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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

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Beck, Paul A.: Redensarten und Ausdrücke aus dem mittleren Oberschwaben, [1]
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0018

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Es ist drohtet, wie bohlet (es ist gleichviel, wosür man
sich entscheidet).
Hast so viel Unsürm (üble Gewohnheiten); sie kräzen
(krazen einander).
Wer viel hat, will noch mehr.
Schmieren und salben, Hilst allenthalben; hilst'ö nicht bei
die (den) Herren, hilst's doch bei die (den) Karren.
Es haben, wie d' Spengler: tags hindurch streiten, nachts
znsammenliegen.
Zwei Narren können nicht karren.
Sie gehört (oder kommt) ins Kibizenried. (Von alten
Jungfern gesagt.)
Schande bringt keine Ehre?
Mitgelaufen, mitgehenkt.
Er ist überall, wie's böse Geld.
Brüder gehen miteinander bis an Bach, werfen aber ein-
ander nicht hinein.
Wissen, wo Katz im Heu sitzt.
Machst eine Zenne, als wärest mit der ganzen Welt
erzürnt.
Die Hoffnung ist in Brunnen gefallen.
Bist dem Schinder über Grniben 'gangen? (Zn einem,
der im Gesicht einen Ansschlag hat.)
Fährst herum, wie Rochus mit der San.
Es haben, wie d' Kröte nnter'm Stein.
Du bist gescheidter, als Salomons Katz' und die ist
hinterefür (mit der Hinterseite voran) den Baum hinanfge-
krebselt, daß inan ihr 's F— nicht sieht.
Mach mir keine Mucken! (— mich nicht böse).
Der spinnt im höchsten Grade — Hochmntsnarr.
Er thnt als gehe ihm der Boden aus (ist gar zu häus-
lich, sparsam; hat immer Sorge und Angst, er möchte nicht
auskommen).
Der Sparer muß einen Zehrer haben.
Kehr' vor deiner Thür; der Besen wird gestnmpet genug.
Spiellent' und Lumpen wachsen auf ei'in Stumpen.
Mit den Toten kann man nicht mehr Hausen — Hansen,
sparen, zusammen Haushalten.
Besser bettlerisch gefahren, als herrisch gelaufen!
Bettest gut, leist (— liegst) gut! (Betten — das Bett
mache».)
Bist so g'rätig, wie eine Holzkatze.
Junge Hure -— alte Bettnokel.
Bist ein Bätterlebohrer — bist langsam in der Arbeit.
Der kann sich in alle Sättel schicken.
Wie die Hauserin vons Herren Eigentum sagt: das
erste Jahr: 's Herren Sach'; das zweite Jahr: unser Sach';
das dritte Jahr: mein Sach.
Wenn man vom Narren schwätzt, kömmt er.
Er ist spinnenseind.
Ans die Letzte hinkt's.
Wo die Macht abgeht, muß der Zorn zu Hanse bleiben.
Will alle Berge eben machen.
Er sucht Feuer, wo nicht ein Funke ist.
Ein Löwe ist keines Hasen Kind.
Bei Nacht sind alle Kühe schwarz.
Bist ein rechter Pfafsensack, und der hat keinen Boden.
Auf die Letzte geht's ans einen andern Ton ans.
Narren muß man mit dem Kolben lausen.
Der hat dem Dreck eine Ohrfeige gegeben (unrichtig
geurteilt, sich ungeschickt benommen).
Der geht nicht tiefer, als er sieht.

Sie ist nach Rom (wird von Weibern gesagt, wenn sie
ins Wochenbett kommen, besonders vor Kindern).
Bist so schmal, wie ein Beichtzettel.
Sind zwei Küchen, muß die eine Not leiden.
Du siehst ans, wie d' Hep vor Tag.
Der geschwinde Kreuzer ist besser, als der langsame
Groschen.
Dem kälbern Dreschflegel im Stall (— der hat ein Sau-
glück).
Alle «Lchnlden bezahlen sich selbst, nur d'Geldschnlden nicht.
Das heißt anders als: „Bauer! komm' raus" (heraus).
Er hat eine große Hand beim König.
(Fortsetzung folgt.)

