ein neuer Altar in die Kapelle, die Sakristei
wurde vergrößert und der Mnsikchor über derselben mit einem
Aufwand von 2011 fl. 26 kr. hergestellt.
Im Jahre 1788 ließ ein Herr von Reisach, Deutsch-
ordensritter, den schwarzmarmorierten Altar von Gips abbrechen
und den neuen von Holz, der jetzt noch steht, errichten.
Ebenso baute ein anderer Deutschordensritter, ein Freiherr
von Knöringen, dessen Wappen noch in Stein ausgehanen zu
sehen ist, 1705 den Brunnen im Hofe des Kapnzinerklosters,
um die einheimischen und auswärtigen Wallfahrer mit dem
besten Wasser zu erquicken. Die Rechnung der Steinhauers
für die Muschel und die ganze Arbeit betrug 80 fl.
Die letzte große Freude erlebten die guten Väter 1780 bei
Ankunft ihres Generals, des ?. Eckhard. In Bartenstein wurde
derselbe im Namen der hohen Regierung von dem Geheimen
Rat Weiß hierher eingeladen. Er kam am 8. Mai. An der
hohenloheschen Grenze, unweit Herbsthansen, wurde er von dein
Dragonerlieutenant Steinbrenner im Namen der Regierung
bewillkommt und ihm und seiner Begleitung, den armen Kapu-
zinern, eine sechsspännige und eine vierspännige Chaise nebst
zwei Gardereitern zur Verfügung gestellt. Der General dankte
und ging zu Fuß. An der Grenze der Mergentheimer Mar-
kung empfing ihn Graf Fugger, Hauskommentnr in Mer-
gentheim, und bot ihm einen prächtigen, mit sechs Pferden
bespannten Galawagen an. Aber der demütige, arme Ordens-
mann dankte wieder für die große Ehre. Seine Ordensbrüder
waren ihm unter dem Geläute der Glocken der Kapnziner-
nnd Mariahilf-Kirche mit dem Kreuz entgegengezogen, em-
pfingen ihn bei St. Michael und geleiteten ihn in ihre Kirche,
wo das Oe Oeuiri gesungen wurde. Bei seiner Ankunft
wurde er von seiten der Regierung mit 18 Kanonenschüßen
beehrt und er und seine vier Sekretäre von Italien, Spanien,
Frankreich und Deutschland auf das gastlichste bewirtet von
deni dentschherrßchen Statthalter, Freiherrn von Epting.
Als er am'l2. Mai nach Ochsenfnrt abreiste, wurden wieder
ihm zu Ehren zwölf Kanonenschüße gelöst. Diesesmal
konnte er nicht umhin, mit seinem Gefolge sich der vier- und