s Erscheint monatlich zwei- '
mal als regelmäßige Bei- 1
! läge zum Pastoralblatt für :
. die Diözese Rottenburg und s
Z ist durch die Post nur s
; mit diesem zugleich zu s
! beziehen; halbjährlich in s
. Württemberg M. 3.15., im s
! Bestellbezirk Stuttgart M.
s 3, im Reiche M. 8, 30„ s
i in Oesterreich fl, 1, 53 kr, s
. ö, W., in der Schweiz Frcs, s
! 4, 80 Cts, s
von Schwaben
— zugleich Organ für deutsche Wrch enge schichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher IVeltschau.
^ Durch alle Buchhand- s
! scndnng d, Betrags di r e k t I
; v d,ExPeditio n d,Deut- j
s schen Volksblatts in l
s Stuttgart, Nrbansstr. 94, l
! kann das Diözesan- i
j Archiv allein znm Preise s
j von M, 1, 60, halbjähr- k
! lich, das Pastoralblatt t
L allein znm Preise von M, t
: 1, 60- halbjährlich bezogen l
i werden. s
Regelmäßige Beilage znm Pastoralblatt für die Diözese Nottenbnrg.
Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten heransgegeben
von Vv. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an Or. Engelbert Hofele, Pfarrer in llinmendorf b. Biberach, gerichtet werden.
Nr. 21.
Stuttgart, den 1. November 1889.
6. Jahrgang.
Inhalt: Geschichte des Jordanbades. Von Renz in Negensbnrg. (Fortsetzung.) — Die Kirchen, Kapellen, Klöster nnd Klosterhöfe Ulins. Eine
historische Skizze. 1. Die Kirchen und Kapellen Ulins. (Fortsetzung.) — Ein Beitrag zur Geschichte der Wallfahrtskirche Weggenthal.
Von L. b. in. v. — Miszellen.
Geschichte und Litteratur des Jordanbadrs.
Von Renz in Regensburg.
(Fortsetzung.)
Was nun die Litteratur des Jordans anbelangt,
so können wir uns natürlich auf eine Besprechung der zahl-
reichen encyklopädisch-balneologischen Werke, in denen das Jor-
danbad teils flüchtig, teils erschöpfend behandelt ist, wegen
Mangel an Raum nicht einlassen, dieselben sind für unsere
Zwecke auch von nebensächlicher Bedeutung, und wir wollen
daher, um zugleich die Arbeit in mäßigen Grenzen zu halten,
uur die speziell über den Jordan geschriebene Litteratur, mit
anderen Worten, die Monographien ins Auge fassen, einer
kurzen Besprechung unterziehen und teilweise Auszüge davon
anführen.
Wie bereits früherangedeutet, erschien die erste derartige
Arbeit im Frühjahre 1672 von dem Biberacher Arzte vr. Sa-
lem on Braun/Z deren mir vorliegender Titel also lautet:
„Kurtze Entwerfsung oder Beschreibung deß schon vor mehr
als ein hundert Jahren weit berühmten (jetzo aber neu auff-
und zugerichtetens Bades „Der Jordan" genandt, bey deß K.
Röm. Reichs Stadt Biberach." Tübingen 1672, bei Gregorius
Kerner. Der Inhalt dieses Büchleins besteht zuerst aus einem
ganz kurzen, historischen Rückblick aus den Jordan, dann einem
Bericht über Art und Weise seiner Untersuchung der Heil-
quellen und deren Gehalt, einer Beschreibung über Lage, neue
Einrichtungen u. a. Ich kann nicht umhin, ein kurzes Bruch-
stück daraus zu veröffentlichen. 10 8ecpi. heißt es
wörtlich:
„Es liget solches Bad an einem von Natur lustigem
Ort, und wie oben gedacht, nur eine halbe Stunde von der
Stadt und ist sonderlich im Sommer luftig draußen zu wohneu,
wie denn die Bürgersleute wegen deß schönen Spaziergangs
an den Sonn- und Festtägen pflegen hinauß zu gehen und
sich draußen zu ergötzen. So hat es auch eiu seines und
bequemes Wirthshauß und einen feinen Wirth,
wo ein jeder liach Beliebung kan Auffwartung und Versetzung
haben und steht doch zu Badezeiten einem jeden srep ein
eigenes Zimmer, da er ein Stüblein, Kammer und Küche,
wie auch ein eigen Kellerlein um ein schlechtes und billiges
Besitz.
*) Die folgenden so bezeichneten Jordan-Schriften sind
in meinem
Wochengelt haben kann re. re. — Dieses Mineralische Wasser-
bad nun ist eine herrliche Gabe Gottes und Wunder-
werck de ß A l lerh ö ch steu, nicht a l le i n w e g e n s ein es
Ursprungs, indem es tieff aus der Erden hervor-
kommt und denen darinnen enthaltenen mineralischen Krafft
und Tugend mit sich heraußführet, sondern auch wegen
seiner trefflichen und herrlichen Wirkungen re.",
und so geht es in diesem sprachlichen Barockstyl weiter.
Seinem ersten Werke ließ gleich ein Jahr darauf Or.
Braun ein zweites folgen: „Teutscher Jordan oder
Biberacher Bad," Augspurg 1673, 2 Theile. Zu Anfang
desselben kommen zwei ganz hübsche Gedichte auf „das wider-
zugerichtete Jordans-Bad", die aber etwas umfangreich, daun
„Vergleichungen und Gegencinanderhaltungen der großen lind
kleinen Welt," anatomische Erklärungen, astronomische und mi-
neralogische Meditationen, schließlich ein Kapitel (das IX.)
„von dem Ursprung und Beschaffenheit deß rechten Jordans,
als deß vornehmsten Flusses in Palästina oder Jüdischem
Lande". Der zweite Theil besteht aus einer kurzen Geschichte
und Beschreibung Biberachs, einer ebensolchen des Jordans,
der Angabe des Gehalts der Quellen und der Wirkung der
einzelnen Bestandteile und des Ganzen, einer Gebrauchsan-
weisung und schließlich Beispiele von den durch die jordanscheu
Heilquellen erzielten Kuren, von denen zwei erwähnt seien,
nämlich: „Einer unter denen Herren Uatridrm Eappuainm
allhie ist vier Jahre lang, weilen er gantz contraet, nicht mehr
aus dem Kloster kommen, nachdem er aber dieses Bad ge-
brauchet, so weit wieder durch Gottes Hilfe restituieret worden,
daß er am Fronleichnams-Tage der Procession umb die gantze
Stadt beywohneu können" und eines vornehmen „Beampten
und Kays. Notarius zu Biberach vom Zipperlein an Händen
und Füßen."
Als nächste Jordansschrist haben wir von Or. Ludwig
Miller, ebenfalls einem Biberacher Arzte, zu neuneu: „I.
N. I. C. Neueröffneter Jordan re." mit einigen Anno-
tationibus versehen, Ulm 1688, die eigentlich nichts ist, als ein
Wiederkäuen des Braunschen Büchleins, dazu noch naturalistisch-
medizinisch-philosophische, mit Citaten aus allen möglicheil
klassischen und nichtklassischen Römern und Griechen gewürzte
Geistescvolutionen, mitunter auch etwas Theologisches dazu
und das ganze „Tractätlein", wie er es selbst einmal am
Schlüsse seiner Schrift nennt, ist fertig. Aeußerst gelungen
mal als regelmäßige Bei- 1
! läge zum Pastoralblatt für :
. die Diözese Rottenburg und s
Z ist durch die Post nur s
; mit diesem zugleich zu s
! beziehen; halbjährlich in s
. Württemberg M. 3.15., im s
! Bestellbezirk Stuttgart M.
s 3, im Reiche M. 8, 30„ s
i in Oesterreich fl, 1, 53 kr, s
. ö, W., in der Schweiz Frcs, s
! 4, 80 Cts, s
von Schwaben
— zugleich Organ für deutsche Wrch enge schichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher IVeltschau.
^ Durch alle Buchhand- s
! scndnng d, Betrags di r e k t I
; v d,ExPeditio n d,Deut- j
s schen Volksblatts in l
s Stuttgart, Nrbansstr. 94, l
! kann das Diözesan- i
j Archiv allein znm Preise s
j von M, 1, 60, halbjähr- k
! lich, das Pastoralblatt t
L allein znm Preise von M, t
: 1, 60- halbjährlich bezogen l
i werden. s
Regelmäßige Beilage znm Pastoralblatt für die Diözese Nottenbnrg.
Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten heransgegeben
von Vv. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an Or. Engelbert Hofele, Pfarrer in llinmendorf b. Biberach, gerichtet werden.
Nr. 21.
Stuttgart, den 1. November 1889.
6. Jahrgang.
Inhalt: Geschichte des Jordanbades. Von Renz in Negensbnrg. (Fortsetzung.) — Die Kirchen, Kapellen, Klöster nnd Klosterhöfe Ulins. Eine
historische Skizze. 1. Die Kirchen und Kapellen Ulins. (Fortsetzung.) — Ein Beitrag zur Geschichte der Wallfahrtskirche Weggenthal.
Von L. b. in. v. — Miszellen.
Geschichte und Litteratur des Jordanbadrs.
Von Renz in Regensburg.
(Fortsetzung.)
Was nun die Litteratur des Jordans anbelangt,
so können wir uns natürlich auf eine Besprechung der zahl-
reichen encyklopädisch-balneologischen Werke, in denen das Jor-
danbad teils flüchtig, teils erschöpfend behandelt ist, wegen
Mangel an Raum nicht einlassen, dieselben sind für unsere
Zwecke auch von nebensächlicher Bedeutung, und wir wollen
daher, um zugleich die Arbeit in mäßigen Grenzen zu halten,
uur die speziell über den Jordan geschriebene Litteratur, mit
anderen Worten, die Monographien ins Auge fassen, einer
kurzen Besprechung unterziehen und teilweise Auszüge davon
anführen.
Wie bereits früherangedeutet, erschien die erste derartige
Arbeit im Frühjahre 1672 von dem Biberacher Arzte vr. Sa-
lem on Braun/Z deren mir vorliegender Titel also lautet:
„Kurtze Entwerfsung oder Beschreibung deß schon vor mehr
als ein hundert Jahren weit berühmten (jetzo aber neu auff-
und zugerichtetens Bades „Der Jordan" genandt, bey deß K.
Röm. Reichs Stadt Biberach." Tübingen 1672, bei Gregorius
Kerner. Der Inhalt dieses Büchleins besteht zuerst aus einem
ganz kurzen, historischen Rückblick aus den Jordan, dann einem
Bericht über Art und Weise seiner Untersuchung der Heil-
quellen und deren Gehalt, einer Beschreibung über Lage, neue
Einrichtungen u. a. Ich kann nicht umhin, ein kurzes Bruch-
stück daraus zu veröffentlichen. 10 8ecpi. heißt es
wörtlich:
„Es liget solches Bad an einem von Natur lustigem
Ort, und wie oben gedacht, nur eine halbe Stunde von der
Stadt und ist sonderlich im Sommer luftig draußen zu wohneu,
wie denn die Bürgersleute wegen deß schönen Spaziergangs
an den Sonn- und Festtägen pflegen hinauß zu gehen und
sich draußen zu ergötzen. So hat es auch eiu seines und
bequemes Wirthshauß und einen feinen Wirth,
wo ein jeder liach Beliebung kan Auffwartung und Versetzung
haben und steht doch zu Badezeiten einem jeden srep ein
eigenes Zimmer, da er ein Stüblein, Kammer und Küche,
wie auch ein eigen Kellerlein um ein schlechtes und billiges
Besitz.
*) Die folgenden so bezeichneten Jordan-Schriften sind
in meinem
Wochengelt haben kann re. re. — Dieses Mineralische Wasser-
bad nun ist eine herrliche Gabe Gottes und Wunder-
werck de ß A l lerh ö ch steu, nicht a l le i n w e g e n s ein es
Ursprungs, indem es tieff aus der Erden hervor-
kommt und denen darinnen enthaltenen mineralischen Krafft
und Tugend mit sich heraußführet, sondern auch wegen
seiner trefflichen und herrlichen Wirkungen re.",
und so geht es in diesem sprachlichen Barockstyl weiter.
Seinem ersten Werke ließ gleich ein Jahr darauf Or.
Braun ein zweites folgen: „Teutscher Jordan oder
Biberacher Bad," Augspurg 1673, 2 Theile. Zu Anfang
desselben kommen zwei ganz hübsche Gedichte auf „das wider-
zugerichtete Jordans-Bad", die aber etwas umfangreich, daun
„Vergleichungen und Gegencinanderhaltungen der großen lind
kleinen Welt," anatomische Erklärungen, astronomische und mi-
neralogische Meditationen, schließlich ein Kapitel (das IX.)
„von dem Ursprung und Beschaffenheit deß rechten Jordans,
als deß vornehmsten Flusses in Palästina oder Jüdischem
Lande". Der zweite Theil besteht aus einer kurzen Geschichte
und Beschreibung Biberachs, einer ebensolchen des Jordans,
der Angabe des Gehalts der Quellen und der Wirkung der
einzelnen Bestandteile und des Ganzen, einer Gebrauchsan-
weisung und schließlich Beispiele von den durch die jordanscheu
Heilquellen erzielten Kuren, von denen zwei erwähnt seien,
nämlich: „Einer unter denen Herren Uatridrm Eappuainm
allhie ist vier Jahre lang, weilen er gantz contraet, nicht mehr
aus dem Kloster kommen, nachdem er aber dieses Bad ge-
brauchet, so weit wieder durch Gottes Hilfe restituieret worden,
daß er am Fronleichnams-Tage der Procession umb die gantze
Stadt beywohneu können" und eines vornehmen „Beampten
und Kays. Notarius zu Biberach vom Zipperlein an Händen
und Füßen."
Als nächste Jordansschrist haben wir von Or. Ludwig
Miller, ebenfalls einem Biberacher Arzte, zu neuneu: „I.
N. I. C. Neueröffneter Jordan re." mit einigen Anno-
tationibus versehen, Ulm 1688, die eigentlich nichts ist, als ein
Wiederkäuen des Braunschen Büchleins, dazu noch naturalistisch-
medizinisch-philosophische, mit Citaten aus allen möglicheil
klassischen und nichtklassischen Römern und Griechen gewürzte
Geistescvolutionen, mitunter auch etwas Theologisches dazu
und das ganze „Tractätlein", wie er es selbst einmal am
Schlüsse seiner Schrift nennt, ist fertig. Aeußerst gelungen