Miszellen.
Der Komponist Sigismund Ritter von Neu ko mm in
Weingarten — eineErinnerung zugleich anBischofKeller
von Rottenburg. Neukomm, geb. 1778 in Salzburg, st 1858
zu Paris, ein Schüler der beiden Haydn, welcher überhaupt eiu bewegtes
Lebeu hinter sich hatte, — u. a. war er von 1804—12 Kapellmeister
der deutschen Oper in Petersburg, ging dann nach Paris und 1816 als
Lehrer des Kronprinzen Don Pedro gar nach Brasilien und ließ sich
von 1830 ab teils in London, teils in Paris nieder, — war u. a.
auch mit dem Rotteuburgcr Bischof Johann v. Keller befreundet,
welch' letzterer ja einen großen Bekanntenkreis hatte. Bon Paris aus
besuchte er einmal im Jahre 1837 seinen Freund Keller und begleitete
denselben eine Zeit lang auf eine (bereits vorher angesetzte) Firmungs-
reise. Auf derselben kam der Vielgewandcrte auch nach Weingarten,
spielte die vielbewunderte Orgel, welche von jeher viele Fremde herbei-
zieht, und besuchte hernach Einsiedelu. Bon Weingarten schreibt er in
seiner 1860 nach seinem Tode erschienen Selbstbiographie: «... keocksoi
raon sejour clier Icks§r. Ueller je l'sccoinpLAnsi clsns ans cls ses
loarnees episcopsles, ei je vis svec peius 1s cksstruction cles sucisus
eouvsrNs et cles anciennes sdbs^es, gal etsieut sutrslois sutsnl cle
pepinUres paar lg. inusigas clle§1ise, et gal n'ont ete saus cs rspporl
nulleinsnt remplsges psr nos conservatoires rnoclernes si vsntss. ^.a
couvsnt cle zVein§g.rten je jousi 1'c>r§as, gal svsit jsäis ans
reputstion immense. II s 74 jeax clont un cle Z2 piscks sn besu
metal. Narmi les 6666 ta^nax gal existsieut, il n'^ en s plus gae
gaelgaes ans <gui puisssnt ssrvir; et ce cbek-cl'oeavrs sirisi gae befliss
et 1e mgAuMgue bätiment, gal ets.it an coavent, msrclient s §rsncls
PLS vers Isar clsstruction.- In Einsiedelu, das Neukomm nach Wein-
garten ebenfalls besucht, und woselbst er hauptsächlich mit dem in der
Musik rühmlichst bekannten Pater Anselm Schäbiger verkehrte, wurden
damals die Vesperantiphoueu eines (1786 st) Weingarter Konventualen
Bernhard Wahl von Treffelhausen, welcher seiner Zeit dort Ehorregeut
und eiu vorzüglicher Organist war, aufgeführt und von Ncukomm sehr
belobt. Das Kloster Einsiedelu hatte nämlich nach der Aufhebung des
Stiftes Weingarten, welches von Alters her mit Einsiedelu in Fühlung
stand, viele Musikschätze aus letzterem durch seinen Musikdirektor um
viel Geld ankausen lassen. In Weingarten stand die Kirchenmusik von
Jakob Reiucrs und Michael Kraffs Zeiten au bis zur Aufhebung, also
auch noch im Jahrhundert des Zerfalls der Kirchenmusik, in großer
Blüte. Unter den vielen Komponisten und ausübenden Musikern aus
diesem Gotteshause mögen hier angeführt sein: Anton Ziggeler, Beda
Stattmiller, Christoph Vogl aus Tremersdorf i. Bayern, Ernst Eberlin,
Caldara, Meiugos Rottach aus Leutkirch, Roman 'Maier aus Tettnaug,
Wunibald Schneider aus Wurzach, Johann Bapt. Barmaun aus Jmmen-
stadt (Messenkompouist), Matthäus Hefele aus Hofen, Hieran. Wetzet aus
Horb, Georg Beruard aus Langenargen, Meiugos Gaelle aus Buch bei
Tettnaug, Plac. Mayr aus Kaufbeureu, Steph. Beckler aus Ottobeureu,
Michael Steyer und Martial Mayr ebendaher, Oswald Hespelin aus
Markdorf und Leonhard Rüff aus Buchau. In Weingarten ist auch
ehestens die musics sscrs wieder aufgelebt, sofern am 28. August 1844
auf Veranstaltung des württbg. kath. Musikvereines in der Kirche eine
kleine Kirchenmusikfeier abgehalten wurde; und ist dieselbe ja daun zlvei
Jahrzehnte später daselbst unter dem Musikdirektor Ottmar Dressier sehr
zu Ehren gekommen. Um auf Neukomm zurückzukommeu, so wurden
dessen Kantaten und Oratorien: „Der Ostermorgeu", die „Auferstehung",
„Christi Grablegung", „Himmelfahrt" u. s. w. in der Zeit von 1820
bis 1840 in Oberschwaben mehrfach aufgeführt; jetzt ist aber Neukomm,
der sich mit seinen ea. 750 Nummern entschieden überkomponierte, so
gut wie vergessen. k. Lecll.

Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